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Was du über die Erzeugung von "Kunstschnee" wissen solltest

Was du über die Erzeugung von "Kunstschnee" wissen solltest Foto: © GEPA

Durch die Wetterkapriolen und die wärmeren Winter infolge des Klimawandels existiert selbst in den Bergregionen keine Schneegarantie mehr. Um in den Tourismus-Hochburgen dennoch stets perfekte Pisten zu liefern, haben sich die Liftbetreiber seit vielen Jahren Gedanken über eine technische Beschneiung gemacht.

Doch wer hätte gedacht, dass dieses Thema bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts in aller Munde war.

Kunstschnee ist älter als der alpine Skilauf in Österreichs Bergen. Aber wie entstand eigentlich der "maschinelle Schnee"?

Im Gegensatz zum natürlichem Weiß, das aus gefrorenem Wasserdampf in der Atmosphäre entsteht, wird der "Maschinenschnee" durch den gezielten Einsatz von Technologien und Maschinen produziert. Wichtig: Für die Schneeproduktion ist hierzulande ausschließlich Trinkwasser erlaubt.

Wasser für die Beschneiung kehrt in den natürlichen Kreislauf zurück

Warum seit vielen Jahren nur Trinkwasser und keine Art von chemischen Zusätzen erlaubt ist, wird klar, wenn man weiß dass beim Abschmelzen der Kunstschneepisten das Wasser wieder in den natürlichen Kreislauf zurückfließt und über eine Quelle neuerlich an die Oberfläche gelangt.

Die innovative Methode der Schnee-Erzeugung ermöglicht es optimale Pisten-Bedingungen zu schaffen, unabhängig von den natürlichen Wetterbedingungen.

Die Technologie wird immer ausgereifter. Inzwischen kann bei sehr geringer Luftfeuchtigkeit (20%) bereits bei bis zu plus 3 Grad Celcius Trockenkugeltemperatur Kunstschnee erzeugt werden.

Ebenso spielt die Wassertemperatur eine wesentliche Rolle. Sie sollte im Idealfall leicht oberhalb des Gefrierpunkts liegen.

Ski1 wirft einen Blick auf die lange Geschichte der maschinellen Beschneiung:

Römerzeit - 300 v.Chr.

Die antiken Römer hatten eine clevere Methode, um Winterspiele auch im Sommer abzuhalten. Im Nachhinein gesehen legten sie schon vor über 2000 Jahren ihre Schneedepots an.

Die Römer transportierten den Schnee im Winter an geeignete Plätze, pressten den Schnee zusammen und isolierten ihn in kühlen Kellern mit Ästen, Gras und Stroh.

Bei Bedarf konnte die Eisblöcke dann später ausgepackt werden. Falls es nicht für die römischen Ski-Meisterschaften reichte, war es auf jeden Fall ausreichend für ein erfrischendes Gelato.

Im Jahr 1806

Frederic Tudor beginnt Eis aus den nördlichen New England Staaten im Nordosten der USA in den Süden Nordamerikas, sogar bis hinunter nach Kuba zu schicken.

Er geht aufgrund seiner innovativen Methode als der "Ice King" von Boston in die Geschichtsbücher ein.

Im Jahr 1845

Der Mediziner John Gorrie konstruierte in Florida die erste Kältemaschine, um seinen von der Hitze geplagten Patienten zu helfen.

Obwohl die Maschine funktionierte, scheiterte eine kommerzielle Nutzung an der Finanzierung.

Im Jahr 1876

Am 7. Januar eröffnete in London die weltweit erste Kunsteisbahn, das "Glaciarium von Chelsea". Die Grundlage der Eisfläche bestand aus einem Betonbelag, der mit Schichten aus Erde, Kuhhaaren und Holz versehen war.

Im Boden wurden Kupferrohre verlegt, durch die eine Dampfmischung aus Glycerin, Äther und Stickstoffdioxid strömte.

Diese besondere Mischung sorgte für das Gefrieren des Wassers und bildete somit die Grundlage für das Kunsteis.

Im Jahr 1954

Die USA stellte das erste Patent für eine Hochdruck-Schneekanone mit Propellerantrieb aus. Das Patent wurde später aufgrund verschiedener Mängel jedoch wieder entzogen.

Erst das im Jahr 1961 erteilte US-Patent für die Propeller-Schneekanone von Alden Hanson bleibt schließlich bestehen.

Im Jahr 1968

Der Bayer Fritz Jakob - auch bekannt als "Herr Holle" - aus der deutschen "Linde Eismaschinen AG", konzipiert die erste europäische Schneemaschine.

Dies war notwendig, da die in den USA entwickelten Schneekanonen in Europa lediglich Wasser versprühten und die Luftfeuchtigkeit in den Alpen zu niedrig war.

Im Jahr 1978

Die britische Firma "Hi-Den Ice" entwickelte die ersten Kunststoffplatten für "Eis".

Bis 1982 erreichten diese Plastikteile bereits 90 Prozent der Gleiteigenschaften von natürlichem Eis und ermöglichten somit das Durchführen von Eistanz-Bewerben selbst in Wüstengebieten und den Tropen, beispielsweise während des Karnevals in Rio.

Im Jahr 2009

In Peking versprüht die chinesische Regierung Chemikalien in die Luft, um eine anhaltende Trockenperiode zu beenden.

Das Ergebnis übertrifft die Erwartungen, da beeindruckende 16 Millionen Tonnen Schnee über der Hauptstadt niedergehen.

Im Jahr 2016

Ein Forscherteam aus Wien hat ein Patent für eine künstliche Schneewolke erhalten, die künftig aus einem Liter Wasser ganze 15 Kubikmeter Schnee erzeugen soll – fast das Achtfache im Vergleich zu herkömmlichen Schneekanonen.

Zusätzlich verspricht die Methode eine umweltfreundlichere Alternative zu sein.

Heute

Die Winter erwärmen sich kontinuierlich, was den Bedarf an Kunstschnee steigen lässt, begleitet von zunehmender Kritik.

Die Beschneiung der Alpen verursacht pro Saison einen Stromverbrauch, der dem von einer halben Million Haushalten entspricht und künstliche Wasserreservoirs führen zu Eingriffen in die Natur. Die Skigebiete versuchen aktuell energie neutral zu arbeiten, in dem sie mit kleinen Wasserkraftwerken eigenen Strom erzeugen.

Auch der Bau von Speicherseen für die Beschneiung unterliegt inzwischen strengen Auflagen.

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