Wer ist Martin Dellenbach? Der Mann ist mit Auto-Waschstraßen zu Geld gekommen. Zu sehr viel Geld. Seine "Delli-Group" hat ein Lizenzsystem für Waschcenter eingeführt, das Geschäft ist in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten immens gewachsen, inzwischen auch in Deutschland. Die Familie bündelt ihre unternehmerischen Aktivitäten in der "Delli Holding AG" mit Sitz in Basel.
Und dort wurde Dellenbach auch erstmals im Fußball auffällig, investierte ab 2018 viel Geld in den Nachwuchs des FC Basel. 2021 endete das Engagement abrupt, ein Machtwechsel in der Führungsriege des Schweizer Großklubs führte zum Bruch.
Van Lierop hat die sportliche Vision
Doch Dellenbach hatte Blut geleckt und in Basel einen Mann kennengelernt, mit dem er seither gemeinsame Sache macht: Percy van Lierop. Der Niederländer ist jener mit der sportlichen Vision und hierzulande kein Unbekannter, war lange in Salzburg, 2011/12 sogar Nachwuchsleiter der "Bullen". Danach heuerte er bei Ajax Amsterdam an, 2020 in Basel. Ein Vertreter der klassischen holländischen Fußballschule. Auch er fiel dem Umbruch bei den Schweizern zum Opfer.
Im Herbst 2021 schlug das Duo mit Unterstützung des ehemaligen Bundesliga-Vorstands und Rapid-Funktionärs Raphael Landthaler dann in Österreich auf, versuchte bei mehreren Fußball-Akademien einzusteigen. Einig wurde man sich dann in Hartberg.
Dellenbach stieg mit der "Delli Sport Invest AG" und der "Delli Sport Management AG" in Hartberg ein, begann damit, eine Akademie aufzubauen. Seither mit an Bord: Michael Steiner. Der Salzburger kennt van Lierop aus gemeinsamen Zeiten in Salzburg, war 2014/15 kurzzeitig Cheftrainer des SKN St. Pölten, danach in der Rapid-Akademie und der ÖFB-Frauenakademie. Und auch er war kurz in Basel, als Jugendleiter.
Wegen der Akademie-Reform des ÖFB ging das alles in Hartberg dann aber ein wenig langsamer voran, als sich das alle Beteiligten gewünscht hätten. Inzwischen wurden die neuen Akademie-Lizenzen aber vergeben, die Hartberger Akademie war erfolgreich.
Schwierigkeiten in Hartberg
Und weil es von Hartberg nach Lafnitz ja nur ein Steinwurf ist, sind die Beziehungen der beiden Klubs seit jeher bestens. Rund ein Dutzend Spieler ist seit Lafnitz‘ Aufstieg in die 2. Liga nach Hartberg gewechselt oder umgekehrt, meistens leihweise.
Da lag es für Dellenbach auf der Hand, Lafnitz zu "retten". Doch obwohl der Schweizer rund 20 Prozent Anteile am TSV Hartberg besitzt, sind ihm dort nur die wenigsten wohlgesonnen. Wenn er seine Pläne durchsetzen will, blitzt er bei Vorstandsbeschlüssen fast immer ab.
Dieses Problem hat er in Lafnitz künftig nicht. Mit van Lierop wird sein engster Vertrauter dort neuer Sportchef, Widerstand ist auch sonst keiner zu erwarten. Also wird offenbar an einem Plan gebastelt, der mehr oder weniger unabhängig von den Hartberger Launen ist.
Eine internationale U21
In Lafnitz sollen Spieler entwickelt und gewinnbringend verkauft werden. Zunächst Kicker, die verpflichtet werden, danach in der eigenen Akademie ausgebildete Talente. Im Sommer erfolgt der Startschuss.
Es soll – in diesem Fall dient gewissermaßen der FC Red Bull Salzburg als Vorbild – eine internationale Mannschaft mit vornehmlich U21-Spielern im Lafnitz-Trikot auflaufen. Keine Rede mehr von Identifikationsfiguren aus der Region.
Der Kaderumbruch ist kein Problem, haben doch nur rund eine Handvoll der aktuellen Lafnitz-Profis einen über den Sommer hinaus laufenden Vertrag.
Unklar ist aber noch, wer auf der Trainerbank sitzt. Semlic ist nicht mit von der Partie, der 40-Jährige hat bereits verkündet, keinen neuen Vertrag mehr zu unterschreiben. Er wird nach erfolgreichen Jahren in Lafnitz den nächsten Karriereschritt machen.
Naheliegend wäre Steiner als Coach, doch der 48-Jährige dürfte sich dazu entschieden haben, weiterhin in der Akademie zu arbeiten.
Wer auch immer neuer Trainer wird, die Richtung ist klar vorgegeben. Denn der SV Lafnitz erfindet sich komplett neu. Und das Duo Martin Dellenbach und Percy van Lierop hat das Sagen.