In der unruhigsten Phase der jüngeren Vergangenheit stand der Zusammenhalt beim Klub aus der Admiral 2. Liga im Vordergrund. "Ich habe versucht, der Mannschaft zu vermitteln, dass man den Leuten im Vorstand vertrauen muss und eine Lösung finden wird. So haben wir dann angefangen zu trainieren. Da muss ich auch der Mannschaft ein riesiges Kompliment ausrichten", so Bierofka, der von Machtkämpfen innerhalb des Vereins ein Lied singen kann.
Erfahrung aus 1860-Zeiten als Vorteil?
Bereits als Trainer der TSV 1860 München war er der Kitt in einem zerstrittenen Klub. "Leider habe ich das schon einmal bei meinem Ex-Verein erlebt, da war es auch turbulent." Anders als bei seinem Herzensverein, schmiss Bierofka diesmal nicht das Handtuch. Im Gegenteil. Mit der dazugewonnen "Erfahrung, Routine und Gelassenheit" aus Sechzger-Zeiten will der 42-Jährige in Innsbruck neu angreifen.
Als drei Wochen nach dem Bruch mit dem "Investor" Sportchef "Alfred Hörtnagl sagte, dass sie jemanden gefunden haben, mit dem sie im Austausch sind, ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es in der Form mit der Mannschaft weitergeht". Dabei richtet Bierofka auch seinen Dank in Richtung Hörtnagl und Co. aus.
"Der Verein hat es sehr transparent in die Mannschaft getragen. Die Verantwortlichen waren sehr offen und kommunikativ. Ich glaube, das ist wichtig, die Mannschaft in solchen Phasen mitzunehmen, bevor sie in der Kabine sitzen und sich selbst etwas zusammenspinnen."
"Mussten Kofler gehen lassen"
Aus wirtschaftlicher Sicht ist es gelungen, sich von Siems abzunabeln. Das Budget wurde reduziert, Neuverpflichtungen blieben dadurch aber auf der Strecke. Mit 21 Feldspielern im Kader besteht kein Überangebot für die neue Spielzeit. "Wir waren erstmal froh, alle in der Mannschaft zu haben. Es stand unheimlich viel auf der Kippe, jetzt ist eine Erleichterung da", erläutert Bierofka.
Während die Abgänge von Markus Wallner, Markus Wostry, Sefik Abali, Anel Hadzic und Felix Mandl bereits länger festgestanden sind, verabschiedete sich Linksverteidiger Thomas Kofler erst kürzlich zum TSV Hartberg. "Wir mussten 'Kofi' (Kofler, Anm.) gehen lassen und konnten ihm die Möglichkeit Bundesliga nicht nehmen. Das Geld werden wir in einen Innenverteidiger reinvestieren", erklärt Bierofka.
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VIDEO - So hat Wacker Innsbruck das dramatische Saisonfinish verdaut:
Als Wunschlösung sticht Ex-WSG-Kicker Stefan Hager hervor, der seit 6. Juli als Trainingsgast fungiert. "Stefan (Hager, Anm.) macht es bis jetzt sehr gut in der Vorbereitung. Es ist eine Option, dass er bei uns bleibt." Ähnlich verläuft die Tendenz bei Rami Tekir, der "einen guten Eindruck macht".
Verpasste Relegation? "Sind dadurch zusammengewachsen"
Wohin die Reise tabellarisch für Innsbruck geht, bleibt abzuwarten. Das dramatische Saisonfinish samt verpasster Relegation ist zumindest aus den Köpfen. Wobei Bierofka auch zugibt: "Bei der Mannschaft hat es länger gedauert als bei mir. Im ersten Moment geht es noch, die nächsten Tage tut es extrem weh. Da musst du aus dem Loch rauszukommen und neue Ziele setzen. Für mich war die große Motivation da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben."
Acht Siege am Stück haben die Möglichkeiten aufgezeigt, ehe im entscheidenden Spiel gegen den FC Juniors OÖ die Nerven verloren gegangen sind. "Ich glaube, der Druck, das Heimspiel vor Fans und das frühe Gegentor haben uns gehemmt."
Die Lehren daraus sind definitiv gezogen worden und halten vielleicht sogar einen positiven Beigeschmack parat. "Ich glaube, wir sind dadurch zusammengewachsen. Jetzt sind wir zwar ein kleiner, aber geschlossener Kader. Wir sind eingespielt, das kann zum Pluspunkt werden, wenn jeder zu Beginn gleich weiß, wo es lang geht. Wir werden schauen, dass wir den Lauf der Rückrunde so weiterziehen."
VIDEO - Die 10 schönsten Tore von Wacker Innsbruck aus der Saison 2020/21: