Tränen bei Daxl: "Tut unendlich weh"
Auch SVR-Boss Roland Daxl kann die Trauer nicht verbergen. Steht mit Tränen in den Augen am Spielfeldrand und in der Mixed Zone.
Während draußen Reifeltshammer seine Ansprache an die Fans richtet, fehlen Daxl noch die Worte. "Es tut unendlich weh", sagt er. Aller guten Dinge seien in diesem Fall nicht drei, weil jedes Jahr 2. Liga für die SV Ried eines zu viel sei.
Auch Johannes Kreidl, der vor dem Spiel als bester Tormann der Saison geehrt wird, findet nur schwer Worte, um seine Gefühle zu beschreiben: "Es ist natürlich extrem bitter für uns, wir hatten uns fest vorgenommen, dass wir dieses Jahr den Titel holen. Es tut sehr weh, das müssen wir jetzt erst einmal verkraften", so der U21-Goalie.
Wie das gehen soll? "Man darf nicht zu viel darüber nachdenken", erklärt er. Denn mehr noch als die Trauer ist bei vielen Spielen der "Wikinger" Ratlosigkeit spürbar.
Suche nach dem Patzer
"Wir haben 16 Spiele nicht verloren, davon elf gewonnen - recht viel besser geht es nicht"
Besonders Ur-Rieder Marcel Ziegl kann das Geschehene nicht verkraften, sagt: "Das tut heuer noch viel mehr weh, als letztes Jahr." Es würde einfach unglaublich schmerzen, wenn am Ende nur zwei Punkte fehlen würden.
Zur Erinnerung: In die Winterpause gingen die Rieder noch mit sechs Punkten Rückstand auf den Meister aus Wattens, zogen zwischenzeitlich vorbei, nur um am Ende doch mit leeren Händen dazustehen.
"Es wäre vermessen zu sagen, dass wir es letzte Woche gegen Klagenfurt verspielt haben. Wir haben 16 Spiele nicht verloren, davon elf gewonnen - recht viel besser geht es nicht", so Ziegl.
35 Punkte holten die Innviertler im Jahr 2019, "viel mehr geht halt nicht", wiederholt das SVR-Urgestein. Seiner Meinung nach, müsse man wohl im Herbst suchen, wenn man die zwei Punkte überhaupt suchen wolle.
Auch sein Trainer Gerald Baumgartner ist voll des Lobes für seine Truppe: "Ein Riesen-Kompliment an die Mannschaft, dafür wie sie im Frühjahr aufgetreten ist. Wir sind SV Ried, gegen uns hängt sich jeder Gegner immer doppelt rein." Das Team habe einen unglaublichen Prozess durchgemacht, wie der Coach sagt, "für jeden der dabei war, war das ein enormer Lerneffekt."
Fans feiern das Team
Nachdem Reifeltshammer seine Ansprache im Mittelkreis beendet hat, machen sich die Rieder auf den Weg zu ihrer Fankurve. Mit deutlichem Abstand stellen sie sich an der Strafraumgrenze in einer Reihe auf.
Was dann folgt ist für einen Zweitligisten wohl einmalig. Die Rieder Ultras stimmen Gesänge an, bejubelen die niedergeschlagenen Spieler und sorgen für unglaubliche Szenen.
Die Mannschaft weiß nicht, was sie davon halten soll. Es macht den Eindruck, als wäre es ihnen unangenehm trotz der verpassten Meisterschaft so gefeiert zu werden.
"Ich muss zugeben, dass ich gerade richtig emotional wurde, als wir da auf die Fans zugegangen sind. Die machen eine Stimmung, wie man es in Österreich vermutlich in keinen drei anderen Stadien findet. Wir hätten ihnen gerne den Aufstieg geschenkt, leider haben wir es nicht geschafft", sagt Marcel Ziegl.
Youngster Marco Grüll, der im Winter kam und mit für die Aufbruchstimmung im Innviertel gesorgt hat konnte sich nur teilweise über den Fanzuspruch freuen: "Solche Fans hat niemand in der Liga, du spielst immer vor über 3000 Zuschauern - das ist wirklich top. Aber man kann sich halt nicht so darüber freuen, weil wir trotzdem nur Zweiter geworden sind."
Versprechen von Reifeltshammer
Doch auch in der Stunde der Niederlage schaffen es die Rieder bereits zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.
"Es war für die Mannschaft, aber auch für mich als Trainer ein sehr intensives Frühjahr. Der Rechner wird jetzt noch etwas weiterlaufen, dann muss man schauen, dass man runterkommt, in der Pause neue Kraft sammelt, eine starke Mannschaft zusammenstellt und dann werden wir wieder angreifen", skizziert Baumgartner seinen Plan für die kommenden Wochen.
Auch Mittelfeldabräumer Ziegl hat seinen Mut schnell wiedergefunden: "Wir werden es nächstes Jahr wieder versuchen." Noch einen Schritt weiter geht Reifeltshammer bei einem Fan-Talk im VIP-Bereich der Arena: "Wir werden nächstes Jahr gemeinsam jubeln", verspricht er. Applaus brandet auf - nicht zum ersten Mal an diesem Abend im Innviertel.