Schüler und die anderen Lehrer hatten ihren Spaß
Und die Sprüche der Kollegen blieben natürlich auch nicht aus: "Die anderen Lehrer haben mich gleich in der Früh gewarnt: 'Wirst sehen, Reini, heute musst du einmal mit einem anderen Bus heimfahren.' Ich habe mich gar nicht ausgekannt, was sie meinen. Dann bin ich zum Skieinräumen runtergegangen und habe den Blau-Weiß-Bus gesehen."
"Die Schüler haben natürlich auch gelacht und mich sekkiert. Aber schlussendlich war es eine Gaudi. Es ist auch kein Problem. Es ist zwar ein Konkurrenzverein von uns, aber da gibt es keine so großen Abneigungen, dass ich nicht mit dem Bus mitfahre", lacht Großalber.
Diese amüsante Episode verdeutlicht jedoch auch die Realität bei einigen Vereinen der HPYBET 2. Liga, die nur bedingt als Profi-Liga konzipiert ist.
Einen Hauptberuf zu haben und nebenher zu kicken, ist bei diversen Klubs gelebte Realität - wenngleich diese beiden Welten nicht immer leicht miteinander zu kombinieren sind. Bei Vorwärts ist man daher bemüht, zunehmend auf Profitum zu setzen - allerdings ohne die Möglichkeit, einem Job nachzugehen, aufzugeben, wie Trainer Gerald Scheiblehner im LAOLA1-Interview verdeutlicht.
Die Herausforderung, Beruf und Fußball zu vereinen
Bei Großalber läuft der Verein mit der adaptierten Herangehensweise offene Türen ein: "Der Verein hat im Winter wirklich viele Hebel in Gang gesetzt, damit die Struktur auf professionellere Beine gestellt wird. Seit dem Start der Frühjahrs-Vorbereitung gibt es ein Vormittags-Training. Wir haben neue Spieler dazubekommen, die Profi-Status haben. Es ist natürlich eine Herausforderung für uns als Team, quasi Amateur- und Profispieler zu vereinen. Aber bis jetzt ist uns das gut gelungen."
Der ganze Kader kann aus beruflichen Gründen natürlich nicht beim Vormittags-Training mit von der Partie sein. Meistens seien es jedoch über zehn Spieler, wie der Kapitän betont.
"Manche Spieler sind in der Arbeit reduziert, so wie ich zum Beispiel. Ich habe eine halbe Lehrverpflichtung. Es geht sich aus, dass ich manchmal beim Vormittags-Training dabei bin, wenn ich einen freien Tag in der Schule habe, manchmal habe ich Unterricht. Aber das ist vom Verein auch so gewollt, dass jene Spieler, die Zeit haben, trainieren sollen. Jene, die arbeiten müssen, sind dann eben am Abend dabei."
Als Amateur-Verein ist es unmöglich
Sollten sich die Oberösterreicher in der Liga etablieren, wäre es jedoch nicht verwunderlich, wenn der Trend noch weiter in Richtung Profis gehen würde - oder zumindest weitere Kompromisse mit dem Arbeitsleben gesucht würden.
"Vielleicht können jene, die voll arbeiten, bei ihrem Job ein bisschen reduzieren. Vielleicht kriegen sie dann mehr Geld bei Vorwärts", schmunzelt Großalber, "es muss sich natürlich von den Lebenserhaltungskosten irgendwie ausgehen."
Alles in allem hat der Herbst beim Aufsteiger Lust auf mehr gemacht, weswegen auch die besagten Lehren gezogen wurden:
"Wir haben versucht, es als Amateur-Verein zu schaffen. Man hat aber gleich gesehen, das ist fast unmöglich. Die anderen Teams haben einfach größere Budgets und bessere Strukturen. Der Verein ist sich dessen bewusst geworden, dass es mit den alten Strukturen nicht möglich ist, dass man sich langfristig sicher in dieser Liga halten kann. Darum schaut man wirklich, an welchen Rädchen man drehen und was man verändern kann, damit mehr in Richtung Professionalität gemacht wird."
Spieler verkaufen Lose
Großalber ist bereits seit Sommer 2012 bei Vorwärts, wo die Spieler durchaus gewillt sind, mitanzupacken, wenn es darum geht, dem Verein unter die Arme zu greifen. So wurden etwa Lose verkauft, um dem Nachwuchs zu helfen und das Trainingslager mitzufinanzieren:
"Der Verein veranstaltet immer einen Weihnachtsmarkt, bei dem wir eine Tombola-Aktion haben. Der Verein und wir Spieler organisieren die Preise. Ein großer Teil des Geldes fließt in unseren Nachwuchsbetrieb, ein kleiner Teil wird zur Trainingslager-Finanzierung genommen."
Im Herbst brauchte Steyr, um sich dem Niveau der Liga anzupassen. Erst im letzten Drittel der Hinrunde ging es bergauf. Laut Großalber habe man gesehen, dass man in jedem Spiel an die Leistungsgrenze gehen müsse, um Punkte einfahren zu können.
Der Wendepunkt im Herbst
"Das Tempo ist höher, die Zweikämpfe werden härter geführt. Schiedsrichter pfeifen nicht mehr so viel wie in der Regionalliga", verdeutlicht der Goalie. Anfangs sei der Umstieg recht gut gelungen, man habe die Leistungen jedoch zu selten mit den nötigen Punkten belohnt:
"Nach ein paar Runden haben wir uns am Ende der Tabelle wiedergefunden. Das war vom Kopf her schwer. Erst gegen Ende des Herbst-Durchgangs haben wir die nötigen Punkte gesammelt."
Der Wendepunkt sei der 2:1-Sieg beim FAC Ende Oktober gewesen: "Da haben wir Sonntagvormittag einen ganz wichtigen Sieg eingefahren, den uns wahrscheinlich keiner zugetraut hätte. Wir hatten viele verletzte und gesperrte Spieler. Da haben wir gesehen, dass es auch mit Kampfgeist geht. Die Reservespieler, die in die Mannschaft gerückt sind, haben uns geholfen, wir sind als Kollektiv näher zusammengerückt und haben uns auf das Wesentliche konzentriert - keine Tore kriegen und vorne irgendwie einen reinhauen. Das war der Startschuss für die guten Spiele am Ende der Herbst-Saison."
Klassenerhalt mit allen Mitteln
Diesen Schwung wolle man nun ins Frühjahr mitnehmen, wie der 32-Jährige unterstreicht: "Es ist gut fürs Selbstvertrauen, zu wissen, dass es nicht unmöglich ist, in der Liga zu bestehen."
Mit diesem Wissen soll auch das logische Ziel erreicht werden: "Der Klassenerhalt ist unser größtes Ziel. Wir wollen mit allen Mitteln probieren, in der Bundesliga zu bleiben."
Vielleicht gelingt es ja bereits am Sonntag im Topspiel bei der SV Ried (24. Februar, 10:30 Uhr LIVE bei LAOLA1) zu überraschen und für einen Zuwachs am Punktekonto zu sorgen.