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Schweinsteiger: "Zaubern kann ich nicht"

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Seit Jänner betreut Tobias Schweinsteiger als Teamchef den FC Juniors OÖ. Gemeinsam mit Cheftrainer Andreas Wieland schaffte er es, die junge Mannschaft frühzeitig zum souveränen Klassenerhalt zu führen.

So verwundert es nicht, dass ihn viele als logischen Nachfolger von Oliver Glasner beim LASK sehen - trotz fehlender Lizenz.

Seine Erfolgsformel setzt sich, wie im Gespräch klar wird, aus vielen Komponenten zusammen. Vor dem Derby bei Blau-Weiß Linz (Sonntag, 10:30 Uhr, im LIVE-Stream und LIVE-Ticker) hat sich Schweinsteiger viel Zeit genommen, um LAOLA1 Rede und Antwort zu stehen.

Der ehemalige Stürmer erklärt, dass er eine ganz klare Vorstellung davon hat, wie ein Team unter seiner Leitung Fußball spielen soll: Offensive ist die Devise.

"Gezwungen würde ich es nicht nennen. Wir haben schon beim ersten Gespräch gemerkt, dass es gut harmonieren könnte. Wir ticken bei unseren Ideen und der Auffassung von Fußball sehr ähnlich."

Über die Arbeit mit Andreas Wieland

"Auf mich ist niemand zugekommen und es hat auch niemand mit mir darüber gesprochen."

Wird Schweinsteiger Glasner-Nachfolger?

LAOLA1: Tobias, du bist seit Jänner beim FC Juniors OÖ, wie waren die ersten Monate in Linz bzw. Pasching?

Schweinsteiger: Sehr gut, ich habe mich gut eingelebt. Ich konnte den Verein und die Strukturen, die Akademie und das gesamte Projekt in Linz gut kennenlernen. Ich durfte das LASK-Training beobachten und denke, dass ich mich auch persönlich weiterentwickelt habe.

LAOLA1: Deine Familie lebt aktuell ja noch in Rosenheim, wie schwer ist das für dich?

Schweinsteiger: Sie kommen mich bei Heimspielen oft besuchen, meistens schon ein wenig früher. Außerdem, dadurch, dass wir fast immer freitags spielen, habe ich am Wochenende frei und kann nach Rosenheim fahren. Es ist natürlich eine kleine Umstellung, aber unter der Woche bin ich mit Arbeit sowieso ausgelastet. Da tut mir die Pause am Wochenende daheim immer sehr gut.

LAOLA1: Aber du wohnst nicht mehr im Hotel in Linz?

Schweinsteiger: Nein, nein. Ich habe mittlerweile eine kleine Wohnung.

LAOLA1: Du warst ja nicht nur beim LASK-Training, sondern auch bei Spielen im Stadion. Wie schätzt du das Niveau der österreichischen Ligen ein?

Schweinsteiger: Also die 2. Liga würde ich auf einer Stufe mit der 3. Liga in Deutschland sehen, vielleicht auch die Top-Teams der deutschen Regionalligen. In der Bundesliga ist es so, dass es einfach ein brutales Leistungsgefälle zwischen den Mannschaften gibt, ganz klar mit Salzburg an der Spitze. Ich denke, da kann man das Niveau schwer einschätzen. Da geht es, wenn man es mit Deutschland vergleichen will, von der Bundesliga bis in die 3. Liga.

LAOLA1: Kommen wir zu deinem Verein. Bei den Juniors war vor eurem Antritt als Trainerteam die Situation sehr schwierig. Woher kommt diese Steigerung im Frühjahr?

Schweinsteiger: Es spielt schon eine Rolle, dass die Jungs die Liga und das Niveau jetzt kennen. Sie haben, als wir angefangen haben, bereits ein halbes Jahr in der 2. Liga absolviert. Aber es ist schon auch so, dass wir als Trainerteam ganz gute Grundlagen in Trainingssteuerung und Analyse hineingebracht haben. Wir haben die jungen Spieler noch mehr sensibilisiert dafür, was es eigentlich heißt, Profi zu sein. Die Fitness der Spieler hat sich verbessert. Natürlich hilft es uns auch, dass die Kooperationsspieler jetzt ausschließlich mit uns trainieren.



LAOLA1: Was bedeutet es für Tobias Schweinsteiger, Profi zu sein?

Schweinsteiger: Es ist viel mehr als nur Training, es gehört mehr dazu, als nur auf den Platz zu gehen, zu spielen und wieder runter zu gehen. Es sind Themen wie Trainingsvor- und nachbetrachtung, Regeneration und natürlich, wie sie Dinge die mir, oder uns, als Trainer wichtig sind, auch umsetzen. Da sind wir auf einem sehr guten Weg.

LAOLA1: Unter dir und Andreas Wieland hat das Team in neun Spielen bereits einen Punkt mehr geholt, als in 15 Runden im Herbst. Ist da auch einmal ein wenig Stolz auf die eigene Arbeit erlaubt?

Schweinsteiger: Es ist natürlich schön für uns als Trainerteam, aber es ist ein Kompliment für den ganzen Staff und natürlich auch die Spieler. Ich habe ja auch bei meiner Präsentation gesagt, dass ich als Trainer viel Wert auf das Offensivspiel lege, jetzt haben wir deutlich mehr Tore geschossen als im Herbst. Das Schöne an so einer jungen Mannschaft ist für einen Trainer aber auch, dass die Arbeit nie aufhört, es gibt immer etwas zu verbessern.

LAOLA1: Was auffällt, in den neun Spielen unter eurer Leitung gab es kein einziges Unentschieden. Zufall, oder Resultat eurer Spielausrichtung?

Schweinsteiger: Da steckt schon ein Teil unserer Mentalität drin. Im Training machen wir es immer so, dass die Verlierer eine Strafe bekommen. Geht ein Spiel unentschieden aus, müssen beide Teams Aufgaben erfüllen. Damit gehen alle schon im Training immer voll auf Sieg. Sie wollen immer gewinnen. Aber es ist natürlich schon Zufall, dass der Spielverlauf dann immer so mitspielt.

LAOLA1: Bei deiner Präsentation hast du erklärt, dass du im Training ein Spiel immer auf ein Vier-gegen-Vier herunterbrichst. Warum?

Schweinsteiger: Das hat sich einfach aus Beobachtungen ergeben. Ich denke, dass nie mehr als drei, vier Spieler in der direkten Ballbesitzumgebung involviert sind bzw. ein Spieler in Ballbesitz gar nicht mehr Spieler wahrnehmen kann.

LAOLA1: Ist es schwer, den Spielern diese Sichtweise zu verdeutlichen?

Schweinsteiger: Überhaupt nicht. Wir sind sowieso eigentlich nie mehr als 16 Feldspieler im Training. Da arbeiten wir ohnehin viel in kleinen Gruppen. Da ergibt es sich bei der Einteilung sowieso meistens, dass es ein Vier-gegen-Vier wird. Der Ansatz ist ja nichts Neues, für mich ist er einfach ganz wichtig sowohl beim Ballgewinn, als auch im eigenen Offensivspiel.

LAOLA1: Und Andreas Wieland teilt deine Auffassung?

Schweinsteiger: Zaubern kann ich nicht. Wenn Andreas, oder alle anderen Trainer der Welt, das Spiel auf ein Sechs-gegen-Zwei beispielsweise herunterbrechen würden, könnte ich nicht plötzlich etwas anderes behaupten.

LAOLA1: Überrascht es dich eigentlich, dass eure Zusammenarbeit sofort so gut funktioniert? Ihr wurdet ja mehr oder weniger zu eurem Glück gezwungen.

Schweinsteiger: Gezwungen würde ich es nicht nennen. Wir haben schon beim ersten Gespräch gemerkt, dass es gut harmonieren könnte. Wir ticken bei unseren Ideen und der Auffassung von Fußball sehr ähnlich. Aber wir sind zwei Typen, die ihre Meinungen sehr stark vertreten, da können auch ordentliche Diskussionen entstehen, die dann aber meistens dafür sorgen, dass wir uns verbessern.

LAOLA1: Gibt es ein Beispiel für so eine Diskussion?

Schweinsteiger: Im letzten Spiel gegen Horn, da waren wir schon 2:0 oder 3:0 vorne und waren uns wegen dem Pressingverhalten nicht einig. Da haben sich wohl auch viele gedacht, was da los ist. Wir führen und die beiden Trainer gehen sich fast an die Gurgel - etwas übertrieben ausgedrückt. Aber wir beruhigen uns dann beide auch recht schnell wieder und in Verbindung funktioniert es, wie gesagt, ausgezeichnet.

LAOLA1: Du warst ja schon als Spieler sehr emotional. Macht dich das bei den Spielern glaubwürdiger, weil sie merken, wie sehr du den Fußball lebst?

Schweinsteiger: Ich hoffe es. Wenn ich ihnen bei einer Ansprache in die Gesichter schaue, denke ich schon, dass ich sie erwische. Dass ich ihnen durch meine Art und Weise das Gefühl gebe, dass wir auch Spiele, in denen es Unentschieden steht,  uch noch gewinnen können. Ich glaube schon, dass es ein Pluspunkt für mich ist.



LAOLA1: Aber für einen emotionalen Menschen ist die Ergebnis-Achterbahn der Juniors sicher nicht so angenehm: 4:0 gegen die Young Violets, 1:5 in Liefering, 6:1 gegen Horn.

Schweinsteiger: Ich muss sagen, dass ich das alles ganz gut einschätzen kann. Natürlich war ich richtig angefressen, dass wir in Liefering so klar verloren haben. Aber ich weiß auch, warum wir uns gegen sie schwer getan haben. Das liegt an unserer Spielweise, die ein sehr hohes Pressing beinhaltet. Dadurch bieten wir dem Gegner häufig Räume. Den haben die Lieferinger durch ihre schnellen Spieler und die individuelle Klasse die sie haben, extrem ausgenützt. Aber ich will meine Spielweise auch nicht umstellen. Wir analysieren das und schauen, wie wir im nächsten Match bessere Lösungen finden.

LAOLA1: Jetzt steht das Derby gegen Blau-Weiß Linz an, herrscht eine besondere Anspannung in der Mannschaft?

Schweinsteiger: Das kann man schon sagen. Wir haben auch vor dem Horn-Match die Jungs daran erinnert, dass sie mit dem Kopf noch nicht beim Derby sein dürfen, sondern sich auf Horn konzentrieren sollen, was sie eindrucksvoll gemacht haben. Dann haben wir ihnen drei Tage frei gegeben, dass sie uns nicht sehen müssen und wir alle mit klarem Kopf in die Vorbereitung gehen.

LAOLA1: Im Herbst schlugen die Juniors den damaligen Tabellenführer Blau-Weiß Linz mit 3:2. Wer ist jetzt der Favorit?

Schweinsteiger: Es ist wie eigentlich immer in dieser Liga: Es gibt keinen Favoriten. Wie die bisherigen Spiele gezeigt haben, kann jeder gegen jeden Punkte holen.

LAOLA1: Aber Blau-Weiß wird sicher für die Hinspiel-Pleite Revanche nehmen wollen.

Schweinsteiger: Das kann ich nicht beurteilen, aber das darf für uns auch keine Rolle spielen. Es kommt darauf an, dass wir unser Spiel wieder durchziehen. Sie haben einen tollen Herbst gespielt, jetzt im Frühjahr spricht die Form vielleicht eher für uns, aber wie gesagt, es gibt keinen Favoriten. Wir wollen die Chance wahrnehmen und mit ihnen in der Tabelle gleichziehen.

LAOLA1: Bei einem Derby sind häufig Tugenden wie Wille und Kampfgeist gefragt. Setzt ihr auch im Derby auf die spielerische Herangehensweise?

Schweinsteiger: Wir stellen uns natürlich auf jeden Gegner anders ein, analysieren, wie wir zum Erfolg kommen können, aber unsere Grundidee ist immer die gleiche. Wir haben aber auch bewiesen, dass wir Spiele dreckig gewinnen können und uns mit unorthodoxen Spielweisen von gegnerischen Mannschaften zurechtfinden können. Es geht mir auch darum, und das ist der nächste Entwicklungsschritt für die Mannschaft, dass sie selbst auf Gegebenheiten reagieren. Ich kann unter dem Spiel nur wenig Einfluss nehmen. Sie müssen selbstständig auf dem Feld punktuelle Veränderung erkennen und vornehmen können. Es geht mir darum, dass sie ein Spiel lesen können, wie man so schön sagt.

LAOLA1: Da der große tabellarische Druck weg ist, kann man an solchen Dingen feilen.

Schweinsteiger: Das mag vielleicht jetzt im Moment zutreffen, aber die Jungs haben sich, auch als wir - auf dem Papier - noch unter Druck standen, weiterentwickelt. Es geht, egal ob für Spieler oder Trainer, immer um die Weiterentwicklung.

LAOLA1: Die Juniors könnten aber auch noch ein entscheidender Faktor im Aufstiegsrennen sein. Es stehen noch die Spiele gegen Wattens, wie auch am letzten Spieltag im Derby gegen Ried an.

Schweinsteiger: Das beschäftigt uns nicht. Wir werden niemandem einen Gefallen tun und ein Spiel nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit angehen. Jeder im Team weiß, dass ich in jedem Spiel vollen Einsatz sehen will. Wir schauen auf uns und wollen am Ende so gut wie möglich dastehen.

LAOLA1: Zum Abschluss ein fast logisches Thema: Oliver Glasner wechselt zum VfL Wolfsburg, Marco Rose zu Gladbach. Wie bewertest du als Deutscher, dass Österreich aktuell so ein Sprungbrett für Trainer ist?

Schweinsteiger: Es spricht ganz einfach für die Ausbildung, die Trainer hier bekommen. Ich habe das bei einer Fortbildung vergangenen Herbst selbst erlebt, stehe da auch immer wieder in Kontakt mit Dominik Thalhammer. Das ist schon eine Auszeichnung für Österreich, dass Trainer die hier arbeiten, so gefragt sind.

LAOLA1: Du wirst von einigen als der logische Nachfolger von Oliver Glasner beim LASK ins Spiel gebracht.

Schweinsteiger: Das liegt einfach daran, dass ich im Trainerstab der Juniors bin. Auf mich ist niemand zugekommen und es hat auch niemand mit mir darüber gesprochen. Ich denke, es gibt beim LASK sehr gute Leute, die diese Entscheidung treffen. Und wie ich eingangs erwähnt habe, habe ich genügend Arbeit bei den Juniors.

LAOLA1: Also wirst du kommende Saison Trainer der Juniors sein?

Schweinsteiger: Davon gehe ich aus.

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