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Optimismus in der Beletage
Eine Fortsetzung des Liga-Betriebs scheint nach positiven Signalen aus dem Gesundheitsministerium wieder wahrscheinlicher. Die Achterbahn der Gefühle dauert nun bereits einige Wochen. Ein Hoffnungsschimmer jagt einen Dämpfer und umgekehrt.
Bei Red-Bull-Salzburg-Geschäftsführer Stephan Reiter macht sich jedenfalls Optimus breit. Der "Optimismus resultiert daraus, dass Gespräche stattgefunden haben und viel Know-How im Konzept steckt", so Reiter. Das Gesundheits- und Hygienekonzept der Bundesliga weist Ähnlichkeiten mit den Plänen anderer Länder auf.
Auch die allgemeine Gesundheitslage stimmt Reiter positiv. Österreich stehe "besser" da als Deutschland, so Reiter, der auch betont, dass Gesundheitsminister Anschober eigentlich dem Vorbild des Nachbarlandes folgen wollte, bevor er am Donnerstag auf die Bremse gestiegen ist.
Reiter ist "positiver als vergangene Woche", auch wenn das Thema vom Gesundheitsministerium "nicht mit der Priorität behandelt wurde", wie er und die Bundesliga sich das gewünscht hätten.
"Ich bin wirklich guter Dinge, bis nächste Woche zu einem positiven Ergebnis zu kommen", sagt Austria-Vorstand Markus Kraetschmer.
Zankapfel zwischen Bundesliga und Ministerium ist das Vorgehen im Falle eines positiven Tests. Ursprünglich wollte das Ministerium, dass im Fall eines positiven Tests die gesamte Mannschaft, und möglicherweise auch der Gegner sowie das Schiedsrichtergespann, aus dem Meisterschaftbetrieb genommen werden muss. Davon sei das Ministerium laut Kraetschmer nun abgerückt. Lediglich ein mehrfach positiv getesteter Akteur müsse in Quarantäne. Die Fortführung der Bundesliga soll Signalwirkung für andere Sportarten haben, so der 48-Jährige.
Dass die Fortführung der Bundesliga ein in der Öffentlichkeit heiß diskutiertes Thema ist, räumt auch Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek ein. Die Entscheidung zur Liga-Fortsetzung in Deutschland gibt aber "Rückenwind" für den österreichischen Fußball.
Wissenschaft soll profitieren
Der Neustart der Bundesliga könnte auch für die Wissenschaft neue Erkenntnisse bringen. Red Bull Salzburg möchte eine wissenschaftliche Studie auf die Beine stellen – mehrere Vereine signalisierten Teilnahme-Bereitschaft. Reiter spricht in diesem Zusammenhang von einer "einmaligen Möglichkeit". "Es gibt de facto keine Zahlen für den Mannschaftssport und das Ansteckungsrisiko", verrät der 48-Jährige.
Dass es erst wieder geregelten Spielbetrieb geben könne, wenn es eine Impfung gibt "kann und will" sich Reiter nicht vorstellen.
In der Bundesliga herrscht zu diesem Thema Einigkeit. Alle Teams haben laut Kraetschmer dem Spieltagskonzept zugestimmt. "Wir lernen jeden Tag dazu", so Kraetschmer, der allen Klubs attestiert "bemüht" zu sein. In der kommen Woche soll Klarheit herrschen, gibt der Vorstand der Austria an.
WSG-Tirol-Trainer Thomas Silberberger spricht auch von einer "tollen Entwicklung" Richtung Spielbetrieb. In Tirol sei man im Bezug auf Schuldzuweisungen zum Hotspot in Ischgl und der nun georteten Übervorsicht jedenfalls "gebrannte Kinder".
Ähnlich wie in Salzburg, wo die Spieler laut Reiter "in den Startlöcher scharren", ist man auch in Wattens bereit, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen – selbt bei einem vorangehenden Trainingslager.
"Jeder ist geil drauf, wieder in Spielrhytmus zu kommen", sagt SKN-General-Manager Blumauer dazu. Er sei "absolut" für die Fortsetzung des Spielbetries. Der 44-Jährige hofft auf Planungssicherheit. Dass man bei einem Abbruch der HPYBET 2. Liga vor dem Abstieg gerettet wäre, hängt Blumauer nicht hoch. "Wir sind für alles vorbereitet", berichtet der General Manager.
Für den Umstand, dass einige Fangruppierungen unglücklich mit Geisterspielen sind, zeigt Rapids Christoph Peschek Verständnis. Auch für Rapid kann das keine Dauerlösung sein, vor allem mit Blick auf die Zuschauerstatistik und die generierten Einnahmen. "Geisterspiele sind nur ein Mittel zum Zweck", betont Peschek, der auf Zuschauer-Einnahmen im zweistelligen Millionenbereich hinweist.
Bundesliga-Aufstockung: Ärger und Verständnis
Liga-Vorstand Christian Ebenbauer konnte am Donnerstag zwar noch keine Entscheidung über die Fortsetzung des Spielbetriebes in Österreich verkünden, eine Aufstockung der obersten Spielklasse ist aber vom Tisch ist, verkündete der 44-Jährige.
Bei der Klubkonfenz der Erst-und Zweitligisten wurde der Antrag der SV Ried und des SK Austria Klagenfurt auf Aufstockung mit überwältigender Mehrheit abgelehnt.
Die beiden Vereine zeigen sich enttäuscht über diese Entwicklung. Ried-Trainer Gerald Baumgarnter moniert, dass der Antrag ohne größere Behandlungen abgelehnt wurde. Bereits im LAOLA1-Interview äußerte der Trainer der Innviertler ähnliche Gedanken. Mehr zur Rieder Lage gibt es hier. >>>
Klagenfurt-Gesellschafter Zeljko Karajica meint, dass man trotz geheimer Abstimmung erkennen konnte, dass vor allem die Erstligisten gegen den Antrag der Top-Zwei aus Liga Zwei waren. Die „Solidarität zwischen den Ligen“ sei groß, so Karajica. Mögliche finanzielle Zwänge der Bundesliga-Klubs, die bei Aufstockung weniger TV-Geld einnehmen könnten, lassen andere Entscheidungen nicht zu, so Karajica.
Während Karajica Solidarität zwischen den Teams der einzelnen Ligen verortet, sieht LAOLA1-Redakteur Harald Prantl keine Solidarität unter den einzelnen Klubs. >>>
Die Abstimmung über die Liga-Erweitung ist zwar im Geheimen abgelaufen, Rapid Wien, Red Bull Salzburg, die Wiener Austria und der SKN St. Pölten machen aber keinen Hehl aus ihrer Ablehung.
Sie haben allesamt gegen die Bundesliga-Aufstockung gestimmt.
Peschek, Reiter und Kraetschmer zeigen zwar Verständnis für den Antrag, betonen aber einhellig, dass das Ziel sei, die 2. Liga auf sportlichem Wege zu Ende zu bringen.
Dieses Unterfangen scheint aktuell zwar unwahrscheinlich, ist aber theoretisch immer noch möglich.
Die Ungleichbehandlung zwischen Erst- und Zweitligisten, was die Trainingsmöglichkeiten betrifft, ist Austria-Vorstand Markus Kreatschmer ein Dorn im Auge. Die Zweitvertretung der Wiener Austria, die Young Violets, mischt in der HPYBET 2. Liga mit.
Den Umstand, dass die Zweitligisten, mit Ausnahme von Austria Lustenau nicht trainiern dürfen, wird Kraetschmar bei der nächsten Sitzung der Bundesliga am Dienstag aufs Tapet bringen.
Auch Ried-Coach Baumgartner sieht darin ein Problem. Die Entwicklung von jungen Spielen, wie die von ÖFB-Nachwuchsnationalteam-Kicker Marco Grüll, sei durch die Maßnahmen der Regierung behindert. Baumgartner hat für das Trainingsverbot kein Verständnis.
Rechtsgutachten "Subjektivmeinung"
Dass die 2. Liga ihren Spielbetrieb wieder aufnahmen kann, bezweifeln Vertreter von Ried und Klagenfurt.
Der Zeitraum dafür sei laut Karajica "nicht absehbar", ein sauberer Spielbetrieb würde sich als "schwierig" gestalten. Dennoch wollen die Kärntner die Saison fertigspielen, so dass Ried oder Klagenfurt aufsteigen könnten, so der Gesellschafter.
Die Sache mit dem Aufstieg möchte auch der Anwalt der SV Ried, Robert Tremel, ohne Gerichtsprozess klären. "Die andere Seite" blockt diese Versuche aber ab, meint Tremel.
"Wir glauben, dass das was unsere Spieler geleistet haben, Wert hat", führt Treml aus.
Dass das von der Kepler-Universität im Auftrag der Bundesliga ausgearbeitete Rechtsgutachten zum Ergebnis kommt, dass es bei Abbruch keinen Auf- oder Absteiger geben soll, stellt laut Treml nur eine "subjektive Meinung" dar. "Man bewege sich in einem Raum, in dem es keine Regeln und Gesetzte gibt", sagt der Anwalt der Rieder. Diese Situation sei Neuland für Fußball-Österreich.
Dass zwei Drittel der Liga absolviert wurden, bietet bereits eine "ausreichende sportliche Grundlage", meint Treml. Den Antrag, dass Mannschaften aus der zweiten Spielklasse den Spielbetrieb in dieser Saison ohne Sanktionen ruhen lassen können, werden die Rieder am Dienstag jedenfalls einbringen. Bundesliga-Vorstand Ebenbauer will diesem Vorhaben allerdings einen Riegel vorschieben.
Auch Karajica hat seine Probleme mit dem Rechtsgutachten. "Uns wir die Chance genommen, auf normalem sportlichen Wege aufzusteigen. Wir sind Herbstmeister, Ried Tabellenführer", daher müsse es mindestens einen Aufsteiger geben, so der Klagenfurt-Gesellschafter. "Gegen dieses Rechtsgutachten werden wir Einspruch erheben", kündingt er an.
Klagenfurt-Sportdirekor Matthias Imhof hat sich über eine mögliche Entschädigungszahlung seitens der Bundesliga bei Nicht-Aufstieg "noch keine Gedanken gemacht".