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Die frische Brise kann auch Rapids Stallgeruch vertreiben

Die frische Brise kann auch Rapids Stallgeruch vertreiben Foto: © GEPA

Zoran Barisic ist also raus beim SK Rapid.

Wirklich überraschend kommt das nicht mehr. Wenn die Spatzen anfangen, ihr Lied vom Himmel über dem Westen Wiens von Hütteldorf bis Auhof zu trällern, haben sie schon ihren Grund dazu.

Rapids Kommunikationslinie ist seit dem Präsidium Alexander Wrabetz samt den Verantwortlichen Markus Katzer und Marcus Knipping: Ruhe um den Verein über alles. Auch, wenn es intern gerade kocht.

Und das hat dem Verein, um den immer so viel Wirbel herrscht, sicher nicht geschadet.

Von daher kann man über das vermeintlich schiefe Bild der Treuebekenntnisse zu "Zoki", die keine 72 Stunden hielten, von außen unken, wie man will: Kein Kommunikationsprofi hätte etwas anderes empfohlen.

Ruhe auf den billigen Plätzen!

Darüber, ob es die richtige Entscheidung war, kann vortrefflich gestritten werden. Das habe auch ich vor Kurzem mit mir selbst gemacht (Kommentar: Macht ein anderer das Gras grün(-weiß)er?>>>), ohne zu einem definitiven Ergebnis zu kommen.

Es gibt Für und Wider dieser Entscheidung, das erneute Aufrollen ist nun obsolet geworden. Die Verantwortlichen, die in der täglichen Arbeit mittendrin sind und es besser wissen müssen, haben sich für eine der beiden Seiten entschieden.

Der Zeitpunkt ist drei Runden vor dem Winter etwas unorthodox, aber den Rahmenbedingungen geschuldet.

Erstens schien die sportliche Situation einfach zu laut nach einer Veränderung zu schreien. Samt einem guten Teil jener, die ihr Wohlbefinden von den Ergebnissen ihres Vereins mitabhängig machen.

Und das wäre womöglich auch direkt in die Gesichter der Verantwortlichen passiert, denn am Samstag steht die Ordentliche Hauptversammlung der Vereinsmitglieder an. Allein vor diesem Hintergrund war eine Signalsetzung gefragt.

Und wie groß wäre der Druck erst geworden, hätten auch die letzten drei Partien vor dem Winter keine zufriedenstellenden Ergebnisse geliefert?

Der Rest-Herbst hat keine Aussagekraft mehr

Zweitens hat sich Markus Katzer mindestens drei Wochen wertvoller Zeit in der Suche nach einem Nachfolger gesichert, die er nun deutlich ruhiger, vielleicht mit mehr Optionen nutzen und schon lange vor dem nötigen Zeitpunkt für die Startphase in die Frühjahrs-Vorbereitung abschließen kann.

Mit Stefan Kulovits bot sich ein Einspringer sehr günstig an, der zuletzt mit Rapid II nach dem Abstieg in die Regionalliga Ost zeigte, wie ein Turnaround geht. Und sich praktischerweise schon in der Winterpause befindet, für seine Hauptaufgabe also kaum Zeit opfern muss.

So gesehen war klar: Wenn Trainerwechsel, dann jetzt.

Viele neue Erkenntnisse hätten die ausstehenden Partien nicht mehr liefern können: Gegen Blau-Weiß Linz und bei Lieblingsgegner WSG Tirol stehen Pflichtaufgaben an, gegen Red Bull Salzburg ist realistische Anspruchshaltung seit Jahren gefragt.

Wenn die Verantwortlichen von der Ablöse überzeugt sind, müssen sie es völlig unabhängig vom Ausgang dieser Partien sein.

Kein Unfähiger

Barisic hinterlässt sicher ein Vermächtnis, das groß genug ist, die Entscheidung richtig schwer gemacht zu haben.

Spielerisch hat sich Rapid zuletzt, abgesehen von einer mangelnden Chancenverwertung, wenig zu Schulden kommen lassen. Ob er daran noch etwas ändern hätte können, werden wir nicht mehr herausfinden.

Dass "Zokis" Arbeit grundsätzlich dazu taugt, Rapid zum Vizemeister zu machen - wie es unter ihm in der ersten längeren Amtszeit dreimal in Folge gelang - hat die Vergangenheit gezeigt. Er ist also gewiss kein "Blinder".

Das schien bei manch gar abschätzig formuliertem Ruf nach seiner Ablöse in Vergessenheit geraten zu sein, obwohl gerade Rapids Anhängerschaft sonst so gern in bessere, vergangene Zeiten blickt.

Aber die Rapid-Verantwortlichen haben sich für ganz frische Impulse entschieden, um der Punktemisere etwas entgegenzusetzen.

Ob es diese sind, die gefehlt haben, lässt sich im Vorhinein mit dieser Ausgangslage nicht abschätzen. Ganz viel "hob i eh scho immer g’sogt!"-Potenzial - für Vertreter beider Seiten.

Mit dem arbeiten, was da ist

Der neue Trainer wird das "Werkl" nicht gänzlich anders rennen lassen. Er wird es nicht können.

Der Kader ist, wie er ist. Und quantitativ ausreichend besetzt. Ob er es qualitativ ist? Die Verantwortungsträger-Riege ist überzeugt genug, um schon im Vorhinein Winterzugängen eine Absage zu erteilen>>>.

Wie schmerzhaft Schlüsselausfälle sein können, haben die Pausen von Nenad Cvetkovic und Guido Burgstaller aber an beiden Enden des Feldes anklingen lassen.

Klar: Spieler, die sich schwer ersetzen lassen. Aber ohne sie wird das Auftreten an den jeweiligen Fronten gleich spürbar limitierter.

Vielleicht wünscht sich ein neuer Trainer ja doch hier und da einen neuen Impuls am Feld, um seine neuen Impulse daneben besser zur Geltung zu bringen.

Wir sind Rapid, und wer bist du?

Er wird es aber auch nicht gänzlich anders rennen lassen sollen.

Neue Philosophien von außen sind nicht gesucht, Rapids Philosophie ist vorgegeben und der neue Trainer soll sich darin nahtlos einfügen.

Wie diese Philosophie - neben einer offensiven, proaktiven Ausrichtung - summa summarum aussehen soll, ist von außen noch nicht ganz in konkrete Leitaspekte zu gießen, auch wenn ihre Anwesenheit immer betont wird. Dass sie die Entwicklung von jungen Spielern beinhalten muss, ist bei Rapid klar.

Frischer Wind kommt nur mit offenem Fenster

Eine große Chance hat der SK Rapid jetzt auf jeden Fall: Den klar zu vernehmenden, oft kritisierten Stallgeruch ein wenig zu verflüchtigen.

Verantwortliche aus dem eigenen Dunstkreis müssen nicht schlechter geeignet sein, aber wenn sich die Linie zu sehr abzeichnet, wird sie zum leicht greifbaren Kritikpunkt, wenn die Resultate ausbleiben.

Die Einsetzung von Marcus Knipping war vor diesem Hintergrund ein Frischekick für den Klub. Aber auch deswegen, weil dem Deutschen eben weitreichende Handlungskompetenzen obliegen.

Ein gewisser Gestaltungsraum sollte dem neuen Mann an der Seitenlinie also schon bleiben. Mehr, als sich Zoran Barisic in manchen Aspekten herausnahm.

Zuallermindest systemseitig war die Linie unter ihm zuletzt schon sehr klar gezeichnet, an der Grenze zur ausbleibenden Adaptionsfähigkeit. Ein Plan B sollte immer intus sein.

Ansonsten ist das Bekenntnis, bei der Suche über den vielzitierten Tellerrand blicken zu wollen, am Ende des Tages auch nur halb so stark.

Dass mit René Maric ein (Ex-)Kandidat sogar aus dem Salzburger Dunstkreis kam, ist aber ein erstes kleines Statement für sich.


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