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Klappt der Durchbruch? Ballo: "Es liegt alles nur an mir"

Klappt der Durchbruch? Ballo: "Es liegt alles nur an mir" Foto: © GEPA

Sommer 2018: Thierno Ballo vollzieht im Alter von 16 Jahren seinen Wechsel in den Nachwuchs des FC Chelsea. Wer bei einer der Top-Adressen der Premier League andockt, gilt naturgemäß als eines der spannendsten Talente Österreichs.

Sommer 2023: Thierno Ballo ist inzwischen 21 Jahre alt und geht in sein zweites Jahr beim Wolfsberger AC. Wirklich erfüllt hat er die damaligen Hoffnungen nicht.

Oder einfach nur noch nicht?

Keine Frage: Die soeben gestartete Saison wird für Ballo eine - wie es so schön heißt - richtungsweisende. Geht man vom Eindruck des vergangenen Wochenendes aus, dann stimmt die Richtung.

Fußballerisch einer der Besten Österreichs

"Ich muss robuster auftreten, ich muss an mich glauben. Die Unterstützung habe ich, hier stehen alle hinter mir. Es liegt alles nur an mir."

Thierno Ballo

"Bei mir war es bei Rapid so, dass es nicht funktioniert hat. Aber das hat mir das Bewusstsein gegeben, dass ich hart an mir arbeiten muss, um den Leute zu beweisen, was Thierno Ballo kann."

Thierno Ballo

Per Doppelpack zeichnete der U21-Teamspieler beim Bundesliga-Auftakt für den 2:1-Heimsieg des WAC gegen dem FC Blau-Weiß Linz verantwortlich. Vor allem sein technisches Gustostückerl beim ersten Treffer wird sich in diversen Saison-Rückblicken wiederfinden.

Spätestens wenn man diese Szene sieht, versteht man, warum Wolfsberg-Trainer Manfred Schmid bereits vor Saison-Start im Gespräch mit LAOLA1 gemeint hat: "Fußballerisch, technisch und von der Schnelligkeit her ist er einer der besten Fußballer Österreichs."

Schmid baute Ballo wieder auf
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Den bisherigen Haken an der Sache verschwieg der 52-Jährige im Nachsatz nicht: "Aber er hat halt nur mit dem Ball arbeiten wollen."

Schmid weiter: "Das hat er jetzt jedoch abgestellt. Er versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten auch in der Defensivarbeit alles zu unternehmen und macht große Fortschritte. Wenn er so weiter macht, stehen ihm alle Türen offen."

Ballo: "Ich denke, jetzt kann ich richtig losstarten"

Ballo ist bestimmt nicht der erste hoch veranlagte Kicker, der seine Schwierigkeiten hatte, sich auf die handelsüblichen Pflichten im Profi-Fußball einzulassen und dafür die Kür bevorzugt hat.

Genau genommen, hat er jedoch auch erst ein volles Jahr im Erwachsenen-Fußball hinter sich. Nachdem seine Leihe zum SK Rapid Wien im Herbst 2021 enttäuschend verlief, ging es zurück in die U23 von Chelsea. Im Sommer 2022 hieß es Wolfsberg statt London.

"Es war sehr gut, um reinzuschnuppern. Ich habe viel gespielt und gelernt, weiß nun, wie die Liga funktioniert, konnte viel Erfahrung mitnehmen. Meine Mitspieler und die Trainer haben mir sehr geholfen", sagt Ballo im Gespräch mit LAOLA1 und schlussfolgert:

"Ich denke, jetzt kann ich richtig losstarten. Ich weiß, was auf mich wartet und wie ich damit umgehen kann."

Warum Wolfsberg der richtige Schritt war

Mit der Entscheidung, den WAC als nächste Karriere-Station gewählt zu haben, sei er jedenfalls zufrieden: "Es passt zu mir. Es ist etwas anderes als mein Leben davor. Es ist ein Schritt weiter, dass ich mehr Spiele und Erfahrung sammle. Das war mir wichtig, deshalb habe ich diesen Weg genommen."

27 Liga-Spiele, sechs Tore und zwei Assists standen nach der ersten WAC-Saison zu Buche. Das ist okay für den ersten Schritt. Im zweiten Schritt ist es aber natürlich ausbaufähig, wenn man dorthin zurück will, was das eigene Talent einst versprach.

Und das will Ballo: "Ich möchte mich weiterentwickeln und mich mit Top-Spielern messen können. Das ist mein Ziel."

Was ihm fehlt, um dieses Level erreichen zu können? "Selbstvertrauen. Ich muss robuster auftreten, ich muss an mich glauben. Die Unterstützung habe ich, hier stehen alle hinter mir. Es liegt alles nur an mir."

Von den Emotionen her sehr down

Vielleicht ist auch Schmid genau der Trainer-Typ, den es braucht, damit dem Offensivspieler endgültig der Knopf aufgeht.

Der Coach heuerte Anfang März im Lavanttal an. Es war eine Phase, in der Ballo unter Vorgänger Robin Dutt über Joker-Einsätze nicht mehr hinauskam. Auch unter Schmid spielte er anfangs bestenfalls eine Nebenrolle.

"In den ersten Wochen war es schwierig. Nach den ersten Trainingseinheiten haben wir viele Gespräche geführt. Er war von den Emotionen her sehr down, nicht glücklich mit seiner Situation", erinnert sich Schmid und unterstreicht:

"Ich habe ihm ganz klar vermittelt, dass nur er das ändern kann, einfach wieder Spaß am Fußball haben muss und sich nicht selbst so viel Druck machen darf."

Ab in die Kraftkammer

"Dem kann ich nur zustimmen. Es stimmt, was der Trainer gesagt hat", bestätigt Ballo und versichert, dass er dank der Unterstützung der anderen Jungs und des Trainers wieder Spaß am Fußball habe.

Vielleicht verzweifeln Supertalente auch schneller, wenn es nicht wie erhofft läuft. Dass sich Ballo laut seinem Trainer zu viel Druck gemacht hat, ist ein Indiz für zu große Ungeduld.

In 47 Spielen für die U21 von Chelsea gelangen Ballo 12 Tore
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"Manchmal läuft es gut, mal nicht. Manchmal braucht man länger, bis man den richtigen Kurs gefunden hat, dann geht dafür alles wieder schneller", sagt Ballo über seine Suche nach dem richtigen Weg, der nun auch eine andere körperliche Herangehensweise beinhaltet:

"Ich bin nicht der robusteste Spieler, deswegen musste ich viel in die Kraftkammer gehen. Ich habe hart daran gearbeitet, um hier viel besser zu werden. Das hat mir auch weiter geholfen."

Beweisen, was Thierno Ballo kann

Eigentlich hat Ballo schon gegen Ende der vergangenen Saison begonnen, die Kurve zu kriegen, als Schmid ihn öfter von Anfang an brachte. Der 21-Jährige dankte es mit drei Toren in den finalen vier Saison-Spielen. Nun der Doppelpack zum Start.

Eines der wichtigsten Teile im Karriere-Puzzle von Ballo ist jetzt wohl, auch die nötige Konstanz zu finden. Dies sollte den angenehmen Nebeneffekt haben, dass medial weniger die Vergangenheit bei Chelsea und Rapid besprochen wird, dafür Gegenwart und Zukunft im Fokus steht.

"Die Leute bei Chelsea haben mir sehr geholfen, ich habe dort viel gelernt", sagt Ballo heute und meint über seine Zeit in Hütteldorf:

"Das hat jeder mal in der Karriere, dass es nicht klappt. Bei mir war es bei Rapid so, dass es nicht funktioniert hat. Aber das hat mir das Bewusstsein gegeben, dass ich hart an mir arbeiten muss, um den Leute zu beweisen, was Thierno Ballo kann."

Fokus auf die Gegenwart

Gelingt dieser Beweis, könnte es irgendwann wieder in jene Sphären gehen, die er ursprünglich in seiner Laufbahn angepeilt hat.

"Jeder will da hin, also wäre es natürlich ein Traum, wieder dorthin zurück zu gehen", sagt Ballo etwa über die Premier League, weiß jedoch gleichzeitig: "Aber zuerst muss ich hier meine Leistungen bringen, den nächsten Schritt machen. Erst später kann ich in die Zukunft schauen."

Sein Fokus würde dem Hier und Jetzt gelten: "Ich habe mir vorgenommen, dass wir unter die Top-6 kommen, ich gute Leistungen bringe, Stammspieler werde und dem Team mit meinen Toren helfe."

Dies ist natürlich eine klassische Floskel. Aber wenn es Balllo gelingt, sie mit Leben zu füllen, könnte im Sommer 2024 ein spannender nächster Schritt folgen.


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