Den harten Cut erneut vermieden
Auch wenn Feldhofer schon Angebote aus dem Ausland hatte, stellt die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte einen Aufstieg dar, das bisherige Highlight in seiner noch jungen Trainerkarriere.
Der Steirer wird das Abenteuer mit klaren Vorstellungen angehen, damit konnte der gerne und regelmäßig gesehene Rapid-VIP-Klub-Gast auch das Entscheidungsgremium der Wiener überzeugen. In dem sich laut Sportchef Zoran Barisic neben ihm, Präsidiumsmitglied und Ex-Rapidler Gerry Willfurth und Direktor Sportmanagement Stefan Ebner mit Präsident Martin Bruckner und Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek auch nicht reine sportliche Kompetenz paarte.
Der Prozess der Trainerfindung sei ein intensiver gewesen, man hätte einige Trainer auf dem Prüfstand gehabt, sie eingeladen und ihnen auf den Zahn gefühlt - auch das bestätigte der Sportchef. Und trotztdem fiel die Entscheidung so aus, wie von vielen Fußball-Fans nach einem kurzen Brainstorming vermutet.
Weil man mittlerweile weiß, wie Rapid tickt. Man hat seine Vorstellungen, bewegt sich in vielerlei Hinsicht in der Vergangenheit, lebt von den Erfolgen von anno dazumals. Den harten Cut, um sich aus der Komfortzone zu bewegen, versucht man zu vermeiden. Deshalb holt man sich Trainer ins Boot, die ihr in der Vergangenheit liebgewonnenes Nest nicht beschmutzen wollen - siehe Peter Schöttel, Zoran Barisic, Goran Djuricin oder Didi Kühbauer, die schon davor eine Zeit mit Rapid verband. Oft wäre es jedoch für den Verein besser, unangenehme Dinge anzusprechen, um nicht weiter im eigenen Saft zu schmoren. Mike Büskens oder Damir Canadi, die zu viel verändern wollten, waren nicht lange gern gesehen.
Feldhofer passt besser als Kühbauer - aber passt das Team dazu?
Auch von Feldhofer ist deshalb nicht zu erwarten, dass er den Laden komplett umkrempelt. Obwohl er mit seiner bisherigen Spielweise durchaus besser ins Anforderungsprofil passt, als es noch die populistische Lösung Kühbauer in der damaligen Krise war, der mit kleinen Vorgänger-Klubs das Heil in einer stabilen Abwehr und dem Umschaltspiel suchte.
Rapid konnte er damit trotz zweimaligen Vizemeistertitels und Europa-League-Teilnahmen nie so richtig den Stempel aufdrücken. Bei Feldhofer sind die Entscheidungsträger "felsenfest überzeugt", dass das menschlich, aber auch von der Philosophie und der Art des Fußballspielens passen könnte.
Immer wieder hörte man im Rapid-Umfeld, warum man es nicht mal mit zwei Stürmern probiert. Das könnte unter Feldhofer so kommen, wenn er das System implementiert, mit dem er beim WAC Erfolg hatte - ein 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld. Kann das Rapid und hat auch die Spieler dafür? Das ist eine andere Frage. Auch ein 3-4-3 packte der Neo-Trainer schon mal aus, setzte auf hohe Ballgewinne und damit kurze Wege zum Tor.
Gut möglich also, dass in den kommenden Transferphasen kein Stein auf dem anderen bleibt. 15 Verträge laufen aus - deshalb hat Rapid einen extremen Handlungsspielraum, den es auszunützen gilt. Gleichzeitig birgt dies jedoch auch ein Risiko, sich nicht zu übernehmen.
Durchgängige Philosophie? Das wäre etwas Neues
Dabei ist noch zu hinterfragen, warum Feldhofer zu Rapids Philosophie passt? Wie schon oft betont, stellte sich in der vergangenen Zeit wiederholt die Frage, wofür Rapid mittlerweile überhaupt noch steht? Welche Philosophie also?
Möglicherweise sehen die Hütteldorfer aber den Trainerwechsel doch als Chance, langsam, mit aller Geduld etwas Nachhaltiges aufzubauen, nicht nur in den Tag hineinzuleben und sich stets einem neuen Trainer anpassen zu müssen, sondern selbst die Linie vorzugeben. Denn ein Zitat in der offiziellen Presseaussendung des SK Rapid lässt besonders aufhorchen:
"Er zählt zu einer neuen, modernen Trainergeneration, setzt auf innovative Arbeitsmethoden und wird mit großem Engagement und Fachkenntnis seine neue Herausforderung antreten. Ferdinand Feldhofer hat bereits bei seinen bisherigen Stationen bewiesen, dass er auf attraktiven Fußball mit einer konkreten Idee setzt und mit seinem Konzept auch Erfolg haben kann. Ganz wichtig war für uns auch, dass er sich mit unserer Spielphilosophie, die sich künftig durch den ganzen Verein ziehen soll, voll identifiziert und diese auch umsetzen will", wird Sportchef Barisic dort zitiert.