Das Kräftemessen zwischen Europacup-Starter und Aufsteiger steht sinnbildlich für die positiven Entwicklungen im Linzer Fußball, der es in der Vergangenheit mitunter nicht immer leicht hatte.
Noch 2013/14 standen sich die beiden Vereine in der Regionalliga Mitte gegenüber.
"Für die Sportstadt Linz ist es richtig gut, dass sich zwei Bundesliga-Vereine messen können, beide haben ein neues Stadion. Der Fußball in Linz lebt, das merkt man alleine schon am Interesse der Leute. Das Derby hat eine große Bedeutung für die Klubs, die Trainer, die Spieler und natürlich auch für die Fans", unterstreicht Sageder.
Es ist das erste Bundesliga-Derby in Linz seit 26 Jahren. Am 31. Mai 1997 traf der LASK kurz vor der Fusion auf den damaligen FC Linz.
Derby-Debüt als Co-Trainer von Blau-Weiß
Gegen dessen Nachfolge-Verein FC Blau-Weiß Linz spielte der LASK bislang elf Derbys – acht davon in der "Ersten Liga", also der früheren zweiten Leistungsstufe.
"Alle, die nicht spielen, werden natürlich enttäuscht sein. Das ist ja völlig logisch. Wenn es nicht so wäre, wäre eh etwas falsch."
Dies bedeutet gleichzeitig, dass es für Sageder nicht das Derby-Debüt ist. Dieses feierte er als damaliger Co-Trainer der Blau-Weißen bereits im Juli 2011 vor sage und schreibe 11.432 Zuschauern auf der Gugl. Die Partie endete 1:1.
"Damals bin ich noch bei Blau-Weiß auf der Bank gesessen. Das Spiel war ein Wahnsinn. Das Stadion war fast voll, die Stimmung unglaublich", erinnert sich der 39-Jährige, der von Dezember 2017 bis März 2019 als Cheftrainer zu BWL zurückgekehrt ist.
Seine Vergangenheit beim Lokalrivalen ist logischerweise kein Geheimnis und auch kein Thema, das er mit besonderem Augenmerk moderieren muss: "Ich bin für alles, was ich erleben durfte, dankbar. Als Fußball-Trainer hat man verschiedene Klubs im Lebenslauf. Jetzt bin ich sehr froh, dass ich Cheftrainer beim LASK sein darf."
Neue Dinge für die Mannschaft
Viel mehr als die Vergangenheit beschäftigt Sageder dieser Tage naturgemäß die Gegenwart, in der es die richtigen Schlüsse aus dem 1:1 gegen Rapid und dem 0:2 bei Sturm zu ziehen gilt.
"Keiner bei uns verliert gerne, weil wir ja auch viel vorhaben", bekräftigt der Oberösterreicher, der seit Wochen betont, dass er sich mit seiner Mannschaft nach seinem Amtsantritt noch in einem Prozess befindet.
"Der Job meines Trainer-Teams und mir ist, dass wir die Themen aufarbeiten, die nicht funktioniert haben und unser Spiel durch Training und Analysen weiterentwickeln. Wir sind sehr realistisch, wo wir gerade stehen. Natürlich haben wir den einen oder anderen jungen, talentierten Spieler dazugekriegt, aber die müssen noch besser in unser Spiel integriert werden. Zum anderen sind für die Mannschaft vielleicht auch ein paar Dinge neu", betont Sageder.
Nach dem dritten Platz der Vorsaison wurde Coach Dietmar Kühbauer abgelöst, mit seinem Nachfolger sollte der Pressing-Fußball nach Linz zurückkehren.
Bereitschaft und Wille
Welche Dinge in diesem Prozess funktionieren eigentlich schon so, wie es sich Sageder vorstellt?
"Man hat in Graz über einige Strecken gesehen, dass wir – wenn wir mutig sind - in der Lage dazu sind, Sturm zu bewegen und Lösungen mit dem Ball zu haben. Wichtig ist, dass wir noch mehr Lösungen im letzten Drittel brauchen, das war einfach zu wenig. Man merkt jedoch, wie gewillt die Mannschaft ist, das umzusetzen, was wir mit ihr vorhaben. Bereitschaft und Wille sind auf alle Fälle da."
Mit Torhüter Tobias Lawal, Filip Stojkovic, Philipp Ziereis, Rene Renner und Robert Zulj stellte der Coach nur fünf Spieler sowohl gegen Rapid als auch gegen Sturm in die Startelf.
Die verletzten Felix Luckeneder und Branko Jovicic wurden in Graz von Andres Andrade und Sascha Horvath ersetzt. Ivan Ljubic, Thomas Goiginger, Lenny Pintor und Moussa Kone rückten für Peter Michorl, Moses Usor, den inzwischen nach Frankreich gewechselten Keito Nakamura und Marin Ljubicic in die Anfangsformation.
Spieler fordern Trainer-Team heraus
Auf Rotationsprinzip zu setzen und trotzdem einen Stamm zu entwickeln, schließt sich für Sageder nicht aus:
"Beides trifft zu. Natürlich wollen wir einen gefestigten Stamm, auf der anderen Seite möchte ich gegenüber den Spielern fair bleiben. Gerade auf den Stürmer- und Flügel-Positionen sind wir mehrfach besetzt. Wer gute Trainingsleistungen bringt, hat es auch verdient, dass er in die Startelf rutscht."
Gerade in der Offensive bietet der momentan 32-köpfige LASK-Kader jede Menge Alternativen. Zu den genannten Herren kommen noch Akteure wie Ibrahim Mustapha oder Florian Flecker, die sich bislang mit der Joker-Rolle zufriedengeben müssen, oder Elias Havel und Husein Balic, die es noch nicht in den Spieltags-Kader geschafft haben.
"Uns als Trainer-Team fordern die Burschen auch heraus. Denn wenn auf einer Position zwei oder drei Spieler in Frage kommen, muss man natürlich ganz genau hinschauen, damit man alles wahrnimmt, was sie uns an Trainingsleistungen anbieten."
Wie hält man einen so großen Kader bei Laune?
In der aktuellen Phase nach Saisonbeginn gibt es im Kader natürlich erste Gewinner und Verlierer. Wie schwierig ist es, alle bei Laune zu halten?
"Es können nur zehn Feldspieler plus Torhüter von Beginn an spielen. Alle, die nicht spielen, werden natürlich enttäuscht sein. Das ist ja völlig logisch. Wenn es nicht so wäre, wäre eh etwas falsch", findet Sageder, der gleichzeitig klarstellt:
"Ich kann nur immer wieder betonen, dass wir jeden Spieler brauchen werden. Jeder Spieler im Kader muss sich jedoch auch den gemeinsamen Zielen unterordnen. Ich biete natürlich auch an, dass wir immer wieder in Erklärungen gehen, warum jemand nicht spielt und was er besser machen kann, damit er spielen wird."
Die Meister-Ambitionen kommen von außen
Dass Qualität und Breite des Aufgebots eine gewisse Erwartungshaltung mit sich bringen, liegt auf der Hand. Mitunter wurde der LASK auch mit Meister-Ambitionen in Verbindung gebracht. Nach der Niederlage in Graz meinte Sageder, dass dies mit der Auftakt-Pressekonferenz der Bundesliga losgegangen sei.
Konkret durch Austria-Kapitän Manfred Fischer und folgenden Sager: "Der LASK kauft ein, als ob sie Meister werden wollen."
Sageder stellt klar: "Wir wissen, dass wir der LASK sind und hohe Ansprüche haben, aber wir haben unsere Ziele völlig realistisch formuliert: Das Erreichen eines internationalen Startplatzes, im Cup weiterkommen und international gute Spiele liefern. Ich habe dann ein paar Mal gelesen, dass wir Meisterkandidat sind. Das ist nicht von uns gekommen."
Schimpfer für Fischer?
Ob er mit Fischer nach dessen Spruch ein bisserl "schimpfen" habe müssen?
"Nein, ich mag das gerne, wenn jemand einen Spruch hat und auch mal einen raushaut. Ich denke nur, dass seine Aussage an sich nicht richtig war", grinst der Coach und konkretisiert:
"Er hat gemeint, dass wir einkaufen würden, als ob wir Meister werden wollen. Wir haben einerseits nicht eingekauft, weil alle Spieler ablösefrei gekommen sind. Andererseits sind viele Talente darunter, die teilweise noch brauchen werden, bis sie sich angepasst haben. Der eine oder andere kommt auch aus einem Trainingsrückstand, weil er später zu uns gestoßen ist. Daher war es inhaltlich falsch."
Was Sageder im Derby sehen will
Damit die Konkurrenz dem LASK weiterhin Meister-Träume unterjubeln kann, braucht es im Linzer Derby definitiv einen Befreiungsschlag.
Alles andere als ein Sieg wäre für den Gastgeber natürlich eine Enttäuschung.
Sageder benennt auch klar, was er sehen will: "Eine Mannschaft, die im Derby aufopferungsvoll um den Sieg kämpft, aber auch mit breiter Brust und Selbstvertrauen ins Spiel geht, damit man klar sieht, dass wir der Favorit sind."