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Welches Liga-Format ist das beste?

LAOLA1 Foto: ©

Endlich ist Schwung in die Debatte um ein neues Liga-Format gekommen!

Nachdem Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer in einem Interview nach vorne preschte, wollen die Vereine gemeinsam mit dem ÖFB noch im Juni das neue Konzept erarbeiten. Es soll bereits ab der Spielzeit 2017/18 in die Tat umgesetzt werden.

Zum aktuellen Zeitpunkt erscheint eine Liga mit 12 oder 14 Mannschaften am wahrscheinlichsten, so Ebenbauer gegenüber dem "Kurier" doch: "Österreich verträgt wirtschaftlich nur 12 Profi-Klubs, maximal 14. Wenn wir gegen eine geschlossene Liga sind – und das bin ich – kann es nur eine nicht zu große Profiliga geben, für die sich dann auch noch mögliche Aufsteiger anbieten."

Tatsächlich wurde in der österreichischen Geschichte bereits einmal mit der 12er-Liga experimentiert. LAOLA1 beleuchtet dieses historische Format genauso wie viele weitere Möglichkeiten. Dazu werden fiktive Ligen anhand der aktuellen Tabellenstände in der Bundesliga, der Ersten Liga sowie den drei Regionalligen erstellt.


Die LAOLA1-Dreierkette widmet Ausgabe 6 dem spannenden Thema "Liga-Reform": Mit Bernhard Kastler sprechen die Redakteure Jakob Faber und Peter Altmann über Lösungen, Gefahren und Versäumnisse, die Markus Kraetschmer aufzeigt:


Das 80er-Jahre Modell: Zwei 12er-Ligen mit Playoff

Ein Playoff-Modell gab es in Österreich schon einmal. 1985 wurden aus zwei 16er-Ligen zwei Zwölfer-Ligen gemacht. Nach einer Hin- und Rückrunde, also 22 Spielen pro Mannschaft, ging der K.o.-Modus los. Dabei duellierten sich die acht besten Teams um den Meistertitel. Die Plätze neun bis zwölf der 1. Division spielten im mittleren Playoff gegen die vier besten Klubs der 2. Division um den Klassenerhalt. Dazu ging es unter den acht schlechtesten Teams der zweiten Leistungsstufe gegen den Abstieg in die Regionalliga, den letztlich drei Vereine hinnehmen mussten. Bis 1993 hielten die Verantwortlichen an dem Modell fest. Richtig bewähren konnte es sich nie. Wohl auch deswegen, weil die große Durchlässigkeit zwischen den Ligen keine kontinuierliche, sportliche Entwicklungsarbeit zuließ. Danach folgte in der Bundesliga die Rückkehr zur Zehnerliga. Wie mit dem Sonderfall Liefering in diesem Liga-System umgegangen werden würde, ist unklar.

1. Division (12 Vereine)2. Division (12 Vereine)
RB SalzburgWacker Innsbruck
RapidLiefering (?)
AustriaAustria Lustenau
AdmiraKapfenberg
SturmWr. Neustadt
Wolfsberger ACAustria Klagenfurt
RiedFAC
MattersburgAustria Salzburg
AltachHorn
GrödigVienna
LASKBW Linz
St. PöltenWattens 
Meister-Playoff (8 Vereine)Mittleres Playoff (8 Vereine)Abstiegs-Playoff (8 Vereine)
RB SalzburgAltachWr. Neustadt
RapidGrödigAustria Klagenfurt
AustriaLASKAustria Salzburg
AdmiraSt. PöltenFAC
SturmWacker InnsbruckHorn
Wolfsberger ACLiefering (?)Vienna
RiedAustria LustenauBW Linz
MattersburgKapfenbergWattens

12er-Liga mit zwei semi-professionellen Regionalligen

Der Playoff-Modus aus den 1980er-Jahren ist heute nicht mehr zeitgemäß. Deswegen könnten die österreichischen Vereine auf eine andere Variante mit zwölf Klubs in der höchsten Spielklasse zurückgreifen. Eine Möglichkeit wäre, dass die Bundesliga-Vereine zunächst jeweils zwei Mal gegeneinander spielen, bevor die Tabelle in ein oberes und ein unteres Playoff geteilt wird. Während die ersten sechs Mannschaften in den verbleibenden zehn Runden (Hin- und Rückspiel) den Meisterteller unter sich ausmachen, würden die letzten sechs gegen den Abstieg spielen. Auf diese Weise käme der Spielkalender insgesamt auf die leicht verträgliche Anzahl von 32 Runden (22 Partien im Grunddurchgang, zehn im Playoff). Auch bei dieser Playoff-Variante könnte der Cut nach 22 Spieltagen aber dazu führen, dass die Vereine eher kurzfristige Ziele im Blick haben anstatt langfristige Entwicklungsarbeit zu leisten. Fraglich bleibt zudem, wie viele Klubs absteigen müssten und welches Liga-Konzept in der zweiten Spielklasse am besten passt. Beim hier gewählten Modell mit zwei semi-professionellen Regionalligen ist zu befürchten, dass die sportliche Lücke zwischen den zwölf Profi-Klubs und dem Rest immer weiter auseinanderklaffen würde.

Bundesliga (12 Vereine)Regionalliga Ost (16 Vereine)Regionalliga West (16 Vereine)
RB SalzburgKapfenbergWacker Innsbruck
RapidWr. NeustadtLiefering
AustriaFACAustria Lustenau
AdmiraHornAustria Klagenfurt
SturmViennaAustria Salzburg
Wolfsberger ACRitzingBW Linz
RiedAmstettenPasching/LASK Amateure
MattersburgParndorfATSV Stadl-Paura
AltachStadlauSt. Florian
GrödigEbreichsdorfWattens
LASKAustria AmateureDornbirn
St. PöltenHartbergAnif
KalsdorfTSV St. Johann
DeutschlandsbergSchwaz
LafnitzEugendorf
AllerheiligenAltach Amateure

Anmerkung: Die Landesverbände Niederösterreich, Wien, Burgenland und Steiermark wurden der Regionalliga Ost zugewiesen; Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg dem Westen.


14er-Liga mit semi-professioneller zweiter Liga

Bundesliga-Vorstand Ebenbauer brachte neben der 12er-Liga auch eine höchste Spielklasse mit 14 Klubs ins Gespräch. Gleichzeitig gab er dabei aber zu Bedenken, ob Österreich wirtschaftlich überhaupt so viele Profi-Klubs verträgt. Denn den letzten Bundesliga-Platz würde nach aktuellem Stand Austria Lustenau einnehmen. Die Vorarlberger haben im ersten Anlauf aber keine Lizenz erhalten. Auch sonst lässt sich nur schwer ein Klub finden, der sowohl die infrastrukturellen als auch die finanziellen Bedingungen erfüllen würde. Austria Klagenfurt hätte beispielsweise ein geeignetes Bundesliga-Stadion, dort scheitert es aber am Geld. Als Unterbau für eine solche Variante könnte eine semi-professionelle zweite Liga fungieren. Darüber dachte zuletzt Bundesliga-Präsident Hans Rinner laut nach. Diese Spieklasse würde - wie der gesamte Amateurbereich - in den Aufgabenbereich des ÖFB und der Landesverbände fallen. Die Frage der Lizenzanforderungen für eine solche "Halbprofi-Liga" ist unklar. Die Vereine, die teilweise tief im Amateurfußball verankert sind, hätten zudem aufgrund der fehlenden regionalen Differenzierung mit hohen Reisekosten zu kämpfen.

Bundesliga (14 Vereine)Halbprofi-Liga (16 Vereine)
RB SalzburgLiefering
RapidKapfenberg
AustriaWr. Neustadt
AdmiraAustria Klagenfurt
SturmAustria Salzburg
Wolfsberger ACFAC
RiedHorn
MattersburgVienna
AltachRitzing
GrödigBW Linz
LASKHartberg
St. PöltenKalsdorf
Wacker InnsbruckPasching/LASK Amateure
Austria Lustenau (?)Wattens
Dornbirn
Anif

16er-Liga mit zwei semi-professionellen Regionalligen

Ein Modell, das Ralf Rangnick in seiner Salzburg-Zeit immer wieder forcierte. Die Bundesliga würde damit noch mehr aufgestockt werden als dies die aktuellen Überlegungen vorsehen. Ein möglicher Nachteil: Die Klubs müssten Einbußen bei den Stadioneinnahmen hinnehmen. Einerseits, weil der Spielkalender mit 30 Runden sechs (und damit drei Heimspiele) weniger als bisher vorsieht. Andererseits, da die besten Teams nur noch zwei direkte Duelle pro Spieljahr gegeneinander hätten. (Womöglich wären diese zwei Partien aber auch deutlich besser besucht als die aktuellen.) Rutschpartien im tiefsten Winter würden zudem ob der geringeren Spielanzahl der Vergangenheit angehören. Sportlich könnte die 16er-Liga zur Entwicklung junger Talente beitragen, würden bei dieser Variante doch verhältnismäßig wenige Mannschaften um den Klassenerhalt spielen, egal ob mit zwei oder drei Fix-Absteigern. Als großes Fragezeichen bleibt, ob in Österreich überhaupt 16 Klubs die sportlichen und wirtschaftlichen Anforderungen für Oberhaus-Fußball erfüllen. LASK-Coach Oliver Glasner spricht sich dennoch klar und deutlich für diese Variante aus - sein Plädoyer seht ihr unten im VIDEO:

Bundesliga (16 Vereine)Regionalliga Ost (16 Vereine)Regionalliga West (16 Vereine)
RB SalzburgFACAustria Klagenfurt
RapidHornAustria Salzburg
AustriaViennaBW Linz
Admira/span>RitzingPasching/LASK Amateure
SturmAmstettenATSV Stadl-Paura
Wolfsberger ACParndorfSt. Florian
RiedStadlauGurten
MattersburgEbreichsdorfWattens
AltachAustria AmateureDornbirn
GrödigSt. Pölten JuniorsAnif
LASKAdmira JuniorsTSV St. Johann
St. PöltenHartbergSchwaz
Wacker InnsbruckKalsdorfWacker Innsbruck Amateure
Austria LustenauDeutschlandsbergEugendorf
Kapfenberg
LafnitzAltach Amateure
Wr. NeustadtAllerheiligenSeekirchen

Anmerkung: Die Landesverbände Niederösterreich, Wien, Burgenland und Steiermark wurden der Regionalliga Ost zugewiesen; Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg dem Westen.


LASK-Trainer Oliver Glasner spricht sich klar für die Aufstockung der Bundesliga aus:


Achter-Liga

Eine Konstellation, die eher selten genannt wird. Gepaart mit schärferen Lizenz-Auflagen für die Infrastruktur könnten auf diese Weise Österreichs acht Top-Vereine in der obersten Spielklasse gegeneinander antreten. Statt 36 Runden wären nur noch 28 Partien pro Verein zu absolvieren. Das Termin-Problem im Winter würde damit gelöst werden. Dafür hätten die Klubs vier Heimspiele weniger. Dieser Ausfall an Einnahmen könnte über Playoffs am Saisonende kompensiert werden. Zum Beispiel, indem man die Europa-League-Plätze unter den besten sechs Teams gesondert ausspielt. Insgesamt erscheint dieses Szenario jedoch unwahrscheinlich.

Bundesliga (8 Vereine)Erste Liga (16 Vereine)
RB SalzburgAltach
RapidGrödig
AustriaLASK
AdmiraSt. Pölten
SturmWacker Innsbruck
Wolfsberger ACLiefering
RiedAustria Lustenau
MattersburgKapfenberg
Wr. Neustadt
Austria Klagenfurt
Austria Salzburg
FAC
Horn
Vienna
BW Linz
Wattens

Das belgische Modell: 16er-Liga mit Playoffs

Komplizierter als in Belgien geht’s wohl nicht. Zunächst spielen alle 16 Teams eine „normale“ Meisterschaft mit 30 Runden. Danach werden die Punkte halbiert und die Vereine nach Platzierungen in Playoffs unterteilt. Die ersten sechs Mannschaften duellieren sich um den Meistertitel, während sich die auf den Plätzen sieben bis 14 gelegenen Teams in zwei mittlere Playoffs aufteilen. Die Sieger dieser beiden Gruppen sowie der Fünfte des Meister-Playoffs spielen anschließend einen Europa-League-Startplatz aus. Zudem bilden der Vorletzte und das Schlusslicht eine Mini-Tabelle, um in vier Spielen den Fix-Absteiger zu ermitteln. Der bessere der beiden Klubs darf in einem weiteren Playoff gegen drei Mannschaften der zweiten Liga um den Klassenerhalt spielen. Manche belgischen Klubs müssen deswegen in der Meisterschaft mehr als 40 Spiele bestreiten. Alleine deswegen scheint dieses Modell für Österreich überhaupt nicht geeignet.

Meister-PlayoffMittleres Playoff IMittleres Playoff IIAbstiegs-Playoff
RB SalzburgRiedMattersburgKapfenberg
RapidAltachGrödigWr. Neustadt
AustriaLASKSt. Pölten
AdmiraWacker InnsbruckAustria Lustenau
Sturm
Wolfsberger AC

Anmerkung: Für das belgische Playoff-Modell wird die fiktive österreichische 16er-Liga in Playoffs unterteilt. Das Mittlere Playoff I bestreiten dabei die auf den Plätzen 7, 9, 12 und 14 klassierten Klubs, während im Playoff II der 8., der 10., der 11. und der 13. gegeneinander antreten.


Polnisches Modell und andere Playoff-Alternativen

Neben der belgischen Liga zeigen andere Länder weitere Playoff-Modi auf. In Polen bestreiten die 16 Klubs ebenfalls 30 Runden, danach wird die Tabelle geteilt, die Punkte halbieren sich und die Vereine spielen innerhalb der beiden Playoffs jeweils noch einmal gegeneinander. Auf diese Weise stehen nach 37 Spielen der Meister, die Europacup-Teilnehmer und Absteiger fest. Neben Polen und Belgien gibt es beispielsweise auch noch in Griechenland und Australien Playoffs. In der A-League qualifizieren sich die besten sechs Teams der Regular Season für das K.o.-System, das nach dem sogenannten „Page-Playoff-Modus“ ausgespielt wird. Dabei ermitteln Meister- und Vizemeister den ersten Finalteilnehmer. Der Verlierer dieser Partie bekommt jedoch noch eine Chance und spielt gegen die beste der vier anderen Mannschaften um den Final-Einzug. Bei den Griechen nehmen die Mannschaften auf den Plätzen zwei bis fünf am Playoff teil. Der Sieger daraus steht in der dritten Runde der CL-Quali, die beiden folgenden Mannschaften spielen in der Europa League.


Die geschlossene Liga

Kein Absteiger, dafür - mit Ausnahme von Wien - je ein Klub pro Bundesland. Ligen wie diese kennen wir aus dem US-Sport. Der Vorteil ist, dass die regionalen Kräfte gebündelt werden und einer kontinuierlichen sportlichen Entwicklung aufgrund des fehlenden Abstiegskampfes nur wenig im Weg steht. Die großen Verlierer einer solchen Reform wären Klubs wie Ried, der WAC oder die Admira, die in diesem Fall den Gang in die zweite Spielklasse antreten müssten. Klingt alles nach einer utopischen Idee, wurde in Österreich aber in ähnlicher Form schon einmal umgesetzt. Bei der Einführung der Bundesliga im Jahr 1974 mussten Donawitz, der Sportclub, Simmering und der GAK zwangsabsteigen, da in der neuen Zehner-Liga nur ein Klub pro Bundesland erlaubt war. Die Ausnahme bildete nicht nur Wien (Rapid und Austria), sondern auch Linz (VÖEST und LASK), da der FC Vorarlberg ein Qualifikationsturnier gegen den LASK verlor.

Bundesliga (10 Vereine)Erste Liga (16 Vereine)
RB SalzburgAdmira
RapidWolfsberger AC
AustriaRied
SturmGrödig
MattersburgWr. Neustadt
AltachLiefering
LASKKapfenberg
St. PöltenA. Lustenau
Wacker InnsbruckAustria Salzburg
Austria KlagenfurtFAC
Horn
Vienna
BW Linz
Hartberg
Wattens
Dornbirn

Die Alpenliga

Oft wurde schon davon geträumt, doch die Bundesliga hat der Alpenliga mittlerweile einen Riegel vorgeschoben. "Eine Umsetzung dieses Formats ist aufgrund einer Vielzahl an Faktoren nicht realistisch und zielführend. Man hat daher beschlossen, dieses Konzept bis auf weiteres nicht weiter zu verfolgen", heißt es in einer Aussendung. Sportlich hätte diese Meisterschaft auf jeden Fall seinen Reiz, doch derzeit ist eine solch länderübergreifende Liga gemäß den FIFA- und UEFA-Statuten schlicht verboten. Abgesehen davon gibt es für die Schweiz momentan nur wenig Anreize für eine Modusänderung, sind die Eidgenossen mit ihrem aktuellen Format doch rundum zufrieden. Puncto Zuschauerzahlen rangiert die Super Leauge europaweit auf dem starken elften Rang, in der UEFA-Fünfjahreswertung liegt man auf dem zwölften Platz.

 

Jakob Faber






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