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Ebenbauer: "Ein Quantensprung der Austria"

Ebenbauer: "Ein Quantensprung der Austria" Foto: © GEPA

Es ist kein Tag wie jeder andere in der Bundesliga-Zentrale. Wenn die Liga die Urteile des Lizenz- und Zulassungsverfahrens veröffentlicht, herrscht in der Regel Aufregung.

So auch diesmal. Mit der Wiener Austria und den zugehörigen Young Violets, dem FC Wacker Innsbruck und dem SKN St. Pölten haben vier Teams bzw. drei Klubs in erster Instanz keine Lizenz für die kommende Saison erhalten.

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Dennoch nennt es Christian Ebenbauer, der Vorstandsvorsitzende der Bundesliga, im LAOLA1-Interview "ein gutes Ergebnis". Und auch die drei Klubs, die aktuell noch durch die Finger schauen, betreffend, wirkt der Wiener größtenteils positiv.

Ebenbauer erklärt, warum er bei der Austria einen "Quantensprung" sieht, wie die Lage des FC Wacker ist, wie es um den SKN St. Pölten steht und warum es mehr als zwei Aufsteiger aus den Regionalligen geben kann.

"Die Lizenz ist keine Sicherheit!"

LAOLA1: 14 Bundesliga- und 14 Zweitliga-Lizenzen wurden erteilt. Ist das eine gute oder eine schlechte Quote?

Christian Ebenbauer: In erster Linie wünschen wir uns immer, dass alle die Zulassung erhalten. Wir haben aber drei Klubs, die nachsitzen. Angesichts der Pandemie und der Entwicklung der letzten Jahre ist es trotzdem ein gutes Ergebnis.

LAOLA1: Beim FC Wacker und der Wiener Austria war es vorhersehbar, beim SKN St. Pölten kommt es doch überraschend. Sprechen wir über diese drei Vereine und beginnen mit der Austria. Ist die Lizenzverweigerung bei der Austria den Umständen geschuldet, dass der Einstieg der Investoren und das Gazprom-Thema zeitlich sehr knapp am Abgabetermin der Lizenz-Unterlagen dran war?

Ebenbauer: Wenn wir zurückdenken, in welcher Situation die Austria vor einem Jahr war, ist das schon ein Quantensprung, wie gut alles funktioniert. Wir sprechen davon, dass jetzt schon die Saison von Juli 2022 bis Juni 2023 geplant werden muss – es ist klar, dass das nicht von einem auf den anderen Tag geht. Nach meinem Wissensstand ist die Lage schon weitaus besser als vor einem Jahr.

LAOLA1: Abgesehen vom Finanziellen ist in der Bundesliga-Aussendung auch zu lesen, dass rechtlich etwas nicht gepasst hat. Was kann man sich darunter vorstellen?

Ebenbauer: Im Zuge eines Umstrukturierungsprozesses in der gesamten Struktur besteht die eine oder andere Nachfrage, wie sich diese Unternehmensstruktur zusammensetzt. Der Senat 5 fordert hier noch Nachbesserungen. Näher kann ich nicht darauf eingehen.

LAOLA1: Sollte die Austria die Lizenz erhalten, startet sie mit minus 4 Punkten in die Saison.

Ebenbauer: Das Sanktionsverfahren wegen der verspäteten Eingabe des Prüfberichts ist ein erstinstanzliches Urteil. Ich gehe davon aus, dass die Austria auch gegen dieses Urteil Protest einlegen wird.

LAOLA1: Bezüglich Austria klingen Sie einigermaßen positiv. Was sagt Ihr Bauchgefühl, wenn Sie Richtung Innsbruck blicken?

Ebenbauer: Wir haben leider alle die letzten Wochen miterlebt. Leider ist bei Wacker Innsbruck das finanzielle Loch auf Basis der 2. Liga etwas größer. Aber auch hier besteht innerhalb der nächsten acht Tage noch die Chance, die Kriterien zu erfüllen.

LAOLA1: Machen Sie sich Sorgen um den FC Wacker?

Ebenbauer: Es geht nicht um Sorgen. Ich würde mich einfach freuen, wenn es alle schaffen.

LAOLA1: Beim FC Wacker scheint es derzeit schon unsicher, ob der Klub die aktuelle Saison überhaupt zu Ende spielen kann.

Ebenbauer: Das ist ein wesentlicher Punkt. Wir sind im täglichen Austausch mit Wacker Innsbruck. Wir haben heute die positive Nachricht erhalten, dass das nächste Heimspiel ordnungsgemäß stattfinden kann. Das Ziel der Lizenzierung ist ja, dass der Spielbetrieb für die ganze Saison gewährleistet ist. Wir trachten danach und hoffen, dass der Klub die Saison ordnungsgemäß beendet.

LAOLA1: Es ist absurd, wenn man sich folgendes vor Augen führt: Als der FC Wacker die Lizenz für die laufende Saison erhalten hat, war noch Matthias Siems Investor. Danach kam Michail Ponomarew mit seinem Überbrückungskredit und jetzt gibt es mit Thomas Kienle einen Quasi-Investor, der noch kein Geld überwiesen hat. Kann so etwas im Rahmen eines Lizenzierungsverfahrens überhaupt vorhergesehen werden?

Ebenbauer: Das ist die Schwierigkeit an der Prognose. Der Senat 5 kann nur anhand der Daten, die abgegeben werden, prüfen, ob das Budget gesichert ist. Die Lizenz ist aber keine Sicherheit. Es können sich jederzeit solche Dinge ereignen wie bei Wacker Innsbruck in dieser Saison.

GEPA

LAOLA1: Kommen wir zum SKN St. Pölten. Die negative Überraschung des Lizenzverfahrens, oder?

Ebenbauer: Ich bin positiv, dass der Klub noch die nötigen Nachweise erbringt, um die Lizenz zu erhalten. Dass es in erster Instanz noch nicht gereicht hat, liegt am Budget. Aber ich glaube, die Fleißaufgabe wird hoffentlich positiv erfüllt werden.

LAOLA1: Es gibt auch etwas Erfreuliches: Mit der Vienna, Stripfing, Hertha Wels und den Sturm Amateuren haben alle vier Aufstiegskandidaten in die 2. Liga die Zulassung erhalten.

Ebenbauer: Da kann man nur gratulieren. Und nach derzeitigem Stand sind auch alle notwendig.

LAOLA1: Nach aktuellem Stand ist in der 2. Liga keine 16er-Liga möglich. Ist es denkbar, dass aus der Regionalliga Mitte und der Regionalliga Ost jeweils zwei Teams aufsteigen, sofern sie in der Abschlusstabelle Erster und Zweiter sind?

Ebenbauer: Das ist als Last-Exit-Szenario grundsätzlich möglich. Die Aufstiegs-Bestimmungen, die wir mit dem ÖFB geschaffen haben, garantieren, dass die notwendigen Mannschaften in den höchsten beiden Spielklassen da sind.

LAOLA1: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es wieder keinen sportlichen Absteiger aus der 2. Liga geben wird. Das ist zumindest ein Wermutstropfen.

Ebenbauer: Wir wünschen uns immer, dass alles am Spielfeld entschieden wird. Wir kennen das Thema seit Jahren, es betrifft nicht nur die 2. Liga, sondern auch die Ligen darunter, vor allem die Regionalligen. Grundsätzlich wollen wir, dass der sportlich qualifizierte Meister auch aufsteigen will. Allerdings unter dem Aspekt, dass dem jeweiligen Klub auch klar ist, ob es für ihn möglich ist und es sich auszahlt. Ich nenne da gerne das Beispiel Lafnitz – der Klub hat letzte Saison als Tabellenführer sehr früh bekanntgegeben, dass er keinen Aufstieg anstrebt, weil das eine Nummer zu groß ist. Es liegt an uns, an den Landesverbänden, am ÖFB, eine Fußball-Pyramide zu bauen, wo der sportliche Aufsteiger auch in die nächsthohe Liga aufsteigen will.

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