Was wiederum die Wiener Austria auf ihn aufmerksam machte. Die "Veilchen" schlugen im Wintertransferfenster 2015 zu und statteten Ronivaldo mit einem Vertrag über zweieinhalb Jahre aus. Zum Kicken kam er dabei nicht ein einziges Mal.
Eine hartnäckige Schambeinverletzung sowie anschließend Probleme mit den Adduktoren und der Leiste verhinderten nicht nur, dass der zum Zeitpunkt seines Wechsels nach Wien 25-Jährige jemals für den FAK in der Bundesliga auflief, sondern brachten sogar seine Karriere in Gefahr.
"Viele Leute haben nach meiner zweijährigen Pause gemeint, dass ich nicht wieder in den Fußball zurückkomme. Keine Chance. Aber Gott hat mir Gesundheit gegeben. Ich habe viel gearbeitet, nur trainiert, und jetzt bin ich sechs Jahre ohne Verletzung", blickt Ronivaldo auf diese harte Zeit zurück.
Aber: "Das ist vorbei. Mein Kopf ist komplett frei, ich bin gesund. Die Leute haben immer gesagt: 'Du bist zu alt für die Bundesliga.' Und jetzt schau! Ich bin ein Arbeiter, ich höre nicht auf diese Worte, sondern arbeite einfach weiter."
"Egal was passiert, wenn ich gesund bin, ist es für mich perfekt"
Eine solch langwierige Verletzung, wie sie Ronivaldo zu bekämpfen hatte, hat schon viele Spieler an ihrem eigenen Körper zweifeln lassen. Viele von ihnen konnten danach nicht mehr an die Leistung vor der Leidenszeit anschließen, waren mangels Vertrauen in die eigene Physis mental blockiert.
Ronivaldo hingegen kam stärker zurück; er kann nun jede verletzungsfreie Minute auf dem grünen Rasen umso mehr wertschätzen: "Egal was passiert, wenn ich gesund bin, ist es für mich perfekt. Wenn heute die Jungs nach einer Woche Verletzungspause sagen, wie schwierig es ist, sage ich: 'Ja, Jungs, ich weiß, aber ich war zwei Jahre verletzt. Behaltet euren Kopf hoch, bleibt positiv und tut das, was nötig ist, dann kommt ihr wieder zurück.'"
Er muss es wissen, denn er kam einst zurück - und wie. Nach den verlorenen zweieinhalb Jahren beim FAK schloss sich Ronivaldo 2017 Austria Lustenau an - und war plötzlich noch torgefährlicher.
Kopfballstärke dank Training im Kinderzimmer
In drei LigaZwa-Spielzeiten im Ländle erzielte der kleingewachsene Knipser 62 Treffer, anschließend für Wacker Innsbruck in zwei Saisonen 34 Tore. Und Blau-Weiß Linz schoss er in der Vorsaison mit 19 Hütten erstmals in die Bundesliga.
Wer mitgerechnet hat, weiß nun, dass Ronivaldo insgesamt 137 Tore in Österreichs 2. Liga auf dem Konto hat. Was weniger Menschen wissen: Damit ist der Brasilianer Rekordtorschütze von LigaZwa.
Noch bemerkenswerter als die Torausbeute an sich ist der Fakt, dass Ronivaldo nicht weniger als 49 seiner insgesamt 161 Karrieretore auf österreichischem Boden laut "transfermarkt.at" mit dem Kopf erzielte - und das bei einer Körpergröße von 1,71 Meter.
"Ich bin nicht so groß, aber das ist meine Spezialität. Ich habe als Kind immer zuhause im Zimmer trainiert, weil es draußen so heiß war. Ich habe den Ball immer auf den Boden und dann gegen die Wand springen lassen, um das Timing zu trainieren. Das war nur Spaß, aber es hat sich als gutes Training für meine Karriere herausgestellt", verrät er sein Erfolgsgeheimnis.
Pauken für die Staatsbürgerschaft
Schon als Kind in seiner brasilianischen Heimat, in der er in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und wo er schon im Alter von acht Jahren neben der Schule arbeiten gehen musste, um seine Familie finanziell zu unterstützen, drehte sich bei Ronivaldo alles nur um Fußball.
Nur bis zum Alter von 15 Jahren drückte er die Schulbank, beim Lernen tat er sich nach eigenen Angaben immer schwer. Umso mühsamer ist es für ihn aktuell, neben seines Daseins als Bundesliga-Kicker stundenlang für den österreichischen Staatsbürgerschaftstest zu pauken.
Die Prüfung für das benötigte Sprachniveau B1 in Deutsch ist mittlerweile erledigt, nun steht er bezüglich der nächsten Schritte in Kontakt mit dem Magistrat Linz.
"Es wäre perfekt für mich und meine Familie, wenn ich die Staatsbürgerschaft bekäme", hofft Ronivaldo auf eine rasche Abwicklung.
Wenn du viele Tore machst, ist es egal, wie alt du bist. Wenn ich viele Tore schieße, bekomme ich die Chance auf eine Vertragsverlängerung.
Schießt sich Ronivaldo zur Vertragsverlängerung?
Seine Zukunft sieht er, unabhängig davon, wie lange die Fußballer-Laufbahn noch andauert, in Österreich. Seine beiden Töchter, die zum Leidwesen des Papas nicht fußballbegeistert sind, sind gebürtige Österreicherinnen und gehen hier zur Schule.
An die Zeit nach der aktiven Karriere hat Ronivaldo noch keine Gedanken verschwendet. Er hofft, dass diese Zeit noch ein gutes Stück entfernt liegt, und dass sein 2024 auslaufender Vertrag bei Blau-Weiß verlängert wird. Bei der aktuellen Torquote wohl keine unberechtigte Hoffnung, trotz seines vermeintlich hohen Alters.
Der sympathische Brasilianer ist sich sicher: "Wenn du viele Tore machst, ist es egal, wie alt du bist. Wenn ich viele Tore schieße, bekomme ich die Chance auf eine Vertragsverlängerung."