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Austria-Trainer Fink: "Ich bin kein Guru"

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Nach dem 2:3 gegen den SK Sturm Graz ist es offiziell: Austria Wien ist noch nicht in der neuen Saison angekommen.

Schon nach vier Pflichtspielen die erste Krise, nach zwei Bundesliga-Runden Tabellenletzter - freilich noch eine sehr frühe Momentaufnahme, aber eine, die Ratlosigkeit zurücklässt.

Trainer Thorsten Fink geht nach der über weite Strecken schwachen Darbietung gegen durch zahlreiche Ausfälle personell aus dem letzten Loch pfeifende Grazer hart mit seiner Mannschaft ins Gericht.

"Wir spielen im Moment nicht so, wie ich das gewohnt bin. Wir spielen langsam und behäbigen Fußball, gewinnen keine zweiten Bälle", moniert der Deutsche.

Schnellstmöglich die Kurve kriegen

Wenn Spieler des Gegners nach der Partie gefragt werden, ob es angesichts der Europacup-Belastung ein Vorteil gewesen sei, dass die Austria mit wenig Tempo gespielt habe, ist es zur Verhöhnung nicht mehr weit.

Die Frage aller Fragen lautet nun: Wie kommen die Veilchen aus ihrer Lethargie heraus?

Denn auch Fink weiß: "Wir müssen schauen, dass wir bis Mittwoch so schnell wie möglich die Kurve kriegen. Denn noch ist nichts verloren. Es sind gerade einmal zwei Saison-Spiele gespielt, und wir haben immer noch die Möglichkeit, in der Europa League weiterzukommen. Das ist natürlich auch das Ziel, damit wir ein positives Erlebnis für das Derby mitnehmen."


Der 49-Jährige gibt zu, dass seine Schützlinge "schon irgendwie daran zu knabbern" hätten - kein Wunder, verläuft die bisherige Spielzeit doch mehr als bescheiden. Im ÖFB-Cup gegen Ebreichsdorf verwandelte man ein 0:0 nach 120 Minuten erst im Elferschießen in den Aufstieg. Im EL-Hinspiel gegen AEL Limassol kam man ebenfalls nicht über eine Nullnummer hinaus.

Fink ist kein Guru

Wie er seine Spieler bis zum Rückspiel auf Zypern wieder aufrichten wolle? Ein Patentrezept kann der frühere Bayern-Kicker nicht anbieten: "Ich bin zwar der Trainer, der immer positiv sein soll, aber die Spieler müssen schon wissen, was die bis jetzt geschafft haben und was sie besser können - ich helfe ihnen ein bisschen dabei, mal gibt es laute Worte, es gibt aber auch Spieler, die gelobt werden müssen. Wir werden bis Mittwoch die richtige Mischung aus Kritik und dem Herausstreichen positiver Dinge finden. Aber wir haben nicht die Zeit, um die Mannschaft großartig aufzubauen."

Nachsatz: "Ich bin kein Guru."

Bis jetzt hätte man es immer geschafft, sich aus schlechten Phasen zu befreien. Diesmal sei es eben am Anfang der Saison und nicht mittendrin, dass die Punkteausbeute mangelhaft ist.

"Wir haben in den letzten zwei Jahren am Anfang auch nicht überragend gespielt, aber irgendwie Punkte geholt", erinnert der FAK-Coach, "wir müssen trotzdem weiter nach vorne schauen."

Foda überrascht die Austria

In den vergangenen beiden Saisonen feierte die Austria unter der Anleitung von Fink in den ersten beiden Meisterschafts-Runden jeweils zwei Siege. Diesmal ist Ursachenforschung angesagt:

"Das einzig Positive, was ich gegen Sturm gesehen habe, ist, dass die Mannschaft doch noch an sich glaubt und noch zwei Tore gemacht hat, nachdem wir 0:2 und 1:3 zurückgelegen sind. Ansonsten war das nicht viel."


Fink gratuliert den Grazern zu ihrer guten Herangehensweise - mit der Variante, per Fünferkette hinten dicht zu machen und schnell umzuschalten, hat Sturm-Trainer Franco Foda seinen Landsmann offenkundig überrascht:

"Sie haben das Spiel aus der Abwehr gut aufgebaut und vor allen Dingen schnell umgeschalten. Eigentlich wollten wir das machen, weil ich wusste, dass sie normalerweise mit hohen Außenverteidigern spielen. Das ist diesmal nicht aufgegangen."

Wirklich gefährlich wurde die Austria meist nur über Standardsituationen, auf diesem Gebiet jedoch durchaus in stattlicher Anzahl. Auch in übrigen Statistiken gab Violett teils klar den Ton an. Davon kann man sich laut Fink jedoch nichts kaufen.

Thema Torsperre vom Tisch

Und auch der Hinweis, dass es zumindest eine positive Erkenntnis sein könnte, das Thema Torsperre für die kommenden Tage vom Tisch zu haben, war für Fink eher ein schwacher Trost, schließlich seien die Treffer aus einem Standard und einem Elfmeter gefallen: "Obwohl die Elfmetersituation gut rausgespielt war, das war positiv."

Generell sei dieses Thema aber eher ein mediales: "Klar bin ich froh, dass wir zwei Tore gemacht haben, dann brauche ich nicht so viel über diese Statistik reden. Aber für mich ist es nicht so wichtig, das ist ja mehr für Journalisten wichtig."

Wobei es vielleicht auch für die Köpfe seiner Spieler nicht unvorteilhaft ist, nicht mehr täglich darauf angesprochen zu werden, wann denn endlich das erste Saison-Tor gelingt.

"Das spielt natürlich immer im Hinterkopf mit", gibt Christoph Monschein zu, "jetzt ist es gelungen, das gibt uns Aufwind."

Im Idealfall genügend Aufwind, um am Mittwoch in Limassol zu beweisen, dass man es besser kann. Ansonsten muss aus dem "Anti-Guru" bis zum Derby vielleicht doch noch ein Psychologe werden.


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