Auf die Frage, warum so etwas Rapid überhaupt passieren könne, wird Barisic ausführlich. "Was uns fehlt? Glück oder einfach Erfahrung oder innere Ruhe vor dem gegnerischen Tor (...) Präzision und Durchschlagskraft. Auch Abgeklärtheit. Wenn ich sehe, dass an der zweiten Stange der beste Kopfballspieler des Gegners ist, dann muss ich mich dorthin orientieren und einen von unseren Kopfballspielern ins Duell schicken", monierte Barisic.
"Fakt ist, dass wir uns immer wieder viele Torchancen herausspielen", so der Rapid-Trainer. Man sei einfach nicht effizient genug, betonte er. Dass man sich für den Aufwand, den man in einer Vielzahl an Spielen betrieben habe, nicht belohne, "verfolgt das Team seit Saisonbeginn."
Grgic: "Verlieren komplett den Schädel"
Ähnlich sahen es auch Barisics Schützlinge. Leopold Querfeld sprach nach dem Abpfiff von "großer Enttäuschung". Es sei billig gewesen, das Spiel am Ende durch einen Standard herzugeben, sagte der Jungstar. Deutlicher und expliziter wurde da schon Neuzugang Lukas Grgic.
"Nach der Roten Karte verlieren wir komplett den Schädel. Dann ist der Schiri auch wieder super drauf", ärgerte sich der 28-Jährige. "Wir müssen cleverer sein und das Spiel töten. Da fehlt uns einfach die Abgeklärtheit. Deswegen sind wir selbst schuld", sagte Grgic. "Wenn wir das 3:0 schießen, ist zusammengeräumt."
Barisics Spieler deuteten es nach dem Spiel nur an, der Trainer sprach es aus. "Die Mannschaft hätte sich heute aufgrund des Spiels drei Punkte verdient gehabt." Darüber wolle er auch mit niemandem diskutieren. Denn jeder, der eine andere Meinung vertrete, habe keine Ahnung vom Fußball, ließ Barisic "Sky" Moderator Michael Ganhör wissen, der bemüht war zu deeskalieren.
WAC: "Hatten das Spiel schon zweimal verloren"
Von einem "gefühlten Sieg" und einem Spiel, das man eigentlich schon zweimal verloren hatte, war hingegen beim WAC die Rede. "Das waren 97 Minuten, die noch unfassbar wertvoll für uns sein können, wenn man sich die Moral anschaut", sagte WAC-Coach Manfred Schmid. Der Ex-Austria-Trainer blieb auch in seinem sechsten Spiel als Trainer gegen Rapid ungeschlagen.
"Für die Mannschaft ist es generell ein sehr schöner Moment. Dass wir zum Schluss noch den Lucky Punch geschafft haben freut mich. Wenn man beim Abpfiff noch das 3:3 macht ist es schon ein gefühlter Sieg", sagte Siegtorschütze Thomas Sabitzer. Nach einem "dummen Tor", das durch zahlreiche "individuelle Fehler" entstanden war, habe man sich zurückgekämpft. "Natürlich hat uns die Rote Karte in die Karten gespielt", betonte Sabitzer.
Von einem sehr "emotionalen Spiel" sprach auch Manfred Schmid. Die Entwicklungen der letzten Woche würden ihn äußerst positiv stimmen, obwohl der WAC bereits seit fünf Bundesliga-Spielen sieglos ist. Immerhin hätten einige Spieler Zeit gebraucht, um sich im Lavanttal zu akklimatisieren.
"Bamba kam mit Trainingsrückstand zu uns, Sabitzer konnte wegen einer schweren Gesichtsverletzung sechs Wochen nichts machen, Altunashvili kam aus der georgischen Liga, wo das Tempo ganz anders ist, Boakye hatte einen Syndesmosebandriss...", gab Schmid ein Personalupdate.
Für ihn bestehe kein Zweifel, dass es sich um einen gewonnenen Punkt handle, obwohl auch das 3:2 für Rapid aus WAC-Sicht zur Unzeit fiel. "Wir haben das Spiel eigentlich schon zweimal verloren gehabt", meinte Schmid mit einem Grinser. Also, beschweren wohl verboten.