Edlinger hat "Ära geprägt"
Der amtierende Rapid-Präsident Martin Bruckner meint zum Ableben von Ehrenpräsident Rudolf Edlinger: "Rudi Edlinger hat eine Ära geprägt und war ein Präsident, der ein echtes Vorbild bleibt. Über die Jahre entwickelte sich zwischen uns ein freundschaftliches Verhältnis, er stand stets bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite ohne öffentlich die Arbeit seiner Nachfolger zu beurteilen. Ich habe auch seinen Rat sehr geschätzt und oft angenommen."
Die Verdienste Edlingers seien nicht hoch genug einzuschätzen, so Bruckner. "Zudem war er ein glühender Anhänger, bis zuletzt war er, wann immer es sein gesundheitlicher Zustand zugelassen hat, bei den Heimspielen unserer Profimannschaft, aber auch bei der von ihm sehr geschätzten Auswahl des SK Rapid II. Auch bei unseren großen internationalen Nachwuchsturnieren für U9- und U15-Mannschaften, die ebenfalls in seiner Amtszeit ins Leben gerufen wurden, war er ein treuer Besucher. Meine persönliche Anteilnahme und jene des SK Rapid gilt der Familie von Rudi Edlinger, sowie allen Wegbegleitern. Wir werden unserem Ehrenpräsidenten stets ein ehrendes Andenken bewahren", wird Bruckner in einer Aussendung zitiert.
"Rudi Edlinger war ein großer Rapidler und auch eine enorm große menschliche Persönlichkeit. In seine Ära fallen großartige sportliche Erfolge und wichtige infrastrukturelle Maßnahmen und Weichenstellungen. Ich bin noch heute sehr stolz, dass ich seit Beginn meiner Tätigkeiten für den SK Rapid im Jahr 2013 immer auf seine Unterstützung zählen konnte und überaus dankbar für zahlreiche interessante Gespräche und Anekdoten", so Rapids Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek, der von einem traurigen Tag für die Rapid-Familie spricht.
Die Hütteldorfer würden das Bundesligaspiel gegen die SV Ried am Sonntag zudem mit Trauerflor bestreiten, bestätigt Peschek. "Unser Klub verliert einen großen Rapidler, unsere Republik einen großen Menschen und Politiker."
Edlinger für Barisic "väterlicher Freund"
Geschäftsführer Sport Zoran Barisic ergänzt: "Ich darf Rudi Edlinger als väterlichen Freund bezeichnen, der mich immer unglaublich unterstützt hat. Vorwiegend ihm habe ich zu verdanken, dass ich nach meiner Tätigkeit als Co-Trainer bei der Kampfmannschaft beim SK Rapid weiterarbeiten und viel lernen durfte. Seine Empathie und Menschlichkeit wird fehlen, ich werde immer die besten Erinnerungen an den Ehrenpräsidenten, an meinen Freund Rudi, in meinem Herzen tragen."
Ehrenkapitän Steffen Hofmann, der von Edlinger persönlich von 1860 München zu Rapid zurückgeholt wurde, sagt: "Der Präsi, wie ich ihn gerne nannte, war ein einzigartiger Funktionär und vor allem Mensch. Er hat unseren Klub über mehr als ein Jahrzehnt wie ein echter Sir und Gentleman geführt, sich bei Erfolgen nie in den Vordergrund gestellt, in schwierigen Zeiten hingegen immer die Verantwortung in der Öffentlichkeit übernommen. Er persönlich war es, der mich nach meinem kurzen Gastspiel in München im Sommer 2006 zu unserem gemeinsamen Herzensklub zurückgeholt hat und ich durfte mit ihm eine weit über Rapid oder den Fußball hinausgehende Beziehung pflegen. Jedes Gespräch mit ihm war eine Bereicherung, er wurde für mich rasch zu einer Art Wiener Opa. Ich bin ihm für alles, was er für unseren Klub, aber auch mich persönlich getan hat, unendlich dankbar."
Lange Jahre in der Politik
Edlinger, am 20. Februar 1940 geboren, war gelernter Lithograf. 1964 stieg er als SPÖ-Bezirksparteisekretär auch beruflich in die Politik ein. 1976 bis 1981 war er Landesparteisekretär der Wiener SPÖ. Von 1969 bis 1986 saß Edlinger im Gemeinderat, die letzten fünf Jahre davon als Klubobmann.
Am 25. Juni 1986 wechselte er als Amtsführender Stadtrat für Wohnbau und Stadterneuerung in die Landesregierung. Im November 1994 übernahm er das Ressort Wirtschaft und Finanzen. Von Jänner 1997 bis Februar 2000 war Edlinger dann Finanzminister. Nach dem Ausscheiden aus der Regierung durch die Bildung der schwarz-blauen Koalition im Jahr 2000 blieb er noch zwei Jahre als Nationalrats-Abgeordneter politisch aktiv.