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Offener Brief der Austria-Bosse

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Das Präsidium des FK Austria Wien wendet sich in Form eines offenen Briefes an die Fans der Veilchen.

"Der Klub wird im Wettkampf mit anderen Vereinen aktuell nicht den Ansprüchen gerecht", wird darin festgestellt.

Gleichzeitig wird jener Teil der Fans in die Pflicht genommen, der zuletzt immer wieder unangenehm aufgefallen ist: "Die Häufigkeit und das Ausmaß an Fehlverhalten weisen jedoch darauf hin, dass einigen wenigen nicht wirklich klar zu sein scheint, wofür die Austria – und damit ist nicht nur der Klub, sondern sind auch Anhänger gemeint – eigentlich steht."

Zudem wird noch einmal eindringlich erklärt, was der "historische Kern unserer Identität, die Austria-DNA" ist.

Präsident des FAK ist der Deutsche Frank Hensel, seine Vizepräsidenten sind Raimund Harreither und Josef Pröll.

Der offene Brief im Wortlaut:

Liebe Austrianer!

Es kommt nicht alle Tage vor, dass wir uns in Form eines offenen Briefes an Euch wenden. Darum bitten wir Euch, ihn in Ruhe zu lesen und durch den Kopf gehen zu lassen, sofern es Eure Zeit erlaubt.

Vorneweg: Wir alle bezeugen dieser Tage eine Austria, die nicht so performt, wie wir uns das erhoffen würden. Und ja, es sind unsere Leistungen und Ergebnisse, die der Grundauslöser für all die Unzufriedenheit, all die Emotionen bilden, die zuletzt große Folgereaktionen hervorgerufen haben. Das ist Fakt, das ist uns klar und dieses Bewusstsein muss ganz deutlich festgehalten werden. Der Klub wird im Wettkampf mit anderen Vereinen aktuell nicht den Ansprüchen gerecht. Punkt.

Und ja, auch das sieht der Verein deutlich: Trotz der Situation im Profi-Bereich gab es in den letzten zweieinhalb Jahren erstaunlich viele, gut funktionierende Projekte, die Teile der Fanszene und der Klub gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Dass es mitunter auch zu kleineren, beidseitigen Enttäuschungen (wobei gerade rund um einen emotionsgeladenen Klub wie die Austria keine Enttäuschung als „klein“ wahrgenommen wird) kommen kann, ist wohl normal und nimmt man in Kauf, wenn man schon einiges zusammen durchgemacht hat. Nichtsdestotrotz wurde bis vor kurzem klar erkennbar aufeinander zugegangen, inklusive einiger Vertrauensvorschüsse – auch wenn diese womöglich nicht immer zur Gänze als solche wahrgenommen wurden.

Die Häufigkeit und das Ausmaß an Fehlverhalten weisen jedoch darauf hin, dass einigen wenigen nicht wirklich klar zu sein scheint, wofür die Austria – und damit ist nicht nur der Klub, sondern sind auch Anhänger gemeint – eigentlich steht. Und hier geht’s nicht darum, welche Positionierung sich ein „moderner Klub“ der Neuzeit zu eigen macht. Nein. Es geht um den historischen Kern unserer Identität, die Austria-DNA, die auf natürliche Weise entstanden ist.

Es war nicht der große Reichtum, der einer extrem „verwundeten“ Austria in der Nachkriegszeit, in einer abermaligen „Stunde null“, wieder zu ersten Erfolgen verhalf. Es waren die Menschen, die an die violette Entwicklung glaubten und es waren die 38.000 Anhänger im Stadion, über die wir 1947/48 zum ersten (Cup-)Titel „danach“ gelangten.

Es war nicht der Glanz oder die Größe, die der alten West-Tribüne ihr einzigartiges Flair verlieh. Nein, ihr wart es, die Fans und Menschen darauf, die der Austria nicht nur einen besonderen Charakter verliehen, sondern für unvergessliche und kultige Anekdoten sorgten – im Großen wie im Kleinen.

Ihr seid es heute, wenn ihr euer unvergleichlich großes Herz für andere Menschen und Schicksale zeigt, das Wohlergehen anderer vor das eigene stellt. Und ihr seid es, wenn ihr nicht nur der eigenen Elf mit riesiger Unterstützung und Geduld zur Seite steht, sondern auch wenn ihr ehemals verdienstvollen Austrianern applaudiert, selbst wenn sie heute ein anderes Trikot tragen.

Wenn ein Austrianer heute stolz ist, beim richtigen Klub zu sein – und ja, damit stößt man dieser Tage auch auf Widerstände –, dann ist er’s nicht, weil die Austria aktuell Sieg um Sieg einfährt und auch nicht, weil er in ihr einen Abklatsch von irgendetwas anderem identifiziert. Er ist es, weil die Austria für weitaus mehr steht. Keine Selbstbeweihräucherung, sondern eine Identität, die sich unsere Anhänger und der Klub über ein Jahrhundert selbst mühevoll erarbeitet haben.

Gerät diese jedoch in Gefahr, betrachtet es der Klub als Verpflichtung gegenüber der eigenen DNA, einzulenken, bevor es – warnende Beispiele sollten bekannt sein – ob des Ausmaßes zu spät ist.

Abschließend möchten wir etwaigen kursierenden Meinungen zum Trotz klarstellen: Unsere Hand bleibt ausgestreckt, unser Wille zum Dialog bleibt groß und die Möglichkeiten, mit Verantwortlichen in Kontakt zu treten, werden laufend mehr.

Wir befürworten weiterhin Vielfalt auf unseren Tribünen, wir hören natürlich die Lauten, wir hören aber auch die Stillen, wir honorieren die für viele gar nicht bekannten Bürden, die Fans auf sich nehmen, um vor Ort zu sein und unsere Farben auch im Privaten zu vertreten, wir respektieren Kritik, sofern korrekt geäußert und danken für jede Unterstützung.

Der Klub und Anhänger mögen sich in ihren Bezeichnungen unterscheiden, aber uns alle eint der Wille, wieder eine starke Austria zu erleben. Lasst uns dies nie vergessen.

GEMEINSAM respektieren, worum es wirklich geht – und am besten am Sonntag damit beginnen!

Mit violetten Grüßen
Das Präsidium des FK Austria Wien

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