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Fredy Bickel: "Canadi stand sich selbst im Weg"

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"Wir sind alle Verlierer, da nehme ich mich nicht aus", konstatiert Sportchef Fredy Bickel beim offziellen Medientermin nach der Beurlaubung von Damir Canadi.

Der 46-jährige Wiener bekommt es jedoch am meisten zu spüren. Wenige Minuten nach dem 0:3 in Ried war für die Verantwortlichen abzusehen, dass es so nicht mehr weitergehen kann.

Über Canadi verliert der Schweizer kein schlechtes Wort, aber: "Er wollte oft zu viel erzwingen, dabei stand er sich mit seinem unbändigen Willen selbst im Weg."

VIDEO: Das sagt Bickel zum Canadi-Aus:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Im Fußball lässt sich nicht alles erzwingen"

Der 51-Jährige hält weiters fest: "Das ist prinzipiell eine positive Charaktereigenschaft, er wollte den unbedingten Erfolg. Aber im Fußball lässt sich nichts erzwingen."

Ein Zeichen dafür war etwa die Auswechslung von Christoph Schösswendter nach nur 38 Minuten gegen Ried, die Canadi viel Kopfschütteln von den Beteiligten einbrachte.

"Das war ein Zeichen, aber das ist nicht aufgegangen. Da muss man zwei Mal überlegen, ob man nicht bis zur Pause wartet. Aber wenn du es erzwingen willst, macht man es sofort. Das spricht für den Trainer, ist aber vielleicht der falsche Ansatz."

In der Länderspielpause wollte Bickel mit seinen Mitarbeitern noch einmal das Ruder herumreißen. Gemeinsam wollte man sich den Weg aus dem Schlamassel bahnen, ohne Erfolg.

Zweifel bestätigten sich mit Auftritt in Ried

Aber, die Zweifel bestanden schon seit längerem: "Ich wusste schon länger, dass es nicht sehr einfach wird, deshalb haben wir auch wirklich viele Diskussionen geführt."

Als einziger Hoffnungsschimmer blieb der Aufstieg in St. Pölten ins ÖFB-Cup-Semifinale. Nach diesem Erfolgserlebnis wurde Bickel bewusst, dass es nun nur mehr zwei Wege gibt:

"Entweder wir nehmen das mit und ziehen daraus Kraft oder es kommt so, wie es in Ried gekommen ist. Nach den ersten Aktionen und dem Resultat war mir dann bewusst, dass ich Telefonate führen muss."

Nach Absprache mit dem Präsidium wurde schlussendlich die Entscheidung gegen Canadi gefällt und ihm diese mitgeteilt. Nach der Rückkehr in Wien wurden auch die Mannschaft und die beiden interimistischen Nachfolger Goran Djuricin und Martin Bernhard in Kenntnis gesetzt.

Diese übernehmen bis Saisonende das Zepter, da ein neues Gesicht, ein vierter Trainer innerhalb einer Saison keinen Sinn gemacht hätte und Bickel vom guten Verhältnis der beiden zur Mannschaft überzeugt ist. Dabei sei es auch nicht ausgeschlossen, dass sich diese für eine Aufgabe über den Sommer hinaus qualifizieren.

"Dann glaubt kein Team mehr daran, was der Trainer sagt"

Um Canadi persönlich tut es dem Sportdirektor leid. "Es ist keine sehr einfache Zeit, die Entscheidungen sind mir sehr schwer gefallen." Vor allem, weil er entgegen anders lautender Meldung ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer gehabt haben soll.

Trotzdem ist der Schweizer davon überzeugt, dass kein einziger Spieler gegen den Trainer gespielt hat, sondern dass in dieser Konstellation sportlich einfach nicht mehr möglich war. Das habe das Debakel in Ried augenscheinlich unter Beweis gestellt.

"Wir mussten ein Zeichen setzen"

Deshalb gab es im Endeffekt keinen Ausweg mehr. Mit nur drei Siegen in 17 Pflichtspielen geht Canadi als schlechtester Rapid-Trainer aller Zeiten in die Geschichte ein. Zudem steckt die Mannschaft mitten im Abstiegskampf.

Ein Impuls war notwendig, um mit einer Mannschaft, die den Kampf um den Klassenerhalt noch nie in dieser Form erlebt hat, zurück in die Spur zu finden.

"Der Kampf gegen den Abstieg ist wirklich akut, das hat jetzt auch jeder bemerkt. Wir können es uns nicht erlauben, noch mehr Risiko zu gehen. Wir mussten ein Zeichen setzen, auch wenn es uns sehr schwer gefallen ist", gibt Bickel zu.

Wie Canadi die Trennung aufgenommen hat? "Sehr professionell, mit extremer Ruhe und Verständnis." Diese Eigenschaften hätten ihm vielleicht davor schon einiges erspart. Lange wird man sich aber mit der Causa Canadi nicht mehr auseinandersetzen können. Für Rapid steht zu viel auf dem Spiel. Das Vertrauen und der Druck liegt nun auf den Nachfolgern "Gogo" Djuricin und Bernhard.

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