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Rieds Fiala: "Wir haben einen klaren Zwei-Jahres-Plan"

Rieds Fiala: "Wir haben einen klaren Zwei-Jahres-Plan" Foto: © GEPA

Die SV Ried stand bereits vor dem letzten Spieltag der Admiral Bundesliga als fixer Absteiger fest.

Nach dem ersten Schock im Innviertel, bei dem sich alle Vereinsverantwortlichen sammeln mussten und einige durch Personalrochaden ausgetauscht wurden, stellt sich langsam aber sicher ein gewisser Optimismus bei den Oberösterreichern ein.

So auch beim nun alleinigen Sportchef Wolfgang Fiala, der nach der Entlassung von Sportdirektor Thomas Reifeltshammer mit der gesamten sportlichen Leitung der Rieder beauftragt wurde.

Im LAOLA1-Interview gibt der 35-Jährige Einblicke in Gefühlswelt des Traditionsklubs und verrät das eine oder andere Kaderdetail für die kommende Saison:


LAOLA1: Wie geht es Ihnen persönlich nach dem Abstieg der SV Ried in die Admiral 2. Liga?

Wolfgang Fiala: Mit dem Abstieg ist das Worst-Case-Szenario für den Klub, die Fans und die Menschen in der Region eingetroffen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es handelt sich dabei um unterschiedliche Gründe, die wir genauestens analysiert haben. Dennoch ist das Verfehlen der Saisonziele ein triftiger Grund, eine Neuausrichtung zu ermöglichen. Es muss sich einfach etwas verändern. Genau das werden wir jetzt machen.

LAOLA1: Wo liegen denn nun die konkreten Gründe für den Rieder Abstieg? Nur vier Siege aus 32 Partien sprechen eine klare Sprache.

Fiala: Natürlich. Man muss zuallererst einmal sagen, dass es für den Abstieg keine Ausreden gibt. Es ist schlicht inakzeptabel, so eine Saison zu spielen. Trotzdem gibt es diverse Punkte, die eine Rolle gespielt haben, wie die Verletzungen oder Pech mit der einen oder anderen Schiedsrichterentscheidung, nach denen Spiele in der entscheidenden Phase auch anders hätten ausgehen können. Zudem haben wir in der Offensive einfach nicht die Qualität gehabt, um in der Bundesliga zu bestehen. Ich denke, das Wichtigste ist, dass wir jetzt weiter selbstkritisch sind, die eigenen Fehler analysieren und daraus lernen.

LAOLA1: Wäre eine potenziell entscheidende Schwäche auch die Performance in der zweiten Halbzeit, in der man klares Tabellenschlusslicht ist?

Fiala: Ich denke, dass die Statistik in der 2. Halbzeit und die fehlende Konstanz bei Heimspielen entscheidende Gründe für den Abstieg sind. Wir konnten in den entscheidenden Momenten nicht mehr zulegen, das hat die SV Ried in der Vergangenheit immer ausgezeichnet und groß gemacht. Wenn dann auch noch viele Verletzte dazukommen, dann ergibt das eine sehr nachteilige Kombination, die natürlich nicht förderlich ist. Aber natürlich haben wir das auch analysiert und dementsprechende Handlungen gesetzt. Wobei wir uns bewusst sind, dass wir alle gemeinsam Schuld an der aktuellen Situation haben.

LAOLA1: Können Sie bezüglich der bisherigen Analyse ein aktuelles Stimmungsbild der Mannschaft geben?

Fiala: Ein sportlicher Abstieg ist natürlich mitunter das Schlimmste, das ein Sportler in seiner Karriere neben Verletzungen, Vereinslosigkeit, etc. erleben kann. Insofern war die Stimmung am Ende nicht sehr gut, das ist aber völlig klar. Trotzdem müssen wir das Beste aus der Situation machen, das habe ich den Spielern bei den Gesprächen auch kommuniziert. Nur in so einer Situation ist eine nachhaltige und radikale Veränderung möglich. Ganz allgemein glaube ich, dass man sich in so einer schwierigen Situation charakterlich auch sehr gut weiterentwickeln und womöglich Erfolge in der Zukunft noch härter arbeiten wird und mit Misserfolgen besser umgehen wird können.

 

Samuel Sahin-Radlinger gilt als treuer Rückhalt im Kasten der "Wikinger".
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LAOLA1: Apropos Zukunft den Kader betreffend: Wie sieht es mit der Planung für die kommende Spielzeit aus? Kann man Spieler wie Samuel Sahin-Radlinger mit in die 2. Liga nehmen?

Fiala: Samuel hat keinen Vertrag für die 2. Liga, aber wer den „Sami“ kennt, der weiß, dass er mit vollem Herz bei unserem Verein mit dabei ist. Von dem her halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass er bleibt. Aber natürlich muss in der Situation, seien es familiäre, sportliche oder finanzielle Aspekte, am Ende für alle Beteiligten alles passen.

LAOLA1: Laufen sonst mit anderen Leistungsträgern wie Marcel Ziegl oder Stefan Nutz aktuell Gespräche?

Fiala: Ich hatte schon vor dem letzten Spiel gegen den WAC sehr intensive Tage, in denen ich mit jedem Spieler, Betreuer und Trainer Vier- bis Sechs-Augen-Gespräche geführt habe. Dabei haben wir den Spielern klar, offen und fair mitgeteilt, was ihre möglichen Zukunftsperspektiven bei der SV Ried sind. Gerade bei Spielern wie Marcel Ziegl, der eine Legende und ganz wichtige Stütze im Verein ist, sind wir guter Dinge, auch weil er die Situation persönlich wiedergutmachen will. Auch bei Stefan Nutz weiß man, dass er ein absoluter Unterschiedsspieler ist, der zwar gerade verletzt ist, jedoch auch Gespräche mit uns führen wird. Wir würden ihn natürlich gerne im Innviertel behalten. Fix kann ich dazu aber auch noch nichts sagen.

LAOLA1: Kann man sich also berechtigte Hoffnungen auf eine Fortsetzung des berühmten „Nutz“-Passes im Innviertel machen?

Fiala: Man kann sich Hoffnungen machen, obwohl auch seine Zukunft offen ist und auch bei ihm private Gründe eine Rolle spielen werden. Seine Reha verläuft gut, er macht große Fortschritte und man merkt, dass er nochmal richtig angreifen will. Trotzdem müssen wir abwarten und schauen, wie sich die Situation rund um ihn entwickeln wird.

 

SVR-Trainer Senft soll das Ruder in der kommenden Saison herumreißen.
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LAOLA1: Mit Maximilian Senft konnte man den aktuellen Cheftrainer im Innviertel halten. Wie froh ist man über seine Vertragsverlängerung?

Fiala: Wir haben unter Max zum Teil gute Leistungen gebracht, leider haben wir uns dafür nicht belohnt. Es sind, wie schon erwähnt, einige Dinge gegen uns gelaufen. Wie er da reagiert hat, trotz Verletzungen und umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen, war einfach unglaublich professionell. Medial und intern so souverän und überzeugend aufzutreten, ist schon sehr gut. Zwar ist das Saisonziel Klassenerhalt nicht erreicht worden, dennoch ist Max der ideale Trainer, um die Ziele in der kommenden Saison zu erfüllen. Wobei ihm auch eine Sommervorbereitung, in der er der Mannschaft noch mehr seinen Stempel aufdrücken kann, hilfreich sein wird. Deswegen wird es in Ried im nächsten Jahr auch keine Trainerdiskussion geben.

LAOLA1: Herrscht trotz des nötigen Optimismus generell Angst vor einem Aderlass innerhalb der Mannschaft?

Fiala: Nein, Angst vor einem Aderlass haben wir nicht, ganz im Gegenteil. Ich denke, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, auf allen Ebenen etwas zu verändern. Es muss sich auch jeder Spieler hinterfragen, was er falsch gemacht hat. Es ist schon augenscheinlich gewesen, wie wenig sich die Mannschaft in dieser Saison selbst geregelt hat, speziell nach den Ausfällen von Sahin-Radlinger, Ziegl oder Stefan Nutz. Die klassische „Kabine“, in der Zusammenhalt gelebt wird, war am Ende dann nicht mehr so vorhanden. Unsere Aufgabe ist nun neues Personal, sowohl in der Mannschaft, als auch in deren Umfeld zu finden, damit wir unsere neu eingeführte Spielidee mit unserem 3-4-3 bzw. 3-4-1-2-System, das wir schon im letzen Jahr in der Akademie installiert haben, bestmöglich umgesetzt werden kann.

LAOLA1: Können Sie vielleicht schon einen ersten Namen nennen, den ihr konkret am Schirm habt?

Fiala: Wir haben noch nichts Fixes, deswegen werde ich vorab keine Namen von potenziellen Verpflichtungen nennen. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir die 2. Liga sehr genau analysiert haben und nun wissen, aufgrund der Analyse der Kaderstruktur der letzten Aufsteiger und der Überprüfung der erfolgsrelevanten Statistiken, was es braucht, um in der 2. Liga bestehen zu können. Daraus haben wir einige Erkenntnisse für unsere weitere Kaderplanung, auf Basis unserer Spielidee, herausgefiltert und sind mit den nötigen Spielertypen, die wir brauchen, in Gesprächen. Vorrang hatten aber die eigenen Spieler, mit denen wir zuerst reden wollten. Danach geht es mit 100 Prozent in die Planungen für die nächste Saison.

LAOLA1: Sucht man Verstärkungen demnach mehr in der Offensive, oder doch in der Defensive?

Fiala: Eine offensichtliche Erkenntnis aus der letzten Saison ist, dass wir ein Defizit in der Offensive hatten, weshalb wir uns dahingehend umschauen werden müssen. Die 2. Liga ist für uns eine andere Herausforderung. Wir werden sicher dominanter sein als in der Bundesliga, weshalb es dann auch andere Typen braucht. Generell ist es in Österreich ja so, dass die zwei Profiligen sehr intensiv geführt werden und es immer mehr Mannschaften gibt, die unabhängig der Mannschaftsstärke hoch pressen. Wir brauchen also einen guten Mix, die Offensive ist in der kommenden Kaderplanung aber sicher ein großes Thema.

Thomas Reifeltshammer war bis zu seiner Entlassung über 30 Jahre bei den Riedern engagiert.
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LAOLA1: Peilen Sie mit den Verstärkungen den sofortigen Wiederaufstieg an?

Fiala: Wir haben einen ganz klaren Zwei-Jahres-Plan, den wir budgetär auch schon aufgestellt haben. Demnach gehen wir jetzt einmal mit dem Ziel, in der 2. Liga eine tragende Rolle zu spielen, in die kommende Saison. Wir verändern sehr viel und nach jedem Veränderungsprozess braucht es bekanntlich Stabilität. Man sieht ja an der Historie, dass ein direkter Wiederaufstieg fast schon eine Sensation wäre. Das hat laut meinen Informationen zuletzt der FC Linz in der Saison 1995/96 geschafft. Daher brauchen wir Ruhe und keine Nervosität nach dem ersten Unentschieden der Saison. Wie knifflig die Situation ist, sieht man ja an den Beispielen Admira und St. Pölten, die nach dem Abstieg beide schwierige Spielzeiten hatten. Deswegen müssen wir gemeinsam einen Weg verfolgen, was bei uns ganz sicher passieren wird. Meine Aufgabe wird es dabei sein, im Umfeld des Vereins für eine Art Aufbruchstimmung zu sorgen, auch wenn es mit den Ergebnissen nicht vom ersten Spieltag an klappen sollte. Die Richtung muss für alle zu sehen sein, wir müssen jetzt alle gemeinsam in die Zukunft schauen.

LAOLA1: Trotz intensiver Liga wollen Sie aber dennoch unter den Topmannschaften dabei sein?

Fiala: Wie bereits erwähnt ist seit über 25 Jahren kein Absteiger direkt wieder aufgestiegen. Wir wollen einfach die richtigen Schritte setzen, viel Substanz in der Mannschaft und dem Verein aufbauen und im 2. Jahr aufsteigen. Wir wollen unsere Verhaltensweisen in Offensive und Defensive stärken und dann werden wir sehen, wo wir am Ende der Saison stehen. Im nächsten Sommer werden wir unsere Schlüsse ziehen, den Kader verstärken und erneut voll angreifen. Dass wir vorne dabei sein wollen, ist klar. 

LAOLA1: Die Kaderverantwortung liegt nach der Entlassung von Thomas Reifeltshammer allein in Ihren Händen. Was waren die ausschlaggebenden Gründe für seine Entlassung und wie sehen die Aufgabenverteilungen nun aus?

Fiala: Zuerst möchte ich mich bei Thomas für die gute Zusammenarbeit bedanken. Die Entscheidung hat aber im Endeffekt das Präsidium getroffen, mir steht es jetzt gar nicht zu, das zu bewerten. Max und ich wollen unseren 5-Punkte-Plan durchziehen, der neben der veränderten Kultur im Verein und der genannten Einführung des Spielkonzeptes auch die Einbindung der Akademie vorsieht. Ich bin ein sportlich Verantwortlicher, der immer den ganzen Verein im Blick hat. Ich war jetzt 3 Jahre Akademie-Leiter und habe jetzt erstmals alleinige Verantwortung für die Profis. Ich will aber im gesamten Verein den sportlichen Weg vorgeben, weshalb auch die „Jungen Wikinger“ weiter in meiner Verantwortung liegen werden und ich auch häufig die Spiele der Akademie besuchen werde. Wichtig ist, dass wir unsere Idee durch alle Bereiche im Verein durchziehen, da möchte ich sportlich die notwendigen Entscheidungen autonom treffen können. Ich habe aber natürlich eine Informations- und Berichtspflicht an unser Präsidium, so wie das in vielen anderen Vereinen auch der Fall ist. Einige wenige große Entscheidungen brauchen auch das Go des Präsidiums. Dennoch unterliege ich keinen Einschränkungen und werde die nächsten zwei Jahre hoffentlich positiv gestalten können. Am Ende bin ab jetzt ich gemeinsam mit Max Senft für die sportliche Entwicklung des Vereins verantwortlich.

Das Interview führte Simon Brandel



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