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Sturm: Kreissl nach Auszeit Technischer Direktor

LAOLA1 Foto: ©

Andreas Schicker wird der neue Geschäftsführer Sport des SK Sturm, doch auch sein Vorgänger Günter Kreissl bleibt den Grazern erhalten.

Der 45-Jährige kehrt nach einer Auszeit mit Anfang Oktober als Technischer Direktor zu den "Blackies" zurück. Dies verkünden die Steirer am Montag bei einer Video-Pressekonferenz.

"Man könnte sagen, die Positionen werden getauscht - Günter wird in allen wesentlichen sportstrategischen Fragen die rechte Hand von Andreas Schicker", umschreibt Präsident Christian Jauk die neue Aufgabe des 45-Jährigen und zollt dem bisherigen Sportchef Respekt:

"Wer Kreissl bestellt, kriegt auch Kreissl - Günter hat seine gesamte Emotion und Leidenschaft hineingeworfen. Er hat eine unglaubliche Beziehung zu diesem Verein aufgebaut. Man hätte fast sagen können, er kommt aus der Fankurve und ist als junger Mensch hier aufgewachsen."

Drei Monate Auszeit

Konkret ist der zeitliche Ablauf wie folgt: Bis zum 30. April bleibt Kreissl im Amt des Geschäftsführers Sport. Am 1. Mai übergibt er selbiges an Schicker, bleibt jedoch bis 30. Juni in unterstützender Funktion beim Verein.

Danach folgt eine dreimonatige Auszeit - ein Wunsch, den der frühere Torhüter in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder geäußert hatte.

"Die Position des Technischen Direktors wird vor allem über Personalthemen definiert sein, das heißt ganz stark auch was das Scouting von Spielern betrifft. Aber wir wollen auch ganz massiv in den Trainer-Sektor investieren. Als Verein tust du gut daran, den Trainer-Bereich im deutschsprachigen Markt gut zu überblicken. Basierend auf diesen Erkenntnissen werde ich weit Teil des Personal-Planungsteams bleiben - gemeinam mit dem Geschäftsführer Sport und dem jeweiligen Trainer-Team", so Kreissl.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Ich war sehr lange in der zweiten Reihe und glaube, dass sehr viele Cheftrainer, mit denen ich arbeiten durfte, grundsätzlich das Gefühl hatten, dass ich unterstützend bin und mich nicht nach vorne drängen möchte."

Günter Kreissl

Darum ist Rollentausch kein Problem

Schicker wird nun also der Vorgesetzte seines bisherigen Chefs. Kreissl hatte bereits im Februar im LAOLA1-Interview angekündigt, dass solch ein Rollentausch funktionieren könne, wenn man "uneitel genug" sei.

Kreissl ist nach wie vor optimistisch, dass die Zusammenarbeit mit Schicker aufgrund des guten Verhältnisses der beiden funktionieren werde:

"Ich erwarte mir überhaupt keine Probleme. Ich erwarte schon, dass es am Anfang für mich das eine oder andere Mal geben wird, wo ich mir denke: 'So, jetzt musst du einfach den Mund halten, du bist nicht in der vollen Verantwortung.' Da gilt es, die Ideen im Hintergrund an die betroffenen Personen weiterzugeben. Aber ich denke, das ist auf jeden Fall zu schaffen."

Trotzdem sei es immer gut, "ein paar Spielregeln" aufzustellen: "Bis zum 30. April werde ich den Geschäftsführer noch auskosten und genauso leben, wie ich es immer getan habe. Ab 1. Mai werde ich versuchen, mich massiv zurückzunehmen und vor allem die Kommunikation Andi zu überlassen."

Kreissl war schon oft in der zweiten Reihe

Kreissl verweist darauf, dass er Zeit seiner Karriere - ob als Spieler oder Trainer - "oft in einer Assistenzrolle" tätig gewesen sei. "Ich durfte zehn Jahre Fußballprofi sein, davon war ich leider viel zu lange zweiter Torhüter", grinst der 45-Jährige und meint weiter:

"Innerhalb der Mannschaft hatte ich meist eine unterstützende Rolle. Ich war dann viele Jahre als Assistenz- oder Tormanntrainer in Trainerstäben. Ich war sehr lange in der zweiten Reihe und glaube, dass sehr viele Cheftrainer, mit denen ich arbeiten durfte, grundsätzlich das Gefühl hatten, dass ich unterstützend bin und mich nicht nach vorne drängen möchte. Das heißt, es hat schon einmal gut funktioniert."

Zudem würde diesem Schritt zurück der Wunsch zugrundeliegen, sich wieder intensiver mit der eigentlichen Materie auseinanderzusetzen. Kreissl betont, dass er sich "bewusst ein wenig freispielen" wolle, um sich wieder mehr dem Fußball zu widmen:

"Denn in der Geschäftsführer-Rolle bist du so viel im Bereich der Kommunikation tätig und kommst so wenig dazu, dich eigentlich mit dem Fußball auseinanderzusetzen, dass es einfach mein Wunsch ist, hier wieder meinen Horizont zu erweitern."

Darum die Auszeit

Bezüglich der strategischen Themen, mit denen er sich ab Anfang Oktober auseinandersetzen werde, nennt Kreissl Schlagworte wie Ausbildungsprinzipien für den eigenen Nachwuchs, genaue Positionsdefinitionen, das Thema Spielphilosophie und die Unterstützung von Schicker in dessen Geschäftsführer-Aufgabe:

"Bei einem Verein der Größenordnung von Sturm Graz sind die Aufgaben so herausfordernd, dass du gar nicht genug Unterstützung haben kannst. Es gibt genügend Arbeit - auch wenn du zwei oder drei Personen im Führungsbereich hast."

Dass er zuvor eine dreimonatige Auszeit nimmt, begründet Kreissl damit, dass er seit 2001 fast durchgehend ohne nennenswerte Pause im Profifußball tätig sei, davon in den letzten acht Jahren als sportlich Verantwortlicher der beiden Bundesligisten SC Wiener Neustadt und Sturm.

"Wenn du so im extrem intensiven Tagesgeschäft verhaftet bist, besteht die Gefahr, dass dir der Blick aufs große Ganze ein wenig abhanden kommt, dir Dinge wie Kreativität oder Innovation zum Teil fehlen. Der Sinn und Zweck dieser Auszeit ist daher, sowohl physisch als auch psychisch die Batterien wieder aufzuladen und Zeit zum Reflektieren zu gewinnen."

Er sei der Überzeugung, dass im Sport das Prinzip Leistung aus Belastung und Regeneration besteht: "Das ist aber auch auf den beruflichen Lebensweg anzuwenden. Daher ist es wichtig für mich, einmal durchzuschnaufen, die Akkus neu zu laden und im Herbst wieder mit der gleichen Begeisterung für den SK Sturm tätig zu sein."

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