Fast wirkt es so, als würde es Schmidt gar leid tun, seine Ex-Mannschaft um ein europäisches Frühjahr gebracht zu haben. "Beide Teams hätten sich einen Verbleib im Europacup verdient", sagt er. Und gibt zu: "Ich hätte es ihnen auch gegönnt, aber einer von uns musste ausscheiden. Da bevorzuge ich doch uns, dass wir weiterkommen."
Dieses Weiterkommen sei "wichtig für das Team und auch für den Klub". Was Schmidt auslässt: Es war auch äußerst wichtig für seine eigene Zukunft.
Experte: "Sein Ruf hat stark gelitten"
Denn der Deutsche, der nach seinem ersten Halbjahr bei Benfica aufgrund des tollen Pressingfußballs, den er spielen ließ, als eine Art Messias gefeiert wurde, hat zuletzt viel von seinem Ansehen verloren und galt bereits als angezählt.
"Sein Ruf hat stark gelitten", sagt einer, der es wissen muss: Luís Mateus, Journalist und Analyst bei der auflagestärksten portugiesischen Tageszeitung "A Bola" sowie Autor eines Buchs über Schmidt, den LAOLA1 im Vorfeld der Partie erreichte.
Schmidts Niedergang in der Gunst der Benfica-Fans habe bereits in der Vorsaison begonnen, als die "Aguias" eine sicher geglaubte portugiesische Meisterschaft fast noch verspielten, und nahm in dieser Saison aufgrund schwacher Ergebnisse in der Champions League sowie fragwürdiger Auftritte bei Presseterminen mehr und mehr Fahrt auf.
Sind die Kritiker nun verstummt?
Beim vergangenen Liga-Spiel wurde der Deutsche gar von den eigenen Fans ausgepfiffen und mit Gegenständen von den Rängen beworfen, woraufhin er den eigenen Anhängern bei einer Pressekonferenz vorschlug, beim nächsten Spiel besser zuhause zu bleiben.
"Ich finde, dass er zu sehr kritisiert wird. Es ist ein wenig unfair, das Team spielt nicht so schlecht in der Liga. Nichtsdestotrotz denke ich, dass ihm der Druck etwas zu viel wird. Er hatte bereits zwei Auseinandersetzungen mit Journalisten, es ist keine leichte Zeit für ihn. Die Spiele gegen Salzburg und Braga (kommendes Wochenende, Anm.) werden sehr entscheidend für ihn", lautete die Experten-Einschätzung von Mateus vor dem Spiel in Wals-Siezenheim.
Das erste vermeintlich entscheidende Spiel konnte Schmidt bereits positiv gestalten. Ob er es seinen Kritikern nun gezeigt hätte, wird er auf der Pressenkonferenz nach der Partie in der Red Bull Arena gefragt:
"Bei Benfica ist immer Aufregung rund um den Klub, wenn wir nicht gewinnen. Das ist normal. Es sind auch viele Fans happy mit dem Klub und der Art von Fußball, die wir spielen", reagiert Schmidt ausweichend.