"Wir haben als Mannschaft verloren"
"Wir sind enttäuscht", gesteht Liverpool-Kapitän Jordan Henderson verständlicherweise nach Abpfiff. "Ich weiß nicht, was beim ersten Gegentor passiert ist, beim zweiten war Karius chancenlos und beim dritten war viel Bewegung im Ball. Aber wir haben als Mannschaft verloren."
Coach Jürgen Klopp hat in erster Linie Mitleid mit seinem Torhüter, den er schon seit dessen Jugend kennt und 2016 zu sich auf die Insel holte. "Es tut mir total leid für ihn. Er hat eine klasse Saison gespielt. Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht, das ist Wahnsinn, das ist ganz, ganz hart. Das tut mir wirklich leid."
Für aufmunternde Worte war im Trubel der Siegerehrung jedoch noch keine Zeit. "Es gibt sicher manche Leute, die doof genug sind, dir das das ganze Leben aufs Brot zu schmieren. Ich habe nach dem Spiel kurz mit ihm geredet, so wenige Minuten nach Abpfiff hat so ein Gespräch aber keine Substanz."
"Kann eine Karriere zerstören"
Die deutsche Torhüter-Ikone Oliver Kahn, die sich 2002 im WM-Finale selbst einen entscheidenden Fehler leistete, kann sich im "ZDF"-Studio nicht an eine vergleichbar harte Szene erinnern. "So ein Abend kann eine Karriere zerstören. Mir fehlen da ein bisschen die Worte. Ich kann mich nicht erinnern, aus Torwart-Sicht je so etwas Brutales gesehen zu haben."
Zusatz: "Der Torwart-Job ist ungerecht, Trost gibt es da keinen. Ob er sich da nochmal befreien kann? Das ist verdammt viel mentale Arbeit."
Trotz der zweifellos immensen Enttäuschung im Liverpool-Lager und bei Karius selbst, ist für ihn zu hoffen, dass das gelebte Klubmotto "You'll Never Walk Alone" ein wenig zur mentalen Heilung beitragen kann.
Nach Abpfiff ging der Keeper noch einmal unter Tränen und mit entschuldigender Geste in Richtung Fans und erhielt tröstenden Applaus.