Diesmal war die Endstation aber kein Gigant des europäischen Klubfußballs, gegen den die Bayern-Bosse unterlegene eigene Finanzmittel ins Treffen hätten führen können. Wie im Vorjahr, als man gegen Paris Saint-Germain den Hut ziehen musste.
"Haben Minimalziel nicht geschafft"
Der Gesamtmarktwert des amtierenden Europa-League-Siegers Villarreal beträgt etwa nur die Hälfte jenes von Bayern. "Villarreal ist halt vom Namen her eigentlich nicht der Gegner, wo man ausscheiden darf", urteilte Matthäus nach einem 1:1, das in Summe (1:2) zu wenig war.
Außerdem war im Rückspiel viel Glück für die Spanier dabei. Als Samuel Chukwueze kurz vor Schluss einen von nur wenigen zielgerichteten Angriffen des "Submarino Amarillo" (Gelben U-Boots) im Tor versenkte, traf er nicht einmal den Ball richtig. Umso tiefer sitzt der Frust nun bei den Münchnern.
"Wir sind im Cup ausgeschieden, in der Champions League ausgeschieden", fasste Nagelsmann zusammen. "Das Semifinale ist immer ein bisschen das Minimalziel, und das haben wir nicht geschafft." Die Niederlage gehöre "sicher zu den Top drei dazu", die er in seiner Karriere erlebt habe.
Kahn schützt Bayern-Stars
Als "extrem bitter" bezeichnete Offensivspieler Thomas Müller das Aus. "Wir haben ein engagiertes Spiel gemacht, ein gutes Spiel gemacht." Allerdings nutzten die Bayern ihre Chancen vor allem in der zweiten Hälfte nicht. "Die Niederlage zu akzeptieren, da weiß ich auch nicht genau, was ich sagen soll", gestand Müller ein.
Vorstandschef Oliver Kahn nahm die Spieler in Schutz. "Mehr Einsatz und Wille als die Mannschaft gezeigt hat, geht kaum", befand der frühere Weltklasse-Torhüter.
"Natürlich sind wir hier im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Deswegen werden wir aber nicht in Tränen ausbrechen beim FC Bayern." Man werde nächstes Jahr wieder die Möglichkeit haben und erneut angreifen.
Verträge laufen aus! Wie geht es weiter?
Was nun auf ihn zukomme, wisse er nicht, sagte Nagelsmann mit einer Mischung aus Trotz und Ratlosigkeit. "Angst habe ich aber nicht. Da gibt es Schlimmeres", meinte der frühere Hoffenheim- und Leipzig-Coach, der das erste Mal bei einem Großklub in unruhigerem Fahrwasser ist.
Die große Frage ist, was im Sommer in Sachen Transfers in München passiert. Die Verträge der Topspieler Müller, Robert Lewandowski, Manuel Neuer und Serge Gnabry laufen aus. Einige wollen, so ist zu vernehmen, den Klub verlassen. ÖFB-Spieler Marcel Sabitzer ist mit kaum Einsatzzeit klarerweise auch nicht zufrieden.
Unabhängig davon besteht Handlungsbedarf vor allem in der Abwehr, die nach dem Abgang von David Alaba zu Real Madrid selten solide wirkt.
Wiedergutmachung in Liga
Böse Stimmen meinen, das Aus im Viertelfinale sei noch eine gesichtswahrende Lösung für den FC Bayern gewesen, da der wahrscheinliche Halbfinalgegner Liverpool die die Defensivschwächen schonungslos aufgedeckt und mehr Tore als Villarreal gemacht hätte. Die Spanier hatten das Hinspiel zu Hause 1:0 gewonnen.
So oder so steht für Nagelsmann fest, dass die erste Priorität nun der Gewinn der deutschen Meisterschaft ist. Der Titel sollte mit einem Neun-Punkte-Vorsprung auf Borussia Dortmund bei fünf ausständigen Spielen nicht mehr in Gefahr sein.
Allerdings entsprachen die Leistungen zuletzt auch in der Liga nicht der Qualität des Kaders. In der Vorwoche zitterten sich die Bayern-Profis zu einem 1:0-Erfolg gegen Augsburg. Nächster Gegner ist am Samstag Arminia Bielefeld.