"Ich bin gespannt, ob man die Champions-League-Hymne überhaupt hört. Ich habe schon gehört, dass man eigentlich gar nichts mehr hört, sobald sie dieses Lied anstimmen."
„This is Anfield“, steht auf einem Schild, ehe es durch einen engen, dunklen Gang geht. Und dann stehst du da, auf den Rängen grölt jeder Fan „You’ll never walk alone“, die Lautstärke steigt an, der Druck auch. Das ist kein normales Spiel, das ist kein normales Stadion. This is Anfield.
„Ich bin gespannt, ob man die Champions-League-Hymne überhaupt hört. Ich habe schon gehört, dass man eigentlich gar nichts mehr hört, sobald sie dieses Lied anstimmen“, sagt Vallci.
Keine Angst
Jeder kennt es, viele waren dort schon auf den Rängen, praktisch alle haben es schon im TV gesehen. Doch was, wenn du dann wirklich als Spieler da unten stehst? Einer von 22 Männern, die die Hauptdarsteller des Abends sind?
"Ob es Erschöpfung ist oder das Brechen von Barrieren, unsere Körper und Geister können mehr als wir denken"
Was Goalgetter Erling Haaland im Anschluss an das Abschlusstraining tun wird, ist klar. Er hat es schon vor dem Spiel gegen Genk getan. Und es hat ja nicht so schlecht funktioniert. „Ich werde mir die Champions-League-Hymne anhören. Ich höre dieses Lied seit ich ein kleines Kind bin, es ist wahrscheinlich mein Lieblingslied“, sagt der Norweger.
Spannend ist auch, was der Goalgetter dann kurz vor dem Spiel in der Kabine tun wird. Teamkollege Dominik Szoboszlai berichtet: „Er ist immer sehr fokussiert, er meditiert vor jedem Spiel. Vor dem Genk-Spiel habe ich mit ihm in der Kabine meditiert. Letztendlich hat er drei Tore erzielt und ich eines, also müssen wir jetzt vor jedem großen Spiel meditieren. An nichts zu denken, ist der Schlüssel.“
Der ungarische Jungstar verrät zudem, dass er vor jeder Partie drei bis vier Liter Wasser zu sich nimmt, um keine Krämpfe zu bekommen. Patson Daka trinkt indes – welch Klischee – eine Dose Red Bull vor dem Spiel. Auch er meditiert. Und er betet.
Marschs Erzählungen
Und der Trainer? Der hält sich vornehm zurück. „Das Wichtigste ist, dass es rund um große Spiele ruhig ist, dass es nicht zu emotional ist“, erklärt der US-Amerikaner. Wenn es dann um die motivierenden Ansprachen geht, greift Marsch gerne mal eher ungewöhnliche Geschichten auf: „Ich erzähle von anderen Athleten und Sportarten, um dem Team zu helfen, zu verstehen, was sie erreichen können.“
Ein Beispiel: „Unlängst habe ich ihnen davon erzählt, wie Roger Bannister 1954 die Vier-Minuten-Schallmauer auf eine Meile gebrochen hat. An einem gewissen Punkt der Geschichte hat jeder versucht, das zu schaffen, aber jahrelang ist es niemandem gelungen, ehe Bannister es getan hat. Innerhalb der nächsten 18 Monate haben 23 weitere Läufer den Rekord gebrochen. Das ist die Kraft der Psyche. Sobald die Leute gewusst haben, dass es möglich ist, haben sie es auch geschafft. Ob es Erschöpfung ist oder das Brechen von Barrieren, unsere Körper und Geister können mehr als wir denken.“
Und so wollen die „Bullen“ auch in Liverpool erreichen, was die wenigsten für möglich halten. „Es wird schwer, aber sie sind auch nur Menschen wie wir, also ist nichts unmöglich“, sagt Haaland. Farkas kündigt an: „Wir werden sicher nicht hinfahren und uns verstecken. Wir wollen dort unseren Fußball zeigen.“
Es soll am Ende des Mittwochabends mehr mitgenommen werden, als nur die Erfahrung, einmal Anfield erlebt zu haben. Farkas sagt: „Liverpool hat vorige Saison die Champions League gewonnen, war die beste Mannschaft Europas und ist auch diesmal super in die Liga gestartet. Wenn du dich mit so einem Gegner messen kannst, siehst du selber, wo du stehst. Es muss jeder das Ziel haben, an die Grenzen zu gehen.“