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Die Titelhamster der Finalisten Italien & England

Die Titelhamster der Finalisten Italien & England

Am Sonntag (21 Uhr im LIVE-Ticker) steht im Londoner Wembley eine der wichtigsten Trophäen im Weltfußball auf dem Spiel.

Italien wartet seit 53 Jahren auf einen EM-Titel, England wurde noch gar nie Europameister und wartet generell schon eine Weile darauf, dass endlich mal irgendein Nationalteam-Pokal "nach Hause" kommt.

Dass somit alle Finalisten die Chance haben, erstmals in ihrer Karriere Europameister zu werden, ist die logische Konsequenz. Für manche wird es die einzige Chance auf diesen Titel bleiben.

Und für gar nicht mal so wenige Kicker auf beiden Seiten ist es zudem die Gelegenheit, erstmals überhaupt einen Titel abzustauben. Dies wäre wahrlich kein schlechter Einstieg.

Wer sind eigentlich die Titelhamster der beiden Endspiel-Teilnehmer? Ein Überblick:

Zum besseren Verständnis: Wir fokussieren uns zwecks besserer Vergleichbarkeit auf das Kerngeschäft in Sachen Titel - sprich Champions League, Europa League, Meisterschaft und Cup.

Der eine oder andere der beiden Finalisten hat zahlreiche Liga-Pokal- oder Supercup-Titel zu Buche stehen und sicher noch den einen oder anderen weiteren Wettbewerb gewonnen, der ins Leben gerufen wurde, um mit noch einem Match mehr abcashen zu können.

Ein elitärer Klub

Eine weitere interessante Randnotiz: Die Chelsea-Kicker Jorginho (Italien) beziehungsweise Ben Chilwell, Reece James und Mason Mount könnten im Falle eines Final-Einsatzes einem elitären Klub beitreten.

Bisher gelang es nämlich erst neun Spielern, im selben Jahr sowohl im Finale der Champions League (vormals Meistercup) als auch im EM-Endspiel zum Einsatz zu kommen und auch zu gewinnen:

1964 dem Spanier Luis Suarez (Inter Mailand), 1988 den Niederländern Hans van Breukelen, Ronald Koeman, Berry van Aerle und Gerald Vanenburg, 2012 den spanischen Chelsea-Legionären Fernando Torres und Juan Mata sowie 2016 Cristiano Ronaldo und Pepe, die mit Real Madrid und Portugal jubelten.

Aber genug mit der statistischen Spielerei. Werfen wir einen Blick in die Trophäen-Schränke der jeweils 26 Kadermitglieder von Italien und England.

Den Anfang machen die Italiener:

SpielerAlterCLELMeisterCupTitel Gesamt
Giorgio Chiellini36--9514
Leonardo Bonucci34--9413
Marco Verratti28--7613
Salvatore Sirigu34--426
Federico Bernardeschi27--325
Emerson2611-13
Jorginho2911-13
Bryan Cristante26--2-2
Lorenzo Insigne30---22
Alessandro Bastoni22--1-1
Leonardo Spinazzola28--1-1
Nicolo Barella24--1-1
Alex Meret24---11
Francesco Acerbi33---11
Giovanni Di Lorenzo27---11
Alessandro Florenzi30---11
Federico Chiesa23---11
Ciro Immobile31---11
Gianluigi Donnarumma22-----
Rafael Toloi30-----
Manuel Locatelli23-----
Gaetano Castrovilli24-----
Matteo Pessina24-----
Domenico Berardi26-----
Andrea Belotti27-----
Giacomo Raspadori21-----

Dass der "italienische Andreas Ulmer" diese Wertung anführt, kommt wenig überraschend - für die Erfolgsbilanz des "Bullen"-Routiniers (12 Meistertitel, 9 Cupsiege) muss Giorgio Chiellini jedoch noch ein paar Jährchen arbeiten.

Dass der Juventus-Oldie und sein kongenialer Innenverteidigungs-Partner Leonardo Bonucci in Sachen Titelhamster beeindruckend abschneiden, kommt angesichts der Dominanz der "Alten Dame" in den Zehner-Jahren nicht überraschend.

Auch Paris Saint-Germain hat riesigen Anteil an der bisherigen Titel-Ausbeute der italienischen Team-Kicker. Marco Verratti und Ersatz-Tormann Salvatore Sirigu haben ihre Pokale in der französischen Metropole abgestaubt.

Womöglich zieht es Einser-Goalie Gianluigi Donnarumma, dessen Trophäne-Schrank noch leer ist, auch aus diesem Grund zu PSG.

National gesellen sich mit Nicolo Barella und Alessandro Bastoni zwei frischgebackene Meister mit Inter zur Handvoll Juve-Champions im Kader. Bryan Cristante wiederum war an zwei Titeln mit Benfica Lissabon beteiligt.

Ein wenig mehr Streuung gibt es bei den Pokalsiegern, da Lazio und Napoli zwischenzeitlich den Double-Lauf von Juventus durchbrechen konnten.

Auf internationaler Ebene ist die Ausbeute dieses Kaders bislang allerdings eher mau. Jorginho und Emerson sind frischgebackene Champions-League-Sieger mit dem FC Chelsea, wobei der Anteil von Zweiterem eher bescheiden war. Die beiden eroberten mit dem Team aus London 2019 auch die Europa League.

Für acht Kadermitglieder wäre der EM-Triumph gleichzeitig der Premieren-Titel, wenn man es auf die wichtigsten Wettbewerbe beschränkt. Nicht unter den Tisch fallen sollte jedoch, dass Rafael Toloi 2012 mit dem FC Sao Paulo die Copa Sudamericana und somit den zweitwichtigsten Vereins-Wettbewerb in Südamerika gewann.

Nicht verschweigen darf man zudem, dass Chiellini bereits Europameister ist. 2003 gewann er mit Italien die U19-EM. Österreich schied bei diesem Turnier übrigens erst im Semifinale gegen Portugal aus.


VIDEO - Jadon Sanchos vier Jahre bei Borussia Dortmund:


So schaut es in Sachen Titel im Lager der Engländer aus:

SpielerAlterCLELMeisterCupTitel Gesamt
John Stones27--314
Kyle Walker31--314
Raheem Sterling26--314
Phil Foden21--314
Ben Chilwell241-1-2
Jordan Henderson311-1-2
Sam Johnstone28-11-2
Marcus Rashford23-1-12
Reece James211---1
Mason Mount221---1
Luke Shaw25-1--1
Kieran Trippier30--1-1
Jude Bellingham18---11
Jadon Sancho21---11
Bukayo Saka19---11
Jordan Pickford27-----
Aaron Ramsdale23-----
Harry Maguire28-----
Tyrone Mings28-----
Ben White23-----
Conor Coady28-----
Declan Rice22-----
Kalvin Phillips25-----
Jack Grealish25-----
Harry Kane27-----
Dominic Calvert-Lewin24-----

Man merkt: Auch wenn Manchester die eine oder andere Meisterfeier erlebt hat, gab es in der Premier League im vergangenen Jahrzehnt keinen Serienmeister wie Juventus in der Serie A, und langgediente Haudegen wie Chiellini und Bonucci stehen auch nicht wirklich im englischen Kader.

Zudem verfügen die "Three Lions" über keinen Langzeit-Legionär bei PSG.

Summa summarum ergibt dies, dass kein absoluter Titelhamster, wie es etwa Italien mit dem Top-Trio zu bieten hat, im Aufgebot steht.

Ansonsten ist die Streuung ähnlich wie bei den übrigen Kollegen aus der "Squadra Azzurra", wenngleich mehr Engländer auf den allerersten Titel überhaupt warten - darunter einige Stammspieler wie Jordan Pickford, Harry Maguire, Declan Rice oder Kalvin Phillips.

Selbst Harry Kane übt sich in Geduld, der Stürmer-Star war beim letzten FA-Cup-Sieg von Tottenham noch nicht einmal geboren.

Im wesentlichen setzen sich die Titel aus den übrigen Spitzenklubs aus dem englischen Oberhaus zusammen. Am meisten hat Manchester City in der jüngeren Vergangenheit abgeräumt, dies sieht man quantitativ.

Dem Team von Pep Guardiola fehlt jedoch der große internationale Wurf. Mit einem Champions-League-Sieg können Vertreter von Chelsea und Liverpool aufwarten, Manchester United hilft in Sachen Europa League.

Mit Kieran Trippier, frischgebackener spanischer Meister mit Atletico, beziehungsweise den beiden DFB-Pokalsieger mit Borussia Dortmund, Jadon Sancho und Jude Bellingham, haben drei Engländer in der vergangenen Saison als Legionäre ihre ersten Trophäen erobert.

Wie Chiellini haben auch einige Engländer im Nachwuchs-Bereich mit der Nationalmannschaft reüssiert.

Foden und Sancho sind U17-Weltmeister, James, Mount und Ramsdale U19-Europameister, Calvert-Lewin U20-Weltmeister. Alle drei Junioren-Titel wurden 2017 eingefahren, was einiges über die aktuelle Stärke des A-Teams aussagt.

Kommen die "Three Lions" nun auch im Erwachsenen-Bereich über die Ziellinie?

Das Fazit für letztlich beide Teams lautet, dass am Sonntag nicht nur für alle Finalisten ein Lebenstraum in Erfüllung gehen kann, sondern für genügend Akteure der erste Titel ihrer Karriere auf dem Spiel steht.


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