(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
Abwehr:
Mit 34 bzw. 36 Jahren zählen Italiens Innenverteidiger Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini weiter zu den Besten auf ihrer Position. Das Rezept des Juventus-Gespanns: Chiellinis Zweikampfstärke, Bonuccis Spielintelligenz und blindes Verständnis. Links fehlt der Offensivdrang des verletzten Leonardo Spinazzola, ihn ersetzt der bei Chelsea wenig eingesetzte Emerson. Rechts hat Giovanni di Lorenzo den in der Gruppenphase verletzten Alessandro Florenzi verdrängt und steht vor seiner wohl schwersten Aufgabe: Raheem Sterling zu stoppen.
Chiellini/Bonucci - Italiens ewiges Bollwerk >>>
Eine so starke Defensive hatte England schon lange nicht mehr. Manchester Citys John Stones und Harry Maguire von Manchester United bilden ein souveränes Innenverteidiger-Paar, auf den Außenbahnen der Viererkette verrichten die ebenfalls bei City bzw. United unter Vertrag stehenden Kyle Walker und Luke Shaw mehr als solide ihre Arbeit. Der Lohn: erst ein Gegentor bei der EM.
Mittelfeld:
Die Dreierreihe um die spielstarken Marco Verratti und Jorginho sowie den offensiveren Nicolo Barella lenkt Italiens Spiel und gibt das Tempo vor. Das schnelle Aufbauspiel mit vielen Kurzpässen nach vorne sowie vertikale Verlagerungen sollen auch im Finale Erfolg bringen. Jorginho hat mit Chelsea bereits die Champions League gewonnen. Als Ersatzmann steht Manuel Locatelli parat, der bisher auch eine gute EM gespielt hat.
Jorginho ist Italiens "Professore" >>>
Kalvin Phillips und Declan Rice waren bisher wohl den wenigsten ein Begriff. Bei der EM räumen der Leeds-Profi Phillips und Rice von West Ham United bisher zentral auf. Für die kreativeren Momente müssen andere sorgen. Champions-League-Sieger Mason Mount von Chelsea gibt den Verbindungsmann zur Offensive.
Kategorie | Italien | England |
---|---|---|
Torverhältnis | 12:3 | 10:1 |
Tore per Kopf | 0 | 5 |
Tore außerhalb des Strafraums | 3 | 0 |
Abschlüsse | 108 | 58 |
Ballbesitz (Durchschnitt) | 52,3 % | 54,2 % |
Passversuche | 3.446 | 3.389 |
Passgenauigkeit (Durchschnitt) | 86,3 % | 87,7 % |
Angriffe | 318 | 256 |
Ballgewinne | 249 | 222 |
Tormann-Paraden | 9 | 11 |
Fouls | 72 | 58 |
Gelbe/Rote Karten | 7/0 | 5/0 |
Angriff:
Zwei Tore gelangen Ciro Immobile in der Gruppenphase, danach enttäuschte Italiens Mittelstürmer. Coach Roberto Mancini hält dennoch am Lazio-Stürmer fest. Auf den Flügeln spielen der dribbelstarke Lorenzo Insigne (Napoli) und der torgefährliche Federico Chiesa (Juventus) ein starkes Turnier. Chiesa traf in der K.o.-Phase gegen Österreich und Spanien und verdrängte Domenico Berardi damit rechts außen.
Raheem Sterling ist bisher Englands überragender Spieler bei dieser EM. Auf der linken Flanke überzeugt der Flügelstürmer von Manchester City mit Torgefahr und Tempodribblings. Auch Kapitän Harry Kane kam rechtzeitig in Form: Seine vier Turnier-Tore erzielte der Tottenham-Star alle in der K.o.-Phase. Rechts könnte wieder der 19-jährige Bukayo Saka von Arsenal beginnen.
Kane und Sterling: Die perfekte Harmonie >>>
Trainer:
Der Aufstieg vom gescheiterten WM-Versager 2018 zum EM-Titelfavoriten ist in Italien eng mit dem Namen Roberto Mancini verbunden. Er erschuf ein Team, das über Mut, Spielfreude, Willen, Zusammenhalt und Mentalität verfügt. "Er hat uns Vertrauen gegeben in einem Moment, als wir es verloren hatten", sagte Verratti über den 56-Jährigen. Mancini arbeitete auch bereits auf der britischen Insel. Als 36-Jähriger hielt es ihn als Aktiver nur einen Monat bei Leicester City. Als Coach war er von Dezember 2009 bis Mai 2013 bei Manchester City tätig. Die Niederlage im FA-Cup-Finale gegen Wigan mit Paul Scharner beendete sein Engagement vorzeitig.
Kein Nationaltrainer Englands war in den vergangenen Jahren beliebter als Gareth Southgate. Der ruhige, eloquente und zurückhaltende 50-Jährige arbeitet unaufgeregt, aber zielgerichtet. Anfangs wurde er für die teils biedere Spielweise der "Three Lions" kritisiert. Aber sein Team liefert Ergebnisse. Die Fans feiern ihn längst für den erstmaligen Einzug in ein EM-Finale. Als Spieler erlebte Southgate im Trikot Englands harte Stunden. Sein Elfer-Fehlschuss im EM-Halbfinale 1996 vor 75.000 Zuschauern im Wembley gegen Deutschland war der Tiefpunkt.