Nagelsmann war es in seiner Karriere bisher gewöhnt, tagtäglich mit seinem Team zusammenzuarbeiten. Bei der Nationalmannschaft ist die Zeit begrenzt, daher wolle er "keine komplexe Spielidee einbringen, aber attraktiven Fußball spielen - mit einer guten, gesunden Aggressivität in Richtung gegnerisches Tor. Es soll wehtun, gegen uns zu spielen."
Der Negativlauf der vergangenen Monate soll dem DFB-Team mit seinem Neo-Trainer dabei nicht im Wege stehen.
Welche Parallelen Nagelsmann mit Abstiegskampf sieht
Nagelsmann verglich die Situation beim DFB mit seiner ersten Trainerstation bei Bundesligist TSG Hoffenheim, den er auch in einer sportlich schwierigen Zeit übernahm. Damals setzte er auf eine Herangehensweise, die nicht "typisch für den Abstiegskampf war".
Mit der Nationalelf möchte er der aktuell negativen Außendarstellung entgegenwirken: "Wir wollen nun auch eine Herangehensweise wählen, die eben nicht in die Kerbe schlägt, die medial geschrieben wird von einer Krise. Wir erkennen viel Potenzial." Zudem meinte er: "Wir haben eine Vorstellung, wie wir neues Vertrauen wecken durch die Art, wie wir Fußball spielen."
Er äußerte sich zudem konkret zu zwei wichtigen Personalfragen. Ilkay Gündogan bleibt laut Nagelsmann Kapitän, in Sachen Manuel Neuer spielt der Coach auf Zeit. Er wolle dem Torhüter des FC Bayern vor einer Bewertung die nötige Zeit geben, gesund zu werden und seine 100-prozentige Leistungsfähigkeit wiederzuerlangen. Aktuell ist Marc-Andre ter Stegen vom FC Barcelona die deutsche Nummer eins.
Déjà-vu für Neo-DFB-Teamchef
Seine Trainerkarriere auf größerer Bühne startete Nagelsmann im Februar 2016 bei Hoffenheim. Mit damals 28 Jahren wurde er zum jüngsten Cheftrainer der Bundesliga-Geschichte. Er führte das abstiegsbedrohte Team erst zum Klassenerhalt und zwei Jahre später sogar in die Champions League.
In dieser trat er ab 2019 auch mit RB Leipzig an und erreichte das Halbfinale. Nach diesen Erfolgen kam der Ruf aus München, die Bayern überwiesen rund 20 Millionen Ablöse an Leipzig.
Für Nagelsmann ist es ein kleines Déjà-vu, denn bereits 2021 hatte er Flick beerbt. Dieser wechselte damals von Bayern München zum DFB, hatte im neuen Amt allerdings wenig Erfolge vorzuweisen. Bei der WM in Katar scheiterte Deutschland bereits in der Gruppenphase, die Reißleine zog man aber erst am 10. September, nachdem das Team erstmals seit 40 Jahren drei Partien in Folge verloren hatte.