Das 0:1 gegen die Südosteuropäer im Playoff zur WM 2022 markierte den Tiefpunkt der Ära Mancini. Voller Schrecken erinnern Italiens Zeitungen an den "Albtraum von Palermo". Nach der Reise nach Skopje geht es für den Europameister drei Tage später daheim gegen die Ukraine. Die Osteuropäer sind am Samstag im polnischen Wroclaw (Breslau) gegen England im Einsatz. Die Briten führen die Tabelle der Gruppe mit vier Siegen aus vier Spielen vor den Ukrainern an.
Bevor Spalletti seine Nationalspieler in dieser Woche erstmals versammelte, erzählte er eine Geschichte aus seiner Kindheit, konkret vom "Jahrhundertspiel" Italiens gegen Deutschland im WM-Halbfinale 1970. Nach dem 4:3 Italiens nach Verlängerung bat der damals Elfjährige seine Mutter, ihm eine italienische Flagge zu nähen, "so groß wie möglich", um den Sieg zu feiern.
Diese Flagge wolle er nun mitnehmen, wenn er erstmals auf der italienischen Bank Platz nimmt, um auch die Kinder von heute träumen zu lassen.
Mancini verließ Italien Richtung Saudi-Arabien
Spalletti packte die Teamspieler vor seinem ersten Spiel als "Commissario tecnico" bei ihrer Ehre. "Das hier ist kein gewöhnliches Trikot", stellte er klar. Das blaue Leibchen müsse wie eine zweite Haut sein. Dies kann als Seitenhieb verstanden werden auf seinen Vorgänger Mancini, der das Team im August völlig überraschend verließ, um die Auswahl Saudi-Arabiens zu übernehmen.
Für die Italiener ist der Europameister-Coach von 2021 zum geldgierigen Verräter geworden. "Dieses neue Italien verdient besondere Zuneigung, weil es in einer Sommernacht ohne Skrupel abserviert wurde wie ein Hund an der Autobahn", schrieb die "Gazzetta dello Sport" voller Bitterkeit.
Nun soll es Spalletti richten, der in der vorigen Saison die SSC Napoli zum ersten Meistertitel seit drei Jahrzehnten geführt hatte und danach eigentlich ein Jahr Pause machen wollte. Dem Ruf des Verbandes konnte er aber dann nicht widerstehen. "Vielleicht bin ich nicht der bestmögliche Trainer für die Nationalmannschaft", kokettierte er und versprach zugleich: "Aber ich werde ganz sicher der bestmögliche Spalletti sein."