Der Teamspirit
Hier sind sich alle LASKler einig: Der aktuelle Teamspirit ist hauptverantwortlich für den derzeitigen Erfolgslauf.
"Eine der wesentlichsten Veränderungen, die neben dem Sportlichen und Taktischen passiert ist, ist, dass man eine richtig gute Mannschaft sieht, wenn man uns momentan anschaut. Aber nicht nur fußballerisch, sondern es ist eine Mannschaft, wo jeder für jeden alles gibt, egal, ob er spielt oder nicht", meinte ein stolzer Thomas Sageder etwa nach dem Linzer Sieg am Wochenende über Sturm Graz.
Tatsächlich hat man momentan den Eindruck, beim LASK würde ein Kollektiv auf dem Platz stehen, bei dem sich niemand zu schade ist, für jeden seiner Mitspieler alles zu geben - was für das Sagedersche Pressing allerdings auch zwingend notwendig ist:
"Vor allem gegen Salzburg musst du gemeinsam gut verteidigen, das haben wir sehr gut gemacht. Aber das betrifft nicht nur die Abwehrreihe oder den Torhüter, sondern beginnt ganz vorne, wo wir die Bereitschaft brauchen, den Gegner unter Druck zu setzen", meinte Sageder etwa nach dem Sieg über Red Bull Salzburg vor einigen Wochen.
Kurzum: Beim LASK läuft jeder für jeden, was dem aktuellen spielerischen Ansatz enorm gut tut.
Die Abgeschriebenen
Dieser Punkt hängt untrennbar mit dem Teamspirit zusammen. Vor der Saison hätte man durchaus Bedenken haben können, ob dieser insgesamt 32 Spieler umfassende Mega-Kader für Zündstoff sorgen könnte.
Nicht unbedingt kleiner wurden diese Bedenken, als mit Peter Michorl plötzlich einer der verdientesten Spieler seit dem LASK-Wiederaufstieg auf dem Abstellgleis landete.
Sageder musste sich öffentlich für diese Aussortierung rechtfertigen, stieß auf viel Unverständnis von den eigenen Fans - und behielt schlussendlich recht. Denn auch ohne Michorl begann es beim LASK plötzlich zu laufen und als der 28-Jährige wieder gebraucht wurde, haute er sich voll für seine Mannschaft rein.
Andere Spieler wie George Bello, Ivan Ljubic, Moses Usor oder Filip Stojkovic, die zwischendurch keinen Platz im Kader fanden oder gar schon abgeschrieben wurden, sind momentan absolute Schlüsselspieler. Letztere beiden avancierten nicht gerade überraschend zu den Matchwinnern gegen Sturm.
"Mein Trainerteam und ich haben bewiesen, dass wir jeden Spieler im Kader schätzen, dass jeder Spieler permanent gefordert wird, dass jeder seine Chance bekommt. Jeder Spieler, der einmal eine Phase hat, in der es nicht so gut läuft, wird von uns unterstützt", ist Sageder froh über diese Kaderdichte.
Was ihm imponiert, ist, dass diese vermeintlich abgeschriebene Spieler immer wieder versucht haben, sich aus schwierigeren Phasen im Training selbst herauszuziehen: "Irgendwann ist der Fußball gerecht: Wenn du viel investierst, kriegst du es irgendwann zurück."
Robert Zulj
Auch wenn es etwas im Kontrast zum ersten Punkt steht: Ein Spieler ragt aus dem starken Linzer Kollektiv so sehr hervor, dass er sich eine eigene Erwähnung verdient: Robert Zulj.
Schon in der Vorsaison war der Welser eine der absoluten Schlüsselfiguren im LASK-Spiel. Mittlerweile ist er DIE Schlüsselfigur.
Die 16 Scorerpunkte aus der Spielzeit 2022/23 hat der mittlerweile zum Kapitän aufgestiegene 31-Jährige schon jetzt eingestellt, er ist gleichzeitig Torjäger aber auch Einfädler seiner Athletiker.
Dabei erwischte Zulj einen etwas holprigen Start in die Saison, mit dem Sagederschen Pressing kam er zu Saisonbeginn noch nicht ganz klar. Spätestens seit der Systemumstellung auf ein 3-4-1-2, in welchem er auf der Zehn viele Freiheiten besitzt, läuft es beim großgewachsenen Edeltechniker brenngut.
Doch auch abseits des Feldes nimmt der schwarz-weiße Captain eine enorm wichtige Rolle ein. Die "jungen Buam", wie er seine Sturmpartner wie Moses Usor, Elias Havel, Ibrahim Mustapha oder Marin Ljubicic nennt, versucht er mit seiner Erfahrung in jedem Training besser zu machen.
Auch an Zulj liegt es, dass das Linzer Mannschaftsgefüge momentan so gut funktioniert. Woche für Woche hebt er die Spieler, die momentan keinen Stammplatz haben, sich bei ihren Einwechslungen bzw. im Teamtraining aber dennoch voll reinhauen, lobend hervor.
"Wenn die aktiv sind und wenn die das gut machen, profitieren wir als Mannschaft. Dann haben wir im Mai vielleicht fünf Punkte mehr", weiß Zulj.
Die Heimstärke
Die Raiffeisen Arena hat sich nur Monate nach ihrer Eröffnung als absolute schwarz-weiße Festung etabliert.
Nur der FC Red Bull Salzburg und der FC Liverpool, also zwei Mannschaften, die durchaus als internationale Spitzenteams zu bezeichnen sind, konnten den LASK bisher in diesem Stadion bezwingen, in dieser Bundesliga-Saison gelang das noch gar keiner Mannschaft.
Von insgesamt 16 Pflichtspielen seit dem Umzug zurück auf die Gugl haben die Athletiker elf für sich entschieden, zwei Mal remisiert und drei Niederlagen einstecken müssen. 27 erzielten Toren stehen nur 12 erhaltene gegenüber.
Obwohl die aktive schwarz-weiße Fanszene in einem Dauerclinch mit der Vereinsführung liegt und deshalb zuletzt in den ersten 19:08 Minuten (bezugnehmend auf das Gründungsjahr 1908 des LASK) jedes Spiels auf den Support verzichtete, ist die Raiffeisen Arena eines der atmosphärischsten Stadien Österreichs.
Spieler und Fans stehen sich unabhängig der oben erwähnten Streitigkeiten enorm nah und pushen sich so in jedem Heimspiel gegenseitig.
Das taktische Konzept
Dieser Punkt ist eng mit einem Namen verknüpft: Thomas Sageder.
Der Jungtrainer erwischte wahrlich keinen einfachen Start in Linz, als er im Sommer vom Co-Trainer des FC Liefering den Sprung zum Chefcoach bei einem der größten österreichischen Klubs machte.
Zum einem hallte bei seiner Bestellung das Unverständnis ob der Entlassung des erfolgreichen Didi Kühbauer nach, zum anderen bot der LASK zu Saisonbeginn spielerisch ein äußerst biederes Gesicht.
Das Pressing, das Sageder beauftragt war, in die Stahlstadt zurückzubringen, funktionierte zunächst kaum, beim Spiel mit dem Ball basierte viel auf Zufall.
"Nach dem Spiel in Graz habe ich mir gedacht: Puh, was wird das für eine Saison?", verriet Robert Zulj erst am Wochenende, mit einem Rückblick auf Spieltag zwei, dass selbst unter den Linzer Spielern zu Beginn viel Skepsis herrschte, ob dieser taktische Zugang zur aktuellen Linzer Mannschaft passt.
Doch er tat es. Sageder, der zwischenzeitlich selbst das ein oder andere Mal ernüchtert wirkte, wenn seine Mannschaft seine taktischen Vorgaben nicht umsetzen konnte, blieb dran, wich nicht vom Pressingansatz ab, sondern verfolgte diesen nach jedem Fehlschlag noch intensiver.
Mittlerweile zählt der LASK wieder zu den pressingstärksten Mannschaften der Liga. Zuletzt wurde in dieser Hinsicht sogar dem FC Red Bull Salzburg und Sturm Graz im direkten Duell die Schneid abgekauft.