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Defense wins Championships
Ein oft bemühtes Sprichtwort besagt: "Offense wins games, defense wins championships." Auch wenn es sich für Rapid um keine Meisterschaft handelt, kann der hoffentlich erfolgreiche Abschluss des steinigen Weges in die Europa-League-Gruppenphase als Schlusspunkt gesehen werden. Defensive Stabilität und Balance werden entscheidend sein, wenn man FCSB auch in Bukarest die Stirn bieten will. In Wien stand die Defensive über weite Phasen ihren Mann, doch die Rumänen ließen vor allem in der zweiten Halbzeit aufblitzen, welche großen Qualitäten sie in der Offensive besitzen. Vor allem mit den Einwechslungen von Florinel Coman und Raul Rusecu brachte Trainer Nicolae Dica noch mehr Durchschlagskraft in die Partie als mit Harlem Gnohere und Co. ohnehin schon vorhanden war. Rapids Performance gegen Wacker muss dabei als abschreckendes Beispiel dienen, denn: Bietet man FCSB auch nur annähernd so viele Chancen wie den Tirolern, dann wird der Aufstieg nur ganz schwer zu erreichen sein. Eine bessere Abstimmung, eine geordnete Rückwärtsbewegung und weniger individuelle Fehler werden entscheidend sein, um im Rückspiel nicht ins Schwimmen zu kommen.
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Effektivität vor dem Tor muss gesteigert werden
Bundesliga-Schalter off, Europa-League-Schalter on! Am besten wäre es, wenn Rapid keinen Gedanken mehr an die Chancenverwertung vom Sonntag gegen den FC Wacker verschwendet. Denn die Ausbeute der Hütteldorfer war katastrophal. Selbst in Überzahlsituationen entschieden sich die Wiener vor dem gegnerischen Tor für die falsche Lösung oder vergaben kläglich. Die fehlenden Automatismen tragen ihren Beitrag dazu bei, trotzdem hat sich Rapid in dieser Saison bereits mehrmals von der kaltschnäuzigen Seite gezeigt. Wenige Chancen, viele Tore - das wäre auch ein willkommenes Szenario in Bukarest. Gegen Slovan Bratislava oder im Hinspiel gegen FCSB war dies der Fall, wurde der vorhandene Raum oft gut ausgespielt und vor dem Tor die richtige Entscheidung getroffen - ganz anders als gegen Wacker. Dazu kam die Stärke der Hütteldorfer bei Standardsituationen, wo Stefan Schwab oder auch Mario Sonnleitner starke Waffen waren. Wird in Bukarest früh ein Abschluss mit einem Tor belohnt, steuert man auch dem drohenden Zweifel entgegen. Denn die mentale Stärke spielt in diesem Zusammenhang oftmals eine entscheidende Rolle.
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Europacup-Form der Leistungsträger nützen
Europacup ist halt doch etwas anderes. Auch wenn es viele Spieler nicht zugeben wollen, deuten zumindest die Leistungen darauf hin, dass sich Spieler im großen Rampenlicht auf internationaler Bühne scheinbar doch besser in Szene setzen können, als in der heimischen Liga gegen vermeintlich kleinere Gegner. Dies kann Rapid nützen, zumindest im Rückspiel gegen FCSB, wo es nur mit Top-Performances zum Aufstieg reichen wird. Das beste Beispiel dafür ist Christoph Knasmüllner, der in den bisherigen drei Europa-League-Quali-Spielen zum neuen "Mr. Europacup" avancierte und damit in die Fußstapfen eines Louis Schaub oder Deni Alar während dessen erster Rapid-Zeit trat. Vier Tore in drei EL-Spielen, davon drei im Rückspiel gegen Slovan Bratislava, zusätzlich zwei Assists, dazu bärenstarke Leistungen machen den Österreich-Rückkehrer zum Fixstarter bei FCSB - in dieser Form wohlgemerkt. Bleibt aus Rapid-Sicht zu hoffen, dass sich seine vergebenen Mega-Chancen gegen Innsbruck nicht zu sehr eingebrannt haben. Doch auch andere haben international bisher mehr geliefert als national. Boli Bolingoli, Thomas Murg, Dejan Ljubicic oder auch Marvin Potzmann und Mario Sonnleitner konnten sich bisher auf der Europa-Bühne speziell pushen. Die Geilheit, in die millionenschwere Europa-League-Gruppenphase einzuziehen, wird wichtig und mitentscheidend sein. Das nötige Selbstvertrauen dafür sollte der eine oder andere in den letzten Auftritten gesammelt haben.
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Körperliche Fitness
Blickte man den Spielern nach dem knappen 2:1-Heimsieg gegen Wacker Innsbruck in die Augen, war ihnen die Belastung der 90 Minuten deutlich anzusehen. Schon nach dem Schlusspfiff lagen mehr Rapid-Spieler erschöpft auf dem Rasen als feiernd den Moment genossen. Mert Müldür plagten schon in der Schlussphase Krämpfe, doch er biss durch. Selbst Veton Berisha, oft als Rapids Paradebeispiel für Einsatz- und Laufbereitschaft in den Mittelpunkt gerückt, schnaufte in der Mixed Zone noch immer und musste zugeben: "Ein bisschen müde, Schmerzen im Fuß, aber die drei Punkte sind das Wichtigste." Die Strapazen der Doppelbelastung halten Einzug. Während dies andere Teams jedoch gekonnt wegstecken, wirken die Hütteldorfer nicht immer taufrisch. Über falsche Trainingssteuerung wurde oftmals spekuliert, der Muskelaufbau soll die Spritzigkeit gemindert haben. Auch die spielerischen Einbrüche können teilweise auf die Fitness zurückgeführt werden. Eine wichtige Aufgabe wird es deshalb sein, das Team auf den Punkt genau für Donnerstag aufzufrischen, damit in Bukarest nichts anbrennt. Kein leichtes Unterfangen bei Spielen im Drei- bis Viertages-Rhythmus und Regenerationsmaßnahmen, jedoch ein entscheidender, wollen die Hüteldorfer so knapp vor der Zielerreichung nicht außer Puste sein. Positiv: Dank der Rotation gegen Wacker stehen ausgeruhte Spieler bereit. "Es stellt für uns alle eine große Herausforderung dar, wenn du im Schnitt jeden dritten Tag ein Spiel hast. Das ist ein ganz eigener Rhythmus. In diesen Phasen arbeitest du viel über die Bereiche Videoanalyse und Trainingssteuerung, das macht es auch für uns spannend. Davon lebt der Trainerjob, dass man neue Reize setzt und diese ausprobiert. Auch als Spieler musst du hier mental sehr schnell umschalten und bereit sein", spricht Trainer Goran Djuricin genau diese Faktoren an und rechtfertigt damit auch seine Rotation und vorgenommene Wechsel in den vergangenen Wochen.
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Das Miteinander
Ein entscheidender Faktor ist immer: Wie sehr zieht Rapid an einem Strang? Wie groß ist der Wille, den Aufstieg unbedningt zu schaffen? Und wie bringt man die Tugenden auf dem Platz, füreinander zu kämpfen und zu laufen? In den Europacup-Spielen war das Miteinander bisher immer lobenswert, in der Bundesliga weniger. Doch auch dort wollte in den letzten Spielen seit der Aussprache nach dem Hinspiel bei Slovan Bratislava keiner mehr Kritik üben, an der Einstellung läge es nicht. Nur muss Rapid auch spielerisch noch besser zueinander finden. Das hob auch Kapitän Stefan Schwab nach dem Wacker-Spiel gegenüber LAOLA1 hervor: "Es versucht jeder, es traut sich jeder, es versteckt sich keiner, aber wir sind am Ball noch zu hektisch. Man merkt einfach, dass wir noch nicht so gesichert am Ball sind, noch nicht ganz so die Abläufe drin haben, wie es vielleicht schon war oder sein sollte. Daran müssen wir arbeiten." Zusammen, das muss die Devise sein. Nicht gerade fördernd sind da Gerüchte, dass es selbst im Trainerstaff Streitigkeiten gegeben haben soll. Wenn sich der Trainerstaff scheinbar schon nicht mehr ganz grün (-weiß) ist, wie soll das dann unter den Spielern funktionieren? Doch Djuricin dementierte, gab jedoch zu, dass es mit Co-Trainer Thomas Hickersberger in der Emotion auch schon mal lauter werden kann, aber mit Respekt. Ebenso mit Fitnesscoach Toni Beretzki. Dabei konnte der Eindruck gewonnen werden, dass Rapid in der Krise der vergangenen Wochen eigentlich näher zusammengerückt ist, das müssen sie am Donnerstag beweisen.