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Darum ist Europa League spannender als die CL

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Prinzenparkstadion, Mai 1998: Ein gewisser Ronaldo, 21 Jahre jung, dribbelt alleine auf Lazio-Goalie Luca Marchegiani zu. Körpertäuschung rechts, Körpertäuschung links, dann zieht der Brasilianer rechts am hilflosen Schlussmann vorbei und schiebt die Kugel ins leere Tor.

Der damals amtierende Weltfußballer bescherte Inter nicht nur den Titel, sondern sorgte auch für einen der vielen magischen Momente in der Geschichte des UEFA-Cups. Momente, nach denen der Nachfolger "Europa League" lange lechzte.

Letzte Saison zart daran angeknüpft, ist der zweitwichtigste UEFA-Klubbewerb diese Saison aber drauf und dran, zumindest wieder etwas Terrain auf die Champions Leauge gutzumachen.

Der Bewerb, den niemand liebte

Genau dieses Motiv hatte auch die UEFA im Sinn, als sie den UEFA Cup zur Saison 2009/2010 zur Europa League machte.

Eine simple Namensänderung konnte aber nicht vom Inhalt ablenken. Von Franz Beckenbauer einst als "Cup der Verlierer" bezeichnet, etablierte sich der Bewerb auch als solcher.

Englische und italienische Großklubs konzentrierten sich lieber auf die heimischen Meisterschaften. Motto: Lieber um den Ligatitel oder gar einfach nur Champions-League-Qualifikations-Plätze kämpfen, als in der Europa League Kräfte zu verschwenden.

"Ich möchte EL nicht gewinnen"

Machte es einmal ein Team wie Chelsea nicht und gewann 2013 gar den Bewerb, wurde ihm gar Spott der Konkurrenz zuteil: „Ich möchte nicht die Europa League gewinnen. Es wäre eine große Enttäuschung für mich. Ich möchte nicht, dass meine Spieler denken, die Europa League ist der Bewerb, in den wir gehören“, stichelte Jose Mourinho gegen den damaligen „Blues“-Coach Rafael Benitez.

Der traurige Tag war erreicht, an dem ein internationaler Titel nichts mehr wert schien. Überspitzt formuliert, schien sich nur noch der FC Sevilla für den Bewerb zu interessieren.

Umso erschreckender war nur noch, dass selbst Klubs aus kleineren Ländern, wie PSV Eindhoven, die Europa League offen abschenkten, um sich auf die Meisterschaft zu konzentrieren. Also Teams, die in der Champions League mittlerweile kaum mehr Chancen auf einen weiten Vorstoß hatten, für die die Europa League geschaffen wurde.

Finanzielle Schere CL vs. EL

Eine Entwicklung, bei der sich die UEFA an der eigenen Nase packen musste. Während der europäische Fußballverband die Champions League übervermarktete, wurde die Europa League vernachlässigt.

Kein Wunder, dass die meisten Teams nur noch Augen für die Königsklasse hatten.

Neben dem ungleich höheren Prestige können Teilnehmer dort auch ungleich höher abcashen. Marschierte ein Team (mit vier Siegen und zwei Unentschieden in der Gruppenphase) bis ins EL-Finale, kassierte es bis dahin 6,8 Millionen Euro an Prämien. In der Champions League wäre das Team mit sechs Niederlagen in der Gruppenphase allein schon mit der Startprämie von 8,6 Millionen Euro besser ausgestiegen.

Von 2015 an wurde der Prämien-Pool zwar insgesamt von 232,5 Millionen Euro auf 381 Millionen angehoben – in der Europa League also um 64 Prozent, in der Champions League um 25 Prozent – trotzdem klafft immer noch eine große finanzielle Schere zwischen den beiden wichtigsten Klubbewerben. Obiges Planspiel fällt mit 12,7 Millionen Euro zu 12,2 Millionen Euro noch immer für die Königsklasse aus.

CL-Ticket als Anreiz

Doch half ausgerechnet die Champions League der Europa League sich aufzupäppeln. Seit 2015 qualifiziert sich der Sieger der Europa League auch für die Königsklasse. Und plötzlich sind auch wieder englische Teams motiviert.

Letztes Jahr kämpfte sich Liverpool, unter anderem mit einem epischen 4:3 gegen Dortmund im Viertelfinale, ins Endspiel. Diese Saison folgte Manchester United.

Trainer Jose Mourinho wählt nun ironischerweise ganz andere Worte für den einst geschmähten Bewerb: "Ein Klub wie Manchester United will Titel gewinnen. Während andere Teams in den Top Vier der Premiere League landen, kämpfen wir um den Pokal. Die anderen Teams wären wahrscheinlich lieber in unserer Position."

Königsklasse als Einheitsbrei

Gleichzeitig mutiert die Königsklasse seit Jahren immer mehr zum Einheitsbrei. Die Achtelfinal-Auslosung ist obsolet, weil eh schon jeder weiß, dass Arsenal auf Bayern trifft. Barcelona bekommt es irgendwann mit Manchester City oder PSG zu tun. Das Madrider Derby Real gegen Atletico darf natürlich auch nicht fehlen.

Was jährlich zur Auslosung für Schmunzeln sorgt, ist auch statistische Realität: Gerade mal neun Teams machten sich die letzten 24 möglichen Semifinal-Tickets in der Champions League aus.

Im selben Zeitraum erwiesen gleich 20 verschiedene Mannschaften dem Halbfinale der Europa League ihre Ehre, einziger Dauergast war im Grunde Seriensieger Sevilla (2014-2016).

CL ist einseitiger als EL

Die Dichte in der Europa League ist größer, in der Champions League machen sich mittlerweile nur noch die üblichen Verdächtigen den Titel aus.

Durch den dadurch garantierten Geldregen entfernen sich die Topklubs auch immer weiter von den "Kleinen". Das zeigt sich auch bei den Ergebnissen.

"CIES Football Observatory", eine Daten-Plattform im Fußball, analysierte dafür die wichtigsten nationalen als auch internationalen Ligen. Das Resultat: 21 Prozent aller Spiele in der Königsklasse in dieser Saison gingen mit drei Toren Unterschied oder mehr aus. Von den 33 untersuchten Ligen schnitten nur die zypriotische Meisterschaft (22,5%) und die österreichische Bundesliga (21,5%) einseitiger ab.

Die Europa League steht bei 13,5 Prozent.

EL-Saison 2016/2017 als Vorgeschmack?

Mag die Champions League also weiterhin das höhere Niveau bieten, hat die Europa League zumindest an Drama und Spannung aufgeholt.

Allein im diesjährigen Viertelfinale gingen drei der vier Duelle in die Verlängerung (Manchester United-Anderlecht 2:1 n.V., Schalke-Ajax 3:2 n.V., Besiktas-Lyon 6:7 i.E.).

Das Endspiel Ajax Amsterdam gegen Manchester United (Mittwoch, 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) lässt in diesem Jahr zudem namentlich nichts zu wünschen übrig.

Nichtsdestotrotz sollte die UEFA die Europa League finanziell weit mehr an die Champions League annähern, um sie auf gesündere und noch wettbewerbsfähigere Beine zu stellen.

Damit die Königsklasse dauerhaft einen würdigen Prinzenbewerb hat. So wie damals im Prinzenparkstadion.


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Die EL ist mittlerweile für Mourinho interessant. Pressekonferenzen haben an Reiz verloren:

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