"In solchen Momenten ist es immer spannend zu sehen, wer einen alles kennt."
Lawal: "Keine besonderen Vorbereitungen, nur weil es Liverpool ist"
Flecker wird als rechter Wingback im Linzer 3-4-3 vermutlich Luis Diaz oder Diogo Jota zu verteidigen haben, Renner auf links mit Mohamed Salah den vielleicht besten Rechtsaußen dieses Planeten.
Ein Spieler-spezifisches Video-Studium des Ägypters hat der 29-Jährige nicht vorgenommen, denn: "Jeder weiß, wie er spielt, dass er einer der besten Spieler der Welt ist. Es ist eine Ehre für mich, mich mit ihm auf der Seite duellieren zu dürfen, das ist ein Traum. Ich werde alles dafür geben, dass ich dabei gut ausschaue."
Auch Torhüter Tobias Lawal hat sich keine Videos von Salahs Abschlüssen oder ähnlichem zu Gemüte geführt: "Nein, das mache ich bei anderen Gegnern auch nicht. Ich gehe jedem Gegner gleich entgegen und mache keine besonderen Vorbereitungen, nur weil es Liverpool ist."
Namen wie jene von Salah, Thiago, Virgil van Dijk oder auch von Coach Jürgen Klopp werden auch zahlreiche Menschen anlocken, die sonst eher selten in der Raiffeisen Arena zu sehen sind und am Donnerstag vor allem "Liverpool schauen gehen" wollen.
Die Sache mit den Ticketanfragen
"Ich glaube, das Stadion würden wir mit 100.000 Leuten auch vollbringen", lacht Renner.
Tatsächlich passen international aber nur gut 17.000 Menschen ins nagelneue Stadion auf der Gugl rein. Die Tickets, die nur im Dreierpaket für alle Gruppenspiele zu haben sind, sind mittlerweile ausverkauft.
Kein Wunder also, dass sich den Linzer Spielern in den vergangenen Wochen viele längst vergessene Freunde genähert haben, um sie um ein begehrtes Ticket für die Partie gegen die "Reds" anzuhauen.
"In solchen Momenten ist es immer spannend zu sehen, wer einen alles kennt. Es gab schon einige Anfragen", schmunzelt etwa Flecker.
Renner verrät: "Es gab schon sehr viele Anfragen, sicher über 150 Nachrichten von Leuten, von denen ich ewig nichts mehr gehört habe."
Und bei Lawal sei gleich nach der Auslosung gar "das Telefon überhitzt, weil so viele Nachrichten hereingekommen sind".
Ein FC Liverpool besucht Linz eben nicht alle Tage. Und Europa-League-Fußball hat Oberösterreichs Landeshauptstadt auch mittlerweile schon drei Jahre nicht mehr gesehen.
LASK so gut wie 2019?
2019/20 und 2020/21 nahmen die Athletiker jeweils durchaus erfolgreich am Hauptbewerb des zweithöchsten UEFA-Bewerbs teil. Bei der Premiere ging es gleich bis ins Achtelfinale, wo das Heimspiel gegen Manchester United kurz vor dem ersten Lockdown ohne Zuseher stattfinden musste; beim zweiten Antritt erfolgte ein bitteres Gruppenaus.
Die Phase vom Saisonstart 2019/20 bis zur Corona-Unterbrechung, die den Linzer aus bereits zur Genüge diskutierten Gründen das Momentum stahl, war vielleicht die sowohl sportlich wie spielerisch erfolgreichste Phase in der jüngeren Geschichte des LASK.
Damals wurde unter Valerien Ismael der davor über Jahre von Oliver Glasner implementierte Pressing-Fußball nahe an der Perfektion betrieben. Mit Thomas Sageder steht seit diesem Sommer wieder ein "Pressing-Trainer" an der Linzer Seitenlinie.
Wie sehen die Unterschiede zwischen damals und heute aus, Rene Renner?
"Es ist schwer zu vergleichen. Glasner hat das jahrelang aufgebaut. So etwas braucht sehr viel Zeit, bis diese Dinge greifen, du brauchst die richtigen Spieler dafür. Das ist einfach ein Prozess, in dem wir uns gerade befinden, bei dem man merkt: Es beginnt zu funktionieren. Wir müssen einfach hart weiterarbeiten, dann wird es in die richtige Richtung gehen."
Lawal: "War kein so schlechter Start, wie es rundherum gesprochen wurde"
Auch sein Coach Sageder sprach nach einem spielerisch dürftigen Saisonstart von einem Prozess und wurde dafür durchaus kritisiert. Mittlerweile ist aber klar festzuhalten, dass sich der LASK tatsächlich Woche für Woche deutlich verbessern konnte und sichtlich immer mehr Spaß an seiner neuen, alten Spielanlage hat.
"Wir haben uns ein bisschen schwer getan reinzufinden. Man muss aber auch sagen, dass wir nur ein Spiel verloren haben, es war also kein so schlechter Start, wie es rundherum gesprochen wurde. In den letzten paar Spielen haben wir gezeigt, welche Qualitäten wir haben", findet etwa Goalie Lawal, der zwischenzeitlich, nach einem Remis bei der WSG Tirol, selbst recht deutlich Kritik am Auftreten seiner Mannschaft leistete.
Obwohl die Ergebnis-Ausbeute tatsächlich recht positiv war, herrschte im Linzer Fanlager zu Beginn großer Unmut vor. Sageder, der gerade die erste große Trainerstation seiner Karriere zu verantworten hat, wurde vielerorts der spielerische Umschwung nicht mehr zugetraut.
Renner: "Erwartungshaltung der Fans sehr, sehr hoch"
"Die Erwartungshaltung der Fans ist einfach sehr, sehr hoch. Es ist ein neuer Trainer gekommen, ein paar Sachen sind umgestellt worden, die am Anfang nicht so funktioniert haben. All das braucht ein bisschen Zeit", mahnt Renner.
Nun greifen die Automatismen im hohen Attackieren aber immer besser, auch sehr ansehnliche Spielzüge waren zuletzt zu beobachten.
Renner ist erleichtert: "Ich glaube, dass das schon langsam greift. Ich habe gelesen, dass wir in der Bundesliga die Mannschaft sind, die am wenigsten Pässe bis zur ersten Defensivaktion zulässt, also die beste im Pressing sind. Letztes Jahr waren es noch doppelt so viele Pässe. Also es entwickelt sich schon in die richtige Richtung, wir sind am richtigen Weg."
Und dieser Weg soll die Linzer in der Bundesliga wieder in die Top-3 führen, international heißt das erklärte Ziel: Überwintern, egal in welchem Bewerb. Ein Meistertitel zählt freilich nicht zu den Saisonzielen.
Ziereis: "Waren selbst nicht zufrieden"
"Sachen wie: 'Wir wollen Meister werden, wir wollen Salzburg überholen', sind nicht von uns gekommen", hält Philipp Ziereis fest.
Aber: "Wir haben schon einen hohen Anspruch an uns selbst als ganzer Verein. Wir wollen das weiterführen, was wir letztes Jahr begonnen haben, deshalb gehört es dazu, dass man nach einem nicht zufriedenstellenden Saisonstart in der Kritik steht. Aber das war nichts, was uns überrascht hat, wir waren selbst nicht zufrieden."
Diese Kritik wird ob der starken Leistungen in den letzten Spielen momentan aber ohnehin fast täglich leiser. Sageders Pressing-Fußball funktioniert immer einwandfreier und kommt deshalb in der eigenen Anhängerschaft freilich immer besser an.
Und wenn am Donnerstag der große FC Liverpool zu Gast ist, ist (zumindest vorübergehend) ohnehin alles vergessen, was spielerisch zum Saisonstart schief lief.