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VIDEO: David Alaba kehrt ins Training von Real Madrid zurück
Zypern ist ein Paradies für Russen und Chinesen. Vor Jahren war es so, dass viele Russen hergekommen sind, investiert haben und dadurch einen EU-Pass bekommen haben.
Im Grunde genommen sehe ich Rapid als Favorit.
Bayern hat zur Pause, glaube ich, 3:0 geführt und Luca Toni hat sich verletzt. Da hat „Poldi“ zu mir gesagt: "Das war jetzt deine Chance".
LAOLA1: Du bist seit einem Jahr wieder auf Zypern, hast davor schon zwei Saisonen auf der Mittelmeerinsel verbracht, ehe du nach Spanien gewechselt bist. Was hat dich dazu bewogen, wieder nach Zypern zu wechseln?
Daniel Sikorski: Im ersten Jahr auf Zypern ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Wir wollten als Familie immer schon am Meer Leben, wo gutes Wetter ist und gleichzeitig meinem Beruf nachgehen. Das war auf jeden Fall eine super Zeit. Dann bin ich nach Spanien gewechselt, um mir selbst ein Bild von dort zu machen. Man sieht viele Spieler aus der dritten spanischen Liga, die in anderen Ligen aufzeigen. Das wollte ich mir aus der Nähe anschauen, wie dort gearbeitet wird. Die Sprache zu lernen war mir wichtig. Dann kam Corona und mein Vertrag endete. Ich hatte immer wieder Kontakt mit Zypern, weil ich hier einen guten Namen habe. Dann hat mich der Trainer von Aris Limassol angerufen. Das Lustige war, dass ich damals bei einem der letzten Erstliga-Spiele von Aris als Gegner dabei war. Wir haben 6:0 gewonnen, da habe ich sogar einen Hattrick gemacht. Sie sind abgestiegen und waren daraufhin immer in der 2. Liga. Dann hat er mir vom Plan erzählt. Ich habe gesehen, dass viele Spieler aus dem letzten Jahr beim Verein geblieben sind, sonst gibt es auf Zypern Jahr für Jahr viele Transfers. Das hat mir gefallen, dann habe ich mich entschlossen hierher zu wechseln. Es hat nicht gut angefangen: An dem Tag, an dem ich hergekommen bin, hat der Präsident einen Herzinfarkt in der Nacht bekommen und ist gestorben. Das war ein richtiger Tiefschlag für den Klub. Aber wir haben uns zusammengerauft, die Mannschaft hat funktioniert. Im Winter kam ein neuer Investor aus Weißrussland, der den Verein gekauft hat. Mit ihm sind wir aufgestiegen. Jetzt läuft es sehr gut.
LAOLA1: Du hast in den letzten Jahren viele Wechsel durchgemacht. Ist es für dich ein Ziel, etwas länger bei einem Verein zu bleiben?
Sikorski: Auf jeden Fall. Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne zu kommen. Das habe ich bewusst letztes Jahr gemacht. In meiner Karriere ist es nicht immer rund gelaufen, ich habe teilweise falsche Entscheidungen getroffen. Daraus habe ich gelernt. Deswegen habe ich letztes Jahr viel überlegt und die richtige Entscheidung getroffen. Wer weiß? Im Moment ist alles super. Ich hatte letztes Jahr eine sehr gute Saison, heuer sind wir mitten in der Vorbereitung. Es läuft ganz gut.
LAOLA1: Wie würdest du das fußballerische Niveau auf Zypern generell einschätzen?
Sikorski: Es gibt einige Mannschaften, die super Spieler haben und Jahr für Jahr dazuholen. Bei Pafos spielt ein Spieler, der jahrelang in der Premier League gespielt hat (Jason Puncheon, Anm.). Das taktische und technische Niveau ist ziemlich hoch. Man sieht auch, dass jedes Jahr die Mannschaften in den europäischen Wettbewerben spielen. Das Niveau ist ziemlich gut. Die einzige Schattenseite ist, dass die Stadien nicht auf dem Niveau sind wie in Österreich.
LAOLA1: Zypern hat auch in der Fünfjahres-Wertung einen Schritt nach vorne gemacht und die vergangene Saison auf Platz 15 abgeschlossen, vor Ländern wie der Schweiz, Tschechien oder Griechenland. Was hat die Entwicklung in den letzten Jahren so vorangetrieben?
Sikorski: Ich glaube, dass sie aus ihren Fehlern lernen. Früher kam ein Spieler, der war 34, 35 Jahre alt, der war am Ende seiner Karriere. Der wollte nach Zypern, das Leben genießen und ein bisschen Fußball spielen. Das hat dann ein paar Spiele geklappt und danach war klar, der ist zum Urlaub hergekommen. Mittlerweile hat man aus den Fehlern gelernt und macht sinnvolle Transfers. Sie arbeiten mit dem Scouting besser und holen dadurch Spieler, die nicht herkommen, um am Strand zu liegen sondern um Leistung zu zeigen.
LAOLA1: Du hast Pafos angesprochen, dort ist der ehemalige Sturm-Trainer Darko Milanic beschäftigt. APOEL hat sich mit Ex-Rapidler Giorgi Kvilitaia verstärkt. Das muss man sich leisten können. Wie sieht die finanzielle Situation der Vereine aus und welche Rolle spielen Investoren?
Sikorski: Zypern ist ein Paradies für Russen und Chinesen. Vor Jahren war es so, dass viele Russen hergekommen sind, investiert haben und dadurch einen EU-Pass bekommen haben. Mittlerweile ist das ein bisschen schwieriger, aber sie investieren gerne in den Fußball, weil der Fußball die beliebsteste Sportart hier ist.
LAOLA1: An Anorthosis Famagusta hat Rapid aus der Saison 2008/09 keine guten Erinnerungen. Jetzt kommt es wieder zu diesen Duell. Wie würdest du Anorthosis beschreiben?
Sikorski: Sie haben seit zwei Jahren denselben Trainer, der eine gewisse Philosophie verfolgt und eine Konstanz in die Mannschaft gebracht hat. Ich habe sie kurz in einem Freundschaftsspiel gesehen, sie spielen konstant im oberen Viertel mit. Es wird nicht einfach. Ich habe mir die Runde in der ADMIRAL-Bundesliga angesehen. Da sind viele junge Spieler, die generell nicht so viel Erfahrung haben. Auf Zypern ist es ein gewisser Mix, wo viele erfahrene Spieler mit ein paar Jungen gemixt werden. Ich glaube, dass die Mischung für die europäischen Wettbewerbe ein Vorteil ist.
LAOLA1: Wer ist für dich Favorit?
Sikorski: Ich habe mir das Heimspiel von Rapid gegen Sparta Prag angesehen und mein guter alter Freund "Knasi" (Christoph Knasmüllner, Anm.) hat ein super Spiel gemacht. Ich glaube auf jeden Fall, dass Rapid zu Hause eine sehr große Chance hat zu gewinnen. Hier, auf Zypern, wird es ein bisschen schwieriger, auch durch die Wetterverhältnisse. Aber im Grunde genommen, sehe ich schon Rapid als Favorit.
LAOLA1: Die neue Saison hat auf Zypern noch nicht begonnen. Wann geht es genau los, wie ist die Vorbereitung?
Sikorski: Mit dem Wochenende um den 21. August geht es los. Das ist auch ein Vorteil für Rapid, sie sind schon mittendrin in der Saison, haben schon zwei Meisterschaftsspiele absolviert. Anorthosis hat nur Freundschaftsspiele und ein paar Europacup-Spiele gespielt.
LAOLA1: Du hast in acht verschiedenen Ländern gespielt. Wo hast du dich fußballerisch am wohlsten gefühlt?
Sikorski: Von der Statstik her war natürlich die letzte Saison ziemlich erfolgreich für mich. Ok, nicht jeder nimmt die zweite zypriotische Liga ernst, aber der Ball muss trotzdem ins Tor. Das ist auch passiert, wir haben unser Ziel erreicht und sind aufgestiegen. Am meisten gelernt habe ich natürlich bei Bayern. Da bin ich in das Profi-Geschäft eingestiegen und hatte super Trainer, die mich bis heute prägen, Hermann Gerland zum Beispiel. Ansonsten habe ich überall, ob es gut oder schlecht lief, etwas mitgenommen und profitiere bis heute davon.
LAOLA1: Wenn du auf deine Karriere zurückblickst, welche Begebenheit oder Anekdote ist dir speziell im Gedächtnis geblieben?
Sikorski: Da gibt es viele, positiv wie auch negativ. Bei den Bayern war ich in einem Ligaspiel im Kader. Dann hat mir Ottmar Hitzfeld gesagt: "Daniel, du kannst nicht im Kader stehen, du bist nicht spielberechtigt". Ich habe mir das Spiel angesehen und zufällig ist "Poldi" (Lukas Podolski, Anm.) neben mir gesessen. Bayern hat zur Pause, glaube ich, 3:0 geführt und Luca Toni hat sich verletzt. Da hat "Poldi" zu mir gesagt: "Das war jetzt deine Chance". Ich glaube, dass das ein Schnittpunkt gewesen wäre, der mir sehr weitergeholfen hätte. Vielleicht hätte sich durch dieses eine Spiel alles verändert. Das ist aber nicht passiert. Ich bin dankbar dafür, dass ich so viele Jahre bei den Bayern spielen konnte und habe da viel mitgenommen.
LAOLA1: Nach deiner Zeit bei den Bayern warst du in Polen und der Schweiz, bevor du ein Jahr in Ried gespielt hast. Stand danach jemals wieder eine Rückkehr nach Österreich im Raum?
Sikorski: Ja, es gab schon Gespräche, aber es ist nie konkret geworden.
LAOLA1: Du hast von deiner Bayern-Zeit erzählt. Dort hast du die Anfangsjahre von David Alaba hautnah miterlebt. Hättest du ihm diese Karriere zugetraut?
Sikorski: Absolut. Uns verbindet ja bis zum heutigen Tag eine enge Freundschaft und hoffentlich noch länger. David war von Beginn, obwohl er so jugendlich wirkte, vom Kopf und seiner Einstellung her extrem fokussiert und raffiniert. Er war jeden Tag wie aufgeladen im Training. Da gab es kein Zurückziehen, da gab es nur 100 Prozent. Auch wenn andere größeres Talent hatten, hat er es mit seiner Arbeit, seiner Kontinuität und dieser mentalen Einstellung, die er bis heute hat, super kompensiert.
LAOLA1: Fünf Jahre beim FC Bayern prägen. Was sind die fußballerischen Werte und Vorstellungen, die dich und wohl auch David Alaba bis heute begleiten?
Sikorski: Dieses Sieger-Gen, bei den Bayern wird dir das in jungen Jahren eingeimpft. Da sagt man: "Wir sind Bayern München und bei uns gibt es nur den Sieg". Das ist halt diese Bayern-Mentalität. Und auch die Jahre mit Hermann Gerland, wo er mir auch eingeimpft hat, dass es wichtig ist, wenn du mal nicht so ein gutes Spiel hast, dass du kämpfst, dass du läufst. Dann kommen die Chancen von alleine. Das sind Sachen, die ich bis heute den jungen Spielern versuche weiterzugeben.
LAOLA1: Du wirst im November 34 Jahre alt. Wie lange glaubst du, wird deine Fußballer-Karriere noch dauern?
Sikorski: Solange ich in der Kabine sitze, meine Schuhe binde und ich wirklich Lust habe rauszugehen und zu trainieren beziehungsweise diesen Spaß finde. Und das Wichtigste, solange ich gesund bin.