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Trimmel will das Wort "Aufstieg" nicht mehr hören

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Kopf frei bekommen heißt es für Christopher Trimmel und seine Team-Kollegen von Union Berlin.

Nach Platz vier in der Vorsaison träumten viele in Berlin bereits vom Aufstieg und dem ersten Bundesliga-Derby gegen den Lokalrivalen Hertha BSC. Ein halbes Jahr später ist die Euphorie im Berliner Stadtteil Köpenick einer großen Unzufriedenheit gewichen.

Im Gegensatz zu den drei anderen Österreichern im Kader von Union, Philipp Hosiner, Christoph Schösswendter und Michael Gspurning (jetzt Torwarttrainer), ist Trimmel Stammspieler. Seine starke persönliche Halbserie kann ihn kaum über die schwankenden Leistungen des Teams hinweg trösten.

Im Gespräch mit 90minuten.at ist dem Abwehrspieler anzumerken, dass der turbulente Herbst und der enttäuschende sechste Platz nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist.

"Ich will das Wort 'Aufstieg' eigentlich gar nicht mehr hören."

Trimmel über die Erwartungshaltung

"Dieses hohe Pressing kannte ich bisher in der Form nicht. Dabei kommt es meiner Spielweise sehr entgegen, da ich mich oft mit Flankenläufen in die Offensive einschalten kann. Das hat schon unheimlich Spaß gemacht."

Trimmel über Jens Kellers Ansatz

"Vielleicht bin ich irgendwann noch einmal auf Abruf oder sogar direkt bei einem Lehrgang dabei."

Trimmel über seine Nationalteam-Chancen

Frage: Vier Wochen Winterpause. Wie schwer wird es nach den letzten Wochen den Kopf frei zu bekommen?

Trimmel: Ich denke das sollte schon schnell gehen. Jeder verbringt jetzt viel Zeit mit seiner Familie, da vergisst man den ganzen Stress und die schwierige Phase die wir am Schluss hatten dann vielleicht doch leichter. Außerdem hilft es nichts. Wir müssen das jetzt abhaken und die Akkus schnell wieder aufladen.

Frage: Letzte Saison gab es, mit Hannover 96 und dem VfB Stuttgart, zwei große Aufstiegsfavoriten. Diese fehlen heuer. Wie bewerten Sie diese Ausgeglichenheit der Liga?

Trimmel: Auf jeden Fall positiv. Es ist definitiv ein Vorteil, wenn Fans und auch Medien das Gefühl haben, dass immer alles möglich ist. Wir als Team wollten uns gegenüber dem Vorjahr weiterentwickeln. Leider ist uns das im Herbst nicht ganz so gelungen aber wir versuchen uns auf die positiven Dinge zu konzentrieren und nach der Winterpause wieder voll anzugreifen.

Frage: Union hat auf den direkten Aufstiegsplatz bereits sieben Punkte Rückstand. Inwieweit können Sie die heftige Kritik der letzten Wochen nachvollziehen?

Trimmel: Ich muss zugeben, dass ich die Kritik schon für übertrieben halte. Besonders, weil ich das Umfeld bei Union bisher als sehr angenehm kennengelernt habe. Bei dem Wort "Aufstieg" ändert sich das aber anscheinend. Aber es hat noch nie einer Mannschaft gut getan, wenn dauernd vom Aufstieg gesprochen wird und es kein anderes Thema mehr gibt. Uns als Team schweißt die schwierige Phase der letzten Wochen enger zusammen und wir erwarten uns da auch ein bisschen mehr Verständnis von der Öffentlichkeit. Ich persönlich will das Wort "Aufstieg" eigentlich die nächsten Wochen gar nicht mehr hören. Das bringt nur unnötig Unruhe hinein.

Frage: Zuletzt gab es drei Niederlagen in Folge. Kann man da sagen, dass die Winterpause für Union zum richtigen Zeitpunkt kommt?

Trimmel: Ja ich glaube schon. Wir alle haben uns natürlich gewünscht, mit einem besseren Gefühl in die Pause zu gehen aber das können wir uns leider nicht aussuchen.

Frage: Jens Keller wurde doch überraschend entlassen. Teile der Mannschaft sollen sich sehr für den Trainer eingesetzt haben.

Trimmel: Wir als Mannschaft waren überzeugt, dass wir mit Jens Keller wieder in die Spur kommen. Aber das ist so, wie in jedem Beruf, da werden weiter oben Entscheidungen getroffen, die man nicht beeinflussen kann. Es ist auch nicht unser Job diese Entscheidungen zu treffen, das macht der Klub. Wir alle kennen das Geschäft. So läuft es nun mal.

Frage: Was nehmen Sie speziell aus der Arbeit mit Jens Keller mit?

Trimmel: Sehr viel, vor allem die Spielweise. Dieses hohe Pressing kannte ich bisher in der Form nicht. Dabei kommt es meiner Spielweise sehr entgegen, da ich mich oft mit Flankenläufen in die Offensive einschalten kann. Das hat schon unheimlich Spaß gemacht. Außerdem glaube ich, dass sich der Verein Union Berlin unter Jens Keller toll entwickelt und gut positioniert hat. Das sah man ja auch in den Cupspielen in Dortmund (letzte Saison, Anm.) oder heuer in Leverkusen.

Frage: Kommen wir noch kurz zu Ihnen persönlich. Wie sind sie mit Ihren Leistungen zufrieden?

Trimmel: Ich denke es ist ganz gut gelaufen auch wenn man natürlich immer etwas verbessern kann. Noch schöner wäre die positive persönliche Bilanz, wenn wir in der Tabelle besser dastehen würden. Der Erfolg des Teams ist wichtiger als einzelne Spieler.

Frage: 16 Einsätze dabei ein Tor und sechs Vorlagen, das liest sich doch ganz gut für einen Außenverteidiger oder?

Trimmel: Es freut mich, dass es mir gelungen ist, wieder einige Scorerpunkte zu sammeln. Das liegt auch daran, dass ich nun der Hauptverantwortliche für Standardsituationen wie Ecken und Freistöße bin. Das kommt also nicht von ungefähr, sondern ist hart erarbeitet und trainiert. Dass ich die Verantwortung bekommen habe zeigt aber, dass ich es wohl nicht schlecht mache.

Frage: Kurz vor Transferschluss wurde Ihnen mit dem Ex-Schalker Uchida ein hochkarätiger Konkurrent auf der rechten Abwehrseite vorgesetzt. Was war ihr erster Gedanke nach seiner Verpflichtung?

Trimmel: Ganz ehrlich: Ich habe mich gefreut.

Frage: Hatten Sie keine Bedenken, dass Sie Ihren Stammplatz verlieren könnten?

Trimmel: Nein überhaupt nicht. Konkurrenz ist enorm wichtig, weil du es dir dann nie erlauben kannst, nicht 100 Prozent abzuliefern. Du musst in jedem Training und bei jedem Spiel alles raushauen, sonst spielst du in der nächsten Woche nicht. Ich bin sowieso jemand der immer Gas gibt. Uchida hat den Konkurrenzkampf auf der rechten Abwehrseite auf jeden Fall in Gang gebracht - auch wenn er leider immer wieder verletzt war.

Frage: Zum Abschluss: Österreich hat einen neuen Teamchef, steigen damit Ihre Chancen auf eine Teameinberufung?

Trimmel: Das weiß ich nicht (lacht). Ich war aber beim ersten Lehrgang von Franco Foda leider nicht dabei und hatte am Ende auch keinen Kontakt mit Marcel Koller. Ich sehe die Zeit, die ich beim Team verbringen durfte, als etwas sehr positives. Es hat mir immer Spaß gemacht. Ich gebe einfach auf Klubebene Vollgas, mehr kann ich nicht beeinflussen. Aber: Ich habe gesehen, dass Andi Ulmer auch wieder einberufen wurde. Der ist, glaube ich, älter als ich. Also wer weiß, vielleicht bin ich irgendwann noch einmal auf Abruf oder sogar direkt bei einem Lehrgang dabei. Ich wünsche es dem Team, dass sie in der nächsten Quali wieder erfolgreich sind. Schließlich bin ich großer Österreich-Fan.


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