"Es war ein unglaublicher Moment, das Tor zu schießen. Ich habe nicht viel nachgedacht, sondern nur gejubelt. Ich brauchte eine Minute, bis ich alles gecheckt habe", strahlt der 20-jährige Goldtorschütze bei "Sky".
Müller: "Alle haben das Gefühl, dass wir es nicht verdient haben"
Obwohl 13 Jahre älter war die Ekstase bei einem seiner Mitspieler nicht weniger groß: Thomas Müller.
"Da läuft es einem kalt den Rücken hinunter. Wir kassieren den Ausgleich in der gleichen Manier, die sich schon die ganze Saison durchzieht, und dann haut Jamal den Ball so rein. Da wirst du ja verrückt", so Müller bei "Sky". Er zeigt auf seinen Körper: "Das, was hier durchläuft, ist das Besondere."
Der Routinier war zum Zeitpunkt von Musialas Siegtor bereits ausgewechselt worden und gab seinen Mitspielern danach im Coaching-Stil von der Seitenlinie aus Anweisungen.
Auch nach Schlusspfiff ging Müller voran und analysierte die speziell im Frühjahr über weite Strecken holprige Bayern-Saison knallhart: "Alle, die sich für den Fußball interessieren, haben das Gefühl, dass wir es nicht verdient haben. Und ich spreche es offen aus: Ich verstehe es. Teile unserer Rückrunde waren so chaotisch - auf und neben dem Platz."
Wichtiger Nachsatz: "Aber dieser Moment ist trotzdem unglaublich für diese Truppe. Das ist das, an was man sich erinnert."
Tuchel wirkt von Kahn- und Salihamidzic-Aus geschockt
Das Chaos im Bayern-Frühjahr hängt freilich auch mit der Entlassung von Julian Nagelsmann zusammen. Sein Nachfolger, Thomas Tuchel, musste mitunter harsche Kritik einstecken und wird wohl nun so etwas wie Genugtuung verspüren.
Oder, Thomas Tuchel? "Ich hätte mich für den Misserfolg deutlich verantwortlicher gefühlt, als ich mich jetzt für den Erfolg fühle", verneint der Bayern-Coach auf der Pressekonferenz nach dem Spiel diese Annahme.
Die beiden Funktionäre, die hauptverantwortlich für die Schassung Nagelsmanns und die Installierung Tuchels waren, waren unmittelbar nach Fixierung des Meistertitels Geschichte: Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic.
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"Sie waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir auf diese Reise gegangen sind. Das muss ich jetzt auch erstmal verarbeiten", wirkt Tuchel ehrlich geschockt. Anders als die Öffentlichkeit erfuhr er bereits am Freitag von der Entscheidung, sich von den beiden mächtigen Funktionären zu trennen.
Dass dieselbige Entscheidung quasi mit Schlusspfiff der Partie in Köln öffentlich und nur eine Stunde später offiziell wurde, kann Tuchel wohl nur schwer nachvolliehen: "Das passt ein bisschen zur aktuellen Saison: Statt zu feiern, haben wir jetzt das nächste politische Thema..."
Wie geht es mit Tuchel weiter? "Bleibe erstmal da"
Muss Tuchel nun gar um seinen eigenen Job fürchten, nachdem seine beiden größten Förderer rausgeschmissen wurden bzw. denkt er an einen selbstmotivierten Abschied von der Säbener Straße?
"Es ist jetzt nicht der Moment wegzufahren, vor allem auch nicht nach den Entscheidungen. Ich muss da bleiben, ich muss Verantwortung übernehmen, meine Meinung sagen. Ich muss drüber nachdenken, weil ich natürlich Verantwortung für die sportliche Entwicklung der Mannschaft trage. Wie es genau weiter geht, weiß ich nicht, aber klar ist, dass ich erstmal da bleibe."
Eines lässt sich aus diesen Worten herauslesen: Tuchel wirkt nach seinem ersten Meistertitel in Deutschland weder besonders euphorisiert, noch unbedingt zu seinem Job in München committed...