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Erst am Dach, dann gegen Red Bull Salzburg

Erst am Dach, dann gegen Red Bull Salzburg Foto: © GEPA

Eine ganz große Freude haben sie bei Union Gurten nicht mit dem Umstand, dass ihr ÖFB-Cup-Kracher gegen den FC Red Bull Salzburg ein ORF-Live-Spiel ist.

Einen ganz großen Vorteil bringt die Ansetzung im Hauptabend (Dienstag, 20:30 Uhr im LIVE-Ticker) aber definitiv mit sich.

"Gott sei Dank spielen wir erst um 20:30 Uhr", grinst Trainer Peter Madritsch im Gespräch mit LAOLA1, "denn wenn das Spiel früher wäre, hätte es ähnlich wie in den letzten Jahren sein können. Da sind Spieler vom Dach runtergekraxelt, haben sich gach umgezogen und sind schnell zum Aufwärmen gelaufen."

Auch der Beruf Spengler und Dachdecker findet sich nämlich im Gurtener Kader wieder. Der nächste Spieler ist Maurer, ein anderer bedient Maschinen im Bereich Drehen und Fräsen. Klassischer Amateur-Fußball eben.

Gut, in Fußball-Österreich geht so ziemlich jedes Team als Außenseiter in ein Kräftemessen mit dem Serienmeister - und Seriencupsieger.

Wie ungleich das Duell eines Regionalligisten mit den Mozartstädtern von den Voraussetzungen her ist, muss man also nicht extra betonen. Aber gerade das macht den Charme dieses Wettbewerbs in dieser frühen Phase ja aus.

Das erste Gesprächsthema

Madritsch ist seit 2018 Trainer von Union Gurten
GEPA

Diesmal hat also Union Gurten den Jackpot geknackt und mit Salzburg einen der "Hauptpreise" zugelost bekommen.

"Seit Wochen wird im Innviertel über nichts anderes geredet", schildert Madritsch seinen Eindruck.

Der 47-Jährige kommt zumindest genügend unter die Leute, auch abseits des Fußballs. Schließlich ist er selbstständig im Großhandel im Farben- und Lackbereich, führt zudem als Beschichtungsinspektor Abnahmen durch.

"Ich habe seit zehn Jahren eine kleine, aber feine Firma. Im Außendienst komme ich zu vielen großen Firmen, das erste Gesprächsthema ist gerade immer Red Bull", erzählt der Oberösterreicher.

Das verpasste Volksfest

Knapp 1.200 Einwohner hat Gurten. Die Fußball-Interessierten unter ihnen müssen sich am Dienstag nach Feierabend auf die rund 15 Kilometer lange Reise nach Ried machen.

Zu gerne hätte man den Heimvorteil in der heimischen Park21-Arena genossen, doch das dortige Flutlicht reicht nicht für eine TV-Übertragung im ORF.

"In Gurten wäre es ein Volksfest geworden. Unsere Heimstärke ist noch einmal größer, als wenn wir wie jetzt auswärts spielen. Aber wir sind der SV Ried natürlich sehr dankbar, dass wir in ihr Stadion dürfen. Da sieht man unsere gute Kooperation. Wir halten im Innviertel zusammen", so Madritsch.

Das Volksfest hätte man in Gurten natürlich gerne mitgenommen, aber auch so ist das Duell mit den "Bullen" logischerweise im obersten Regal einzuordnen.

Meister und Cupsieger der nächsten zehn Jahre

"Es ist natürlich eines der Highlights in meiner Karriere, und das gilt in Wahrheit für jeden einzelnen Spieler. Wenn man gegen den österreichischen Meister und Cupsieger der letzten zehn und wahrscheinlich auch nächsten zehn Jahre spielen darf, freut man sich irrsinnig auf dieses Spiel."

Präzise ausgedrückt hat Salzburg seit 2014 jeden nationalen Titel erobert - mit Ausnahme des ÖFB-Cups 2018. Damals verlor man in einem dramatischen Finale gegen den SK Sturm Graz.

Unglaublich, aber wahr: Es war die einzige Salzburger Niederlage in den vergangenen 55 Cup-Spielen. Es sagt auch über einen haushohen Favoriten viel aus, wenn er stets so fokussiert ist, dass er so gut wie nie stolpert.

"Normal steht es mir nicht zu, aber wenn ich Salzburg beurteilen darf, ist es trotzdem noch ein bodenständiger Verein, dessen individuelle Qualität sich aber international messen kann. In Österreich ist diese Qualität in einer eigenen Liga. Ganz Gurten zusammen kostet nicht so viel wie ein Spieler in Salzburg", erinnert der Union-Coach.

Salzburg ärgern und sekkieren

Wie geht man es also an als so krasser Außenseiter? "Mit gehöriger Demut, aber irrsinniger Begeisterung. In Wahrheit haben wir nichts zu verlieren."

"Wir trainieren drei Mal pro Woche, inklusive Match sind das vier Einheiten."

Peter Madritsch

Wichtig werde sein, eine gewisse Stabilität reinzukriegen, "und den Gegner da und dort trotzdem ein bisschen zu ärgern und zu sekkieren. Wir werden alles tun, um die paar 'Körndl', die sie vielleicht liegen lassen, aufzupicken. Aber in Wahrheit wollen wir das Spiel einfach genießen."

Mit Hertha Wels durfte in der Vorsaison ein anderer Regionalliga-Mitte-Klub gegen Salzburg bei der 1:4-Pleite in der ersten Cup-Runde immerhin den zwischenzeitlichen Ausgleich bejubeln.

Ein Tor als Ziel? "Das wäre natürlich schön. Warum also nicht?"

Knapp dran gegen andere Bundesligisten

Erfahrung mit höherklassigen Kontrahenten hat man in den vergangenen Jahren genügend gesammelt. In der Amtszeit von Madritsch scheiterten die Innviertler im Cup am WAC (1:2), dem damaligen Zweitligisten Austria Lustenau (2:3), Altach (1:3) und Hartberg (0:1).

"Wir waren immer knapp dran, wobei wir jeweils echte Heimspiele hatten. Aber wir konnten uns gut verkaufen, und das wollen wir jetzt wieder tun", meint Madritsch.

Je länger die Spiele gedauert hätten, desto mehr habe sich jedoch das Profitum durchgesetzt.

"Wir trainieren drei Mal pro Woche, inklusive Match sind das vier Einheiten", so der Coach, für den der Cup-Termin unter der Woche auch in Sachen Vorbereitung eine Herausforderung darstellt: "Wir schauen, dass wir am Tag vor dem Spiel ein kurzes, knackiges Abschlusstraining machen."

"Unmenschlicher" Andi Ulmer

Welchen Salzburg-Spieler er eigentlich besonders im Auge habe? "In Wahrheit taugen mir alle", lacht Madritsch, um dann doch einen Namen herauszupicken:

"Ich habe einfach riesigen Respekt vor Andi Ulmer. Wenn man so viele Jahre auf so hohem Niveau spielt und Jahrzehnte solch eine Leistung bringt, ist das für mich unmenschlich. Ich weiß, was da dazugehört. Es ist ja nicht nur Talent. Was dieser Mann arbeitet, ist für mich eine Sensation."

Auf ein Wiedersehen freut sich Madritsch zudem sehr - und zwar auf jenes mit dem Salzburger Co-Trainer: "Florens Koch kenne ich gut, wir haben eben erst miteinander den Kurs zur UEFA-A-Lizenz absolviert."

Das wahre Spiel des Jahres?

Somit bliebe nur noch familienintern zu klären, ob eines der Highlight-Spiele in der Karriere des Trainers überhaupt das wahre Spiel des Jahres ist.

Seine Söhne Diego und Fabio sind im Rieder Nachwuchs aktiv. Diego ist U17-Nationalspieler des ÖFB und kickt inzwischen für Ried II in der Regionalliga Mitte.

Der Countdown bis zum direkten Duell mit dem Papa läuft: "Am 24. September ist es so weit. Ich habe am Kühlschrank schon einen Zettel mit dem Termin gesehen. Das wird natürlich ein Highlight. Bei uns zu Hause dreht sich in Wahrheit alles nur ums Kicken."

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