Alaba erstmals ÖFB-Innenverteidiger
ÖFB-Teamchef Franco Foda verzichtete in der Startformation auf Arnautovic. Als zweite, leicht hängende Sturmspitze neben Sasa Kalajdzic begann Christoph Baumgartner. Die größere Überraschung hatte Foda aber mit der Position von David Alaba parat: Österreichs Topstar agierte erstmals in seiner Länderspiel-Karriere im Abwehrzentrum - die Position, die er in der vergangenen Saison auch bei Bayern München primär bekleidet hatte, wenn auch in einer Viererkette.
Im ÖFB-Team orchestrierte Alaba aus dem Zentrum einer Dreierkette - flankiert von Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger - den Spielaufbau. Als Vertretung für den viereinhalb Monate nach seiner Kreuzbandverletzung auf der Ersatzbank gestarteten Julian Baumgartlinger trug der 28-Jährige vor 9.082 Zuschauern, darunter rund 2.000 Österreichern, auch die Kapitänsschleife. Nordmazedonien setzte auf exakt dieselbe Startelf wie beim überraschenden 2:1-Sieg in der WM-Qualifikation im März in Deutschland.
Sabitzer-Geniestreich beschert Führung
Der EM-Debütant stand tief, dem ÖFB-Team fiel in der Anfangsphase bei zunehmendem Regen wenig ein. Dann bediente Marcel Sabitzer mit einer punktgenauen Flanke am langen Eck Stefan Lainer, der im 30. Länderspiel seinen zweiten Treffer erzielte. Schon der erste war dem Rechtsverteidiger gegen Nordmazedonien gelungen - beim 2:1 im November 2019 in Wien, mit dem Österreich die EM-Teilnahme fixiert hatte.
Lainer brachte die ÖFB-Auswahl erstmals in einem EM-Spiel in Führung. Es war erst Österreichs dritter Treffer bei einer EM-Endrunde nach Ivica Vastic 2008 und Alessandro Schöpf 2016. Zudem endete die Torflaute - zwei sollten noch folgen. 333 Länderspiel-Minuten hatte Rot-Weiß-Rot bis dahin keinen Treffer erzielt. Sabitzer fand wenig später auch noch Kalajdzic im Strafraum, der den Ball aber nicht im Tor unterbrachte (22.).
Ausgleich nach Fehlerkette
Auf der Gegenseite folgte die kalte Dusche: Nach einer Flanke von Egzjan Alioski schoss Hinteregger bei einem Klärungsversuch Sabitzer an, von dort sprang das Spielgerät Richtung Strafraum. Torhüter Daniel Bachmann hatte die Hände in seinem ersten Pflichtspiel für das ÖFB-Team bereits am Ball, verlor die Kugel aber im Duell mit Aleksandar Trajkovski. Altstar Pandev musste nur noch "Danke" sagen. Mit 37 Jahren und 321 Tagen ist er nun zweitältester EM-Torschütze nach Vastic, der 2008 in Wien 38 Jahre und 257 Tage alt war.
Die Nordmazedonier gestalteten die hart geführte Partie daraufhin offener. Dragovic erlitt bei einem Ellbogencheck ein Cut unter dem Auge, musste zur Pause durch Philipp Lienhart ersetzt werden. Nach 58 Minuten tauschte Foda zudem beide Stürmer - neben Arnautovic kam auch Gregoritsch in die Partie. Dieser brachte in der 64. Minute nach Arnautovic-Flanke den ersten guten Kopfball aufs Tor, Nordmazedoniens Keeper Stole Dimitrievski parierte aber. Auf der Gegenseite war Bachmann gegen Boban Nikolov auf dem Posten (63.).
Foda beweist das richtige Händchen
Alaba schaltete sich mit Fortdauer der Partie immer öfter in Angriffe ein. Eine Flanke des künftigen Real-Madrid-Profis ermögliche Gregoritsch das 2:1. Der Steirer war knapp vor Dimitrievski am Ball, erzielte im 27. Länderspiel seinen fünften Treffer - seinen mit Abstand wichtigsten. Der Sohn von U21-Teamchef Werner Gregoritsch war im EM-Kader unter anderem Frankreich-Legionär Adrian Grbic vorgezogen worden.
Arnautovic machte im Finish nach Vorarbeit von Konrad Laimer den Sack zu. Der 32-Jährige, der sich mit seiner "Joker"-Rolle erst anfreunden musste, ist mit 27 Länderspiel-Toren nun bereits die geteilte Nummer sechs der ewigen ÖFB-Schützenliste. Österreich feierte den ersten Sieg bei einem großen Turnier seit einem 2:1 gegen die USA bei der WM 1990 in Italien. Bei den beiden bisherigen EM-Teilnahmen 2008 und 2016 hatte das ÖFB-Team die Auftaktspiele gegen Kroatien (0:1) bzw. Ungarn (0:2) jeweils verloren.
Nach dem ersten Sieg im siebenten EM-Spiel, dem dritten im dritten Duell mit Nordmazedonien, könnten die Österreicher am Donnerstag (21.00 Uhr) in Amsterdam gegen die Niederlande bereits den Achtelfinal-Einzug fixieren. Die K.o.-Phase haben die Österreicher bei einer EM noch nie erreicht. Das abschließende Gruppenspiel gegen die Ukraine folgt am Montag darauf (21. Juni, 18.00 Uhr) erneut in Bukarest.