"Hätte das schnellste Tor in der Nationalmannschafts-Geschichte sein können"
Rangnicks Ärger begann am Donnerstag schon nach wenigen Spielsekunden.
Das ÖFB-Team tauchte mit der ersten Aktion, jener unmittelbar nach eigenem Anstoß, im moldawischen Strafraum auf: Konrad Laimer schickt Rechtsverteidigungs-Testspieler Dejan Ljubicic tief, der Köln-Legionär könnte mit einem scharfen Stangler zur Mitte für ordentlich Gefahr sorgen, schlägt aber eine Flanke ins Nichts.
"Unser Anstoß war grandios rausgespielt. Dejan Ljubicic kommt völlig frei an der Grundlinie zum Flanken, flankt ihn aber an die gegenüberliegende Eckfahne. Wenn der Ball sauber in die Mitte kommt, wäre es wahrscheinlich das schnellste Tor in der Nationalmannschafts-Geschichte gewesen", so Rangnick, der die Flankenqualität im allgemeinen als an diesem Tag unzureichend einstuft.
Keine drei Minuten später dann der Schock: Kevin Danso spielt einen halbhohen, schlecht temperierten Pass zurück auf Torhüter Daniel Bachmann. Dieser verschätzt sich ordentlich, ermöglicht Moldawien dadurch die Führung und erfährt durch diesen Patzer wohl einen weiteren Rückschlag im Rennen um die ÖFB-Nummer-eins.
Das sagt Daniel Bachmann zu seinem Patzer>>>
Dem "Qualifying" für das Schweden-Spiel gehörte Bachmann ohnehin nicht an, versicherte Rangnick Alexander Schlager doch bereits das Fixleiberl. Sehr wohl tat dies aber Kevin Danso.
"Danso habe ich noch nie so wie heute gesehen"
Die Chancen des Lens-Legionärs, am kommenden Dienstag an der Seite von David Alaba innenzuverteidigen, dürften ordentlich gesunken sein. Zumindest deuten Rangnicks sehr kritische Worte in Bezug auf den Steirer darauf hin.
Der Deutsche spricht Bachmann vor dem 0:1 zwar nicht von Schuld frei, "aber aus meiner Sicht war es auch ein richtig schlechter Rückpass. Es war nicht notwendig, den Ball so zurückzuspielen".
"Ich hätte gehofft, dass es mir der ein oder andere Spieler noch schwerer macht, was die Aufstellung für Dienstag angeht. Das war leider nicht der Fall."
Bei "ServusTV" wird er noch deutlicher: "Kevin Danso habe ich noch nie so wie heute gesehen. Natürlich hatte er mit Lens einen schlechten Saisonstart, aber wenn ich mir überlege, wie er bei uns oder auch letzte Saison bei Lens gespielt hat, war heute nicht so viel zu sehen."
Danso ist nicht der einzige ÖFB-Kicker, der an diesem Abend sein Fett abbekam. Auch David Schnegg wurde von Rangnick deutlich kritisiert, wenngleich weniger wegen seiner Leistung, sondern aufgrund seiner körperlicher Verfassung gegen Ende des Spiels.
Das hatte Ralf Rangnick an David Schnegg auszusetzen>>>
Deutliches Zeichen: Komplette Innenverteidigung zur Pause raus
Rangnicks Hauptkritikpunkt betraf allerdings das Aufbauspiel in Hälfte eins (und damit direkt erneut auch Danso sowie Innenverteidigungs-Partner Philipp Lienhart). Dieses sei "gelinde gesagt schlecht" gewesen. Die komplette Ausführung des Deutschen:
"Wir haben in der ersten Halbzeit überhaupt nicht gut gespielt, vor allem hinten raus im Aufbauspiel nicht. Wir haben viel zu unsauber gespielt, nicht mutig genug, viel zu viel quer und Sicherheitspässe. Alle Dinge, die wir uns für das Spiel vorgenommen haben, haben wir in der ersten Halbzeit wenig bis gar nicht gemacht. Deshalb sah sie so aus, wie sie aussah."
Nach 45 Minuten dann der fast schon erlösende Halbzeit-Pfiff von Schiedsrichter Robert Jones. Die ÖFB-Kicker wurden von den Besuchern der Raiffeisen Arena mit Pfiffen in die Kabine verabschiedet.
Auch Schiedsrichter Robert Jones wurde von Rangnick verbal in die Mangel genommen>>>
Eigentlich wäre es geplant gewesen, zur Pause nur drei Mal zu wechseln und David Alaba 90 Minuten auf der Bank zu lassen. Doch Rangnick entschied sich um, wechselte mit Danso und Lienhart beide Innenverteidiger aus und Alaba doch ein, dazu rückte Florian Grillitsch vom Mittelfeld in die zentrale Abwehr.
Von der defensiven Viererkette, mit der sich der Teamchef am Donnerstag besonders unzufrieden zeigte, sah man bei Wiederbeginn dreiviertel nicht mehr auf dem Feld, da Ljubicic schon vor der Pause verletzungsbedingt (Schmerzen im Sprunggelenk) durch Stefan Posch ersetzt wurde.
"Wir konnten ja nicht so weiterspielen"
"Wir konnten ja nicht so weiterspielen. Es sind doch fast 14.000 Zuseher gekommen, denen sind wir schuldig, dass wir das Spiel drehen und gewinnen wollen. Mit deutlichen Worten wäre es nicht getan gewesen, deshalb mussten wir die Wechsel machen", sagt Rangnick, der neben Alaba noch die weiteren Stammspieler Xaver Schlager, Marko Arnautovic und Christoph Baumgartner zur Pause reinwarf, bei "ServusTV".
Und der Deutsche wurde mit einer deutlich verbesserten Leistung beglückt. Der Spielaufbau, der nun in der Hand von den beiden diesbezüglichen Spezialisten Alaba und Grillitsch war, funktionierte plötzlich deutlich besser. Auch Torchancen fanden die Österreicher endlich vor.
"In der zweiten Halbzeit war es dann ein völlig anderes Spiel. Es gab deutlich mehr Zug zum Tor, mehr Passsicherheit und -Qualität. Man muss auch sagen: Am Ende hat es heute schon auch etwas mit der Qualität der Spieler, die auf dem Platz waren, zu tun", spricht Rangnick den berüchtigten Abfall des zweiten gegenüber des ersten ÖFB-Anzugs an.
Zwar lief auch im zweiten Durchgang nicht alles nach Vorstellung und Wunsch des 65-Jährigen, die deutliche Leistungssteigerung wurde aber immerhin noch in ein Remis umgemünzt.
Dieses (dennoch unzufriedenstellende) Ergebnis wird in Hinsicht auf das Spiel am Dienstag kaum eine Rolle spielen, die Leistung einzelner Akteure aber sehr wohl.
Grillitsch der Gewinner des Spiels?
Rangnick bestätigt indirekt, dass am Donnerstag gleich mehrere Spieler das von ihm ausgerufene "Qualifying" in den Sand gesetzt haben: "Wir haben heute einige Aufschlüsse für die Startformation bekommen, allerdings andere, als ich sie mir vorgestellt habe. Ich hätte gehofft, dass es mir der ein oder andere Spieler noch schwerer macht, was die Aufstellung für Dienstag angeht. Das war leider nicht der Fall."
Ein Gewinner des "Qualifyings" könnte indes Florian Grillitsch heißen, der im zentralen Mittelfeld wohl das Nachsehen gegenüber Xaver Schlager und Nicolas Seiwald gehabt hätte. Der 28-Jährige könnte am Dienstag stattdessen in der Innenverteidigung auflaufen und das von Rangnick vermisste spielgestalterische Element auch in Stockholm beitragen.
Die Partie in Schwedens Hauptstadt werde ein "völlig anderes Spiel"; die ausbaufähige Leistung gegen die moldawische Elf, deren äußerst defensive Herangehensweise laut Rangnick "nicht vergnügungssteuerpflichtig" sei, solle man nicht unterbewerten, ob des freundschaftlichen Charakter des Spiels aber eben auch nicht überbewerten.
Wenn überhaupt sieht der Deutsche ein positives Omen in der schwachen Darbietung des ÖFB-Teams:
"Es ist nicht zu lange her, da haben wir uns gegen Andorra (später 1:0-Sieg für Österreich, Anm.) ähnlich schwer getan und trotzdem vier Tage später ein überragendes Spiel gegen Italien gezeigt."
@laola1 Unabhängig vom Unentschieden im Testspiel gegen Moldawien scheint die Stimmung und der Zusammenhalt innerhalb der 🇦🇹-Mannschaft 🔝zu sein. 😍⚽️ Verantwortlich dafür sind unter anderem auch Aktivitäten abseits des Platzes, wie der Teamabend vor dem Spiel gegen 🇲🇩wo sich das ÖFB-Team gemeinsam mit der Band AUT of ORDA auf die kommenden Aufgaben eingestimmt hat. 😎🙌 Welchen Eindruck vermittelt euch das Nationalteam momentan? 🇦🇹👀 #laola1 #l1 #wirlebensport #fussball #oefb #österreich #öfbteam #moldawien #mixedzone #davidalaba #konradlaimer #nicolasseiwald ♬ Originalton - Laola1.at das Sportportal