Auch Foda dementiert Wunsch des ÖFB-Präsidiums
Der Hintergrund der Diskussion ist kein Geheimnis. Die Kurzfassung: Laut "Kurier" habe das ÖFB-Präsidium sein Veto gegen Marko Arnautovic als ÖFB-Kapitän eingelegt und diesen Wunsch auch an Foda herangetragen. Ein Bericht, den der ÖFB am Donnerstag umgehend dementierte.
Auch Foda weist diese Version zurück: "Es ist kein Präsidiumsmitglied an mich herangetreten in Bezug auf die Kapitäns-Frage. Wir hatten heute auch ein sehr ausführliches Gespräch mit Peter Schöttel und Bernhard Neuhold, und beide haben uns mitgeteilt, dass dieser Artikel im 'Kurier' nicht der Wahrheit entspricht und es vor allem in dieser Präsidiumssitzung keine Diskussion über die Kapitäns-Frage gab."
Letztlich war die Causa jedoch wichtig genug, um das Thema am Tag vor einem wichtigen Spiel in einer Sitzung mit seinen Chefitäten anzuschneiden.
Foda nimmt öffentliche Diskussion in Kauf
Unter dem Strich hat sich der Teamchef dieses Fass selbst aufgemacht. Die Ursprungs-Idee, in Abwesenheit des eigentlichen Spielführers Julian Baumgartlinger aus dem Kapitäns-Amt eine Art "Wanderpokal" zu machen, hatte und hat durchaus ihren Charme.
Eines der mutmßlichen Ziele: Das Verantwortungsgefühl von mehreren Spielern zu steigern, ist keine schlechte Idee. Vielleicht ging es auch darum, die Wichtigkeit dieses Amts ein wenig zu relativieren. So führte gegen Schweden David Alaba die Elf aufs Feld und in Bosnien Arnautovic.
Was er konkret damit bewirken will, den Kapitän für Nordirland erst am Spieltag bekanntzugeben, obwohl ihm sicherlich bewusst sein muss, welche Diskussionen er damit auslöst, verschweigt Foda und meint: "Die Diskussion führt ja die Öffentlichkeit, intern haben wir kein Problem damit."
Dass das Thema innerhalb des ÖFB-Lagers kaum bewegt, versicherten in den vergangenen Tagen auch diverse Spieler. Dass die Öffentlichkeit darüber diskutiert, ist Foda als Medienprofi jedoch bestimmt bewusst und er nimmt es somit auch in Kauf. Zumindest die Ausrede, dass von außen Unruhe hineingetragen worden sei, fällt somit im Fall der Fälle weg. Schließlich hätte eine zeitgerechte Verkündigung des Auserwählten gereicht und niemand hätte über dieses Thema diskutiert.
Foda verteidigt Arnautovic
Nun herrscht Spannung - auch im Hinblick auf Arnautovic. Hält Foda an der Idee eines "Wanderpokals" fest? Dies hieße, dass der Kapitän des Bosnien-Spiels die Schleife nicht mehr trägt. Oder stärkt der Teamchef Arnautovic demonstrativ den Rücken und lässt ihn weiter Spielführer sein? Dies wäre ein relevantes und bestimmt kein falsches Signal.
Denn die, tendenziell mancherorts überzogene, Kritik an der Art und Weise, wie Arnautovic in Bosnien sein Amt interpretierte, war einer der Auslöser dieser bedingt notwendigen Debatte.
Arnautovic selbst versichert, dass die Schleife für ihn nicht zu groß war und dies auch nicht sein wird. Und auch Foda nimmt seinen in die Kritik geratenen Star in Schutz:
"Marko war beim letzten Spiel ja nicht umsonst Kapitän. Es ist für mich eigentlich auch nicht nachvollziehbar, dass es einen Artikel gab, in dem über die Kapitäns-Frage diskutiert wurde, denn Marko spielt jetzt seit genau zehn Jahren für das Nationalteam, wird sein 75. Länderspiel absolvieren, hat viele Tore erzielt und hier absolute Topleistungen gebracht. Er ist ein Spieler, der immer gerne zum Nationalteam kommt - trotz Verletzung. Er war auch jetzt angeschlagen, hatte schon im Verein Probleme mit dem Knie, und trotzdem kommt er hierher. Ich glaube, das spricht für ihn. Das sollte man einfach akzeptieren und respektieren. Deswegen war er auch im letzten Spiel in Bosnien Kapitän."
Ilsanker: "Stehen zu 100 Prozent hinter Arnautovic"
Von Spielerseite pflichtet Stefan Ilsanker dem ÖFB-Coach bei: "Ich kenne Marko schon länger als diese zehn Jahre. Ich habe schon in den Jugend-Nationalteams mit ihm zusammengespielt. Ich weiß, dass der Marko Arnautovic, der er jetzt ist, der beste Spieler ist, der er sein kann. Er ist als Persönlichkeit extrem gereift. Mit 75 Länderspielen und 19 Toren hat er einiges für Österreich auf dem Platz gezeigt, hat sich jedes Mal auf dem Platz zerrissen. Ich denke, es war eine große Ehre für ihn, die Schleife zu tragen. Da gibt es auch überhaupt keine Diskussion. Wir Spieler stehen zu 100 Prozent hinter ihm."
Der Leipzig-Legionär betont weiter, dass es intern keine Rolle spielen würde, wer der Spielführer sein wird: "Egal, wer Kapitän sein wird, wir werden uns alle für ihn freuen und dann unsere beste Leistung für die Person abrufen."