"Die Schweiz ist diesen Prozess zum Beispiel auch gegangen, dass man die Struktur vielleicht ein bisschen überdenkt und mehr fußballerische Fachkompetenz ins Präsidium holt und einfach den Leuten, die für den Amateursport zuständig sind, der aller Ehren wert ist, nicht so viel Gewichtung von den Stimmen her gibt."
"Die Struktur ist ja so, dass diese Struktur sich nur selbst abwählen kann. Da ist halt die Frage, ob sie sich selbst zerfleischt und aufgibt. Ich glaube, da steht auch viel dagegen, dass sie diese Macht nicht gerne aufgeben wollen."
Janko vs. Landespräsidenten - Teil 2
Janko bleibt wohlweislich im Konjunktiv, aber es bedarf wohl keiner allzu großen Anstrengung, um zwischen den Zeilen herauszulesen, wem der Niederösterreicher in dieser Causa mehr Glauben schenken dürfte. Auch nicht auszuschließen ist, dass er über weiterführendes Insider-Wissen verfügt.
Fakt ist, dass der Stürmer eine "Vergangenheit" mit den Landespräsidenten hat.
Fakt ist ebenso, dass sich Janko im Vergleich zu den meisten seiner Mitspieler in einer Karriere-Phase befindet, in der er relativ wenig zu verlieren hat und sich nicht wirklich ein Blatt vor den Mund nehmen muss.
Genau ein Jahr ist es her, beim legendär-turbulenten Oktober-Lehrgang 2017, dass der 35-Jährige letztmals im ÖFB-Aufgebot stand und mit seiner vernichtenden Kritik am ÖFB-Präsidium in den Diskussionen rund um die sich anbahnende Ablöse von Sportdirektor Willi Ruttensteiner klar gegen die Vorgehensweise einiger Landespräsideten Stellung bezog.
Ein Jahr lang von Landespräsidenten nichts zu hören
Ziemlich genau ein Jahr ist es auch her, dass man von besagten Landespräsidenten nur noch wenig hört. Seit der Bestellung von Franco Foda zum ÖFB-Teamchef ist es ruhig um die "Landesfürsten" geworden.
Bis zu diesem Lehrgang - vom Timing her also zufälligerweise genau zum ÖFB-Comeback von Janko. "Es war fast wieder so eine Geschichte witzigerweise. Ich weiß nicht, ob es mit mir zu tun hat, aber anscheinend ziehe ich das an", lacht der Lugano-Legionär.
Zumindest der eine oder andere Vertreter des ÖFB-Präsidiums soll sich nach der Niederlage in Bosnien-Herzegowina gegen Arnautovic als Kapitän ausgesprochen und diesen Wunsch auch an Teamchef Franco Foda herangetragen haben. Wie Janko sagt: Hier steht Aussage gegen Aussage.
Wem man mehr Glauben schenkt, muss ohnehin jeder für sich selbst entscheiden. Einen Hinweis gibt die aktuelle Debatte jedoch definitiv: Am Grundproblem, dass so mancher Landespräsident zu viel Macht hat oder zumindest glaubt, Einfluss zu haben, scheint sich seit den beschämenden Vorgängen vor einem Jahr nichts geändert zu haben.
Janko fordert mehr Fußball-Kompetenz im Präsidium
Denn zumindest theoretisch ist es keineswegs auszuschließen, dass eigentlich für den Amateur-Sport zuständige Funktionäre in einer Präsidiumssitzung über den ÖFB-Kapitän diskutieren und anschließend "Wünsche" äußern. Dabei ist dies eine Angelegenheit, die definitiv Teamchef-Sache ist.
Daraus ergibt sich folgende Frage an Janko: Hat er erwartet, dass der turbulente ÖFB-Oktober 2017 Reformprozesse in Gang setzt, was die Gremien im Fußball-Bund betrifft? Denn geschehen ist seither bekanntlich nicht allzu viel.
"Ich möchte es anders formulieren", meint Janko, "die Schweiz ist diesen Prozess zum Beispiel auch gegangen, dass man die Struktur vielleicht ein bisschen überdenkt und mehr fußballerische Fachkompetenz ins Präsidium holt und einfach den Leuten, die für den Amateursport zuständig sind, der aller Ehren wert ist, nicht so viel Gewichtung von den Stimmen her gibt. Das ist eine Überlegung, die man durchaus einmal in den Raum stellen und aufgreifen könnte."
"Man könnte einmal hinterfragen, ob das weiterhin so Sinn macht. Denn etwas, das vor ich weiß nicht wie vielen Jahren entwickelt worden ist, heißt ja nicht, dass es noch immer adäquat und alltagstauglich ist in Zeiten, in denen sich der Fußball einfach enorm weiterentwickelt hat und es in allen Belangen an großer Fachkompetenz bedarf. Wenn da einfach die richtigen Leute am Hebel sitzen würden, kann man vielleicht noch mehr bewegen", so Janko weiter.
Wenig Hoffnung: "Die Struktur müsste sich ja selbst abwählen"
Die Hoffnung des 66-fachen Nationalspielers, dass auch in Österreich in absehbarer Zeit ein Reformprozess im Fußball-Bund in Gang gesetzt wird, und zwar ein ernsthafter, scheint relativ gering zu sein.
Und zwar aus gutem Grund: "Die Struktur ist ja so, dass diese Struktur sich nur selbst abwählen kann. Da ist halt die Frage, ob sie sich selbst zerfleischt und aufgibt. Ich glaube, da steht auch viel dagegen, dass sie diese Macht nicht gerne aufgeben wollen. Daher weiß ich nicht. Aber vielleicht, wenn man zum Wohle des Fußballs denkt, kann man das vielleicht einmal in den Raum stellen und vielleicht können sie auch einmal über ihren Schatten springen und sich sagen: Vielleicht ist es eine Überlegung wert."