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ÖFB-Comeback: Für Marc Janko ist es wie Radfahren

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"Das Wiedersehen mit den Kollegen war sehr, sehr schön. Bei ein paar Jungen habe ich mich noch mal vorstellen müssen, die haben mich zuerst mit Sie angesprochen, aber so ist das, wenn man ein bisschen älter ist."

Marc Janko ist zurück im Nationalteam und mit ihm sein trockener Humor - und hoffentlich auch sein altbekannter Torriecher.

Erst Shootingstar, dann für die Heim-EURO eliminiert, danach Goalgetter vom Dienst, Kapitän, Führungsspieler und Sprachrohr ohne Schleife, bisweilen auch ohne Spielpraxis im Verein Torjäger, Flugmeilen-Sammler aus Sydney und auch näheren europäischen Destinationen - die facettenreiche ÖFB-Karriere des Niederösterreichers mit bis dato 66 Länderspielen ist um ein weiteres Kapitel reicher, und zwar jene des unverhofften Notnagels.

Den Anruf von Teamchef Franco Foda, der ihn anstelle des verletzten Michael Gregoritsch für das Nations-League-Duell mit Nordirland und den Test in Dänemark nachnominiert hat, hat auch Janko selbst nicht erwartet, wie er unumwunden zugibt.

"Das stellt eine Abwehr einfach vor andere Probleme, wenn man jemanden mit 1,96 Meter Körpergröße und dem entsprechenden Gewicht reinbringt. Ich denke, das macht schon etwas mit einer Verteidigung."

Marc Janko

"Ganz ehrlich: Schön, dass Marko jetzt erkannt hat, dass er in einer eigenen Liga spielt. Ich für mich habe das schon länger erkannt. Sein Anspruch müsste schon viel, viel höher sein. Eigentlich ist er weit hinter seinen Möglichkeiten."

Marc Janko

"Auf der einen Seite ist die sportliche Komponente, auf der anderen Seite natürlich die menschliche. Und das freut mich vielleicht noch ein Stück weit mehr, dass das geschätzt wird. Das ist ein gutes Gefühl."

Marc Janko

Foda-Anruf: "Was will er jetzt von mir?"

"Ich muss ehrlich gestehen, ich war schon etwas überrascht, als am späten Abend das Telefon geläutet hat. Ich hatte gerade meine Kleine am Arm und habe mir zuerst gedacht: 'Okay, was will er jetzt von mir? Will er vielleicht etwas über die Nordiren wissen?', schmunzelt der Jungvater, "nachdem ich abgehoben habe, hat er gesagt, dass wir ein paar Ausfälle zu beklagen haben und von der Spielanlage her würde es vielleicht ganz gut passen. Ich habe mich natürlich sehr gefreut und mich dran gemacht, meine Sachen zu packen."

Der eine oder andere Kollege ortet angesichts der zu erwartenden Spielanlage der Nordiren einen cleveren Schachzug, und auch Janko sieht diesen Hintergedanken: "Wir haben einen Gegner zu bespielen, gegen den nicht unbedingt die Feinwerkzeuge gefragt sein könnten, sondern vielleicht auch einmal das Brecheisen. Das ist durchaus legitim und ich stelle mich gerne zur Verfügung."

Sollte es gefragt sein, in den letzten 20 oder 30 Minuten etwas zu probieren, sei es notwendig, verschiedene Optionen zu haben: "Ich bin doch ein anderer Spielertyp als die Topstürmer, die wir momentan in unseren Reihen haben. Mit Michael Gregoritsch haben wir leider jemanden verloren, der auch diese Attribute hat. Das stellt eine Abwehr einfach vor andere Probleme, wenn man jemanden mit 1,96 Meter Körpergröße und dem entsprechenden Gewicht reinbringt. Ich denke, das macht schon etwas mit einer Verteidigung. Ich bin hier, um diese Option zu haben."

Das ist für einen Stürmer wie Radfahren

Der 35-Jährige hat nicht rasend viel Spielpraxis aufzuweisen, aber definitiv mehr als in anderen Phasen seiner ÖFB-Karriere, etwa während der Zeit bei Trabzonspor. Vier Joker-Einsätze mit insgesamt 90 Minuten Spielzeit stehen in der Liga bisher für den FC Lugano zu Buche, dazu kommen zwei Einsätze von Beginn an im Cup.

"Ich habe mich auf jeden Fall nicht durch meine überragende Aufwärmarbeit in den letzten Wochen empfohlen", weiß Janko, dass die Hoffnung in dieser Spätphase seiner Karriere darauf beruht, dass er erstens mit seiner Erfahrung helfen kann und zweitens gewisse Qualitäten quasi auf Knopfdruck abrufen kann:

"Ich habe schon zu Zeiten von Marcel Koller bewiesen, dass ich Spiele entscheiden kann, wenn ich gar nicht spiele oder nicht mit einer Mannschaft mittrainieren kann. Insofern habe ich einigermaßen Erfahrung, damit umzugehen. Ich weiß, wo die gefährlichen Räume sind, wo gefährliche Situationen entstehen. Ich denke nach wie vor, dass meine ganz großen Stärken wie während meiner ganzen Karriere im Strafraum liegen und diese Sachen verlernt man einfach nicht. Das ist für einen Stürmer wie Radfahren. Deswegen fühle ich mich gewappnet, dass ich bestehen kann."

Außerdem: "Die Jungs hier, zumindest die, die mich noch kennen, wissen ganz genau, welche Bälle ich brauche, und dass dann Gefahr entstehen kann, liegt auf der Hand. Ich denke, das ist auch die Überlegung des Teamchefs, dass man dann mit dem einen oder anderen Mittel die Nordiren wird knacken können."

"Zweikampf" mit Arnautovic

Sollte der Goalgetter zum Einsatz kommen, besteht zumindest die Chance, die Schallmauer von 30 ÖFB-Toren zu knacken und alleiniger Dritter in der ewigen Schützenliste hinter Toni Polster (44 Treffer) und Hans Krankl (34) zu werden. Derzeit hält er bei 28. 

"Das lasse ich auf mich zukommen, dafür muss ich erst einmal Einsatzminuten bekommen. Es wäre natürlich schön, wenn ich den dritten Platz erklimmen könnte, aber deswegen bin ich nicht hier", betont Janko.

Marko Arnautovic hat bereits angekündigt, ihm dabei helfen zu wollen, aber gleichzeitig versichert, dass er am Ende seiner ÖFB-Karriere in der Schützenliste definitiv vor seinem langjährigen Mitspieler stehen werde. Diese Ansage kostet Janko ein Schmunzeln:

"Ganz ehrlich: Schön, dass er jetzt erkannt hat, dass er in einer eigenen Liga spielt. Ich für mich habe das schon länger erkannt. Sein Anspruch müsste schon viel, viel höher sein. Eigentlich ist er weit hinter seinen Möglichkeiten."

Die menschliche Komponente

Ein Spruch hier, ein Spruch da - abseits von der sportlichen Ebene ist durchaus zu spüren, dass die Rückkehr von Janko im und rund um das ÖFB-Camp in Bad Waltersdorf auch auf menschlicher Ebene etwas bewegt.

Der Goalgetter berichtet von "wahnsinnig vielen Nachrichten", die ihn erreicht hätten, nicht nur von Freunden aus der Fußball-Welt, sondern auch außerhalb hätten sich viele für ihn mitgefreut. "Es ist schön, diese Anteilnahme mitzuerleben. Ich bin sehr nett empfangen worden, sogar von euch Medienvertretern", grinst Janko.

Ob dieser emotionale Aspekt einen zusätzlichen Schub bedeuten könnte? "Es ist auf keinen Fall hinderlich. Auf der einen Seite ist die sportliche Komponente, auf der anderen Seite natürlich die menschliche. Und das freut mich vielleicht noch ein Stück weit mehr, dass das geschätzt wird. Das ist ein gutes Gefühl."

Alles in allem hat sich die Strategie, einen Rücktritt aus dem Nationalteam auszuschließen, für Janko bezahlt gemacht: "Genau diese Fälle, die jetzt eingetreten sind, waren der Grund, warum ich meinen Rücktritt offen gelassen und das nicht in meine Hände, sondern in jene des Teamchefs gelegt habe. Ich habe immer gesagt: Wenn Not am Mann ist, stehe ich gerne zur Verfügung."

Durchaus reger Kontakt mit Foda

Foda griff zwar erst nach einem Jahr auf diese Option zurück. Es ist jedoch nicht so, dass der Teamchef und der Routinier in dieser Zeit keinen Kontakt gehabt hätten: "Er hat sich immer wieder mal gemeldet und gefragt, wie es mir geht. Wir haben uns kurz ausgetauscht, aber natürlich hat er auch andere Agenden abzuarbeiten, deswegen war der Kontakt natürlich anders als mit meiner Familie oder meinen Freunden, aber in der Beziehung durchaus rege."

Die bisherigen Partien der Ära Foda hat Janko natürlich intensiv mitverfolgt. "Über die Erfolge habe ich mich gefreut. In jüngster Vergangenheit habe ich ein bisschen mitgelitten, weil ich der Meinung war, dass sie es überhaupt nicht verdient haben, dass sie die Ergebnisse nicht weiterführen konnten. Aber im Großen und Ganzen hat der Trainer mit seiner Mannschaft eine Riesen-Arbeit abgeliefert."

Um ein Dauer-Thema der letzten Jahre kam der Rückkehrer auch diesmal nicht herum, und zwar die Stürmer-Problematik. Seine Nachnominierung könnte man nämlich schon auch als Indiz dafür werten, dass Österreich nicht über genügend Alternativen verfügt. Für ihn sei es schwierig, sich dazu zu äußern, betont Janko, meint jedoch:

"Ich glaube, dass die Stürmer, die im letzten Jahr im Nationalteam gespielt haben, alle Topqualitäten haben. Das zeigt jeder für sich Woche für Woche bei seinem Klub. Marko hat jetzt für sich herausgefunden, dass er auch ganz vorne effektiv sein kann. Guido Burgstaller hat zuletzt eine schwere Zeit hinter sich gehabt, aber auch er weiß, wo das Tor steht, genauso wie 'Gregerl'. Also ich sehe das eigentlich überhaupt nicht so, sondern sehe es immer ein bisschen im Zusammenspiel mit der Mannschaft, dass da einfach Automatismen wachsen müssen und dass das sicher auch mit diesen Stürmern zu großen Erfolgen führen kann." 

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