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Serbien-Spiel: Ein Match als "Nebenschauplatz"

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Ja, in dieser Nationalteam-Woche wird auch Fußball gespielt.

Julian Baumgartlinger moniert nicht zu unrecht, dass das WM-Qualifikations-Spiel gegen Serbien angesichts der ÖFB-internen Turbulenzen zum "Nebenschauplatz" vor der "Stunde null" für den österreichischen Fußball, sprich der Präsidiumssitzung am Samstag, wird.

Dass die ÖFB-Kicker durch die aktuelle Thematik abgelenkt sind, bestreitet niemand. Als Ausrede gilt dies jedoch nicht.

Laut Marcel Koller können sich seine Schützlinge trotz des Theaters im Umfeld auf das Match einstellen: "Klar geht das. Die Spieler sind Profis genug, das zeigen sie auch im Training. In unseren wenigen Einheiten waren sie auf das Entscheidende fokussiert, und das ist der Fußball."


"Ich glaube schon, dass sie damit umgehen können, das müssen sie auch. Es wird sich auf dem Platz zeigen, ob das alles an ihnen vorbeigeht und sie professionell die Leistung abrufen können, die gegen einen starken Gegner nötig sein wird", so der ÖFB-Teamchef weiter.

Wer landet in der Startelf?

Für den Schweizer ist es - höchstwahrscheinlich - sein letztes Heimspiel als Chefcoach des Nationalteams. Sein Vertrag läuft zwar noch bis Ende des Jahres, doch kaum jemand rechnet damit, dass er beim geplanten Testspiel im November noch im Amt sein wird.

Bei seinem Abschied aus dem Happel-Stadion ist der 56-Jährige bekanntlich angesichts der vielen Verletzten mit einer angespannten Personalsituation konfrontiert, entsprechend gespannt darf man auf die Startelf sein.

Besonders die Frage des Linksverteidigers ist diesmal eine knifflige. Eine klassischen hat Koller nicht im Kader. Maximilian Wöber gilt als Kandidat, der Ajax-Legionär hat bei Rapid Erfahrungen auf dieser Position gesammelt und im Laufe dieser WM-Qualifikation spielten fast ausschließlich gelernte Innenverteidiger links.

Andererseits ist es auch nicht auszuschließen, dass der Teamchef einen seiner zahlreichen Rechtsverteidiger die Seite wechseln lässt. Stefan Lainer und Moritz Bauer haben in ihrer Vereinskarriere vereinzelt bereits links in der Viererkette gespielt. Dieses Duo macht sich tendenziell auch den Job auf der rechten Seite untereinander aus, wobei Bauer zuletzt bei seinem Debüt gegen Georgien zu überzeugen wusste. Mit Florian Klein und Valentino Lazaro stünden zwei weitere Rechtsverteidiger-Alternativen bereit.

Einige offene Positionen

In der Abwehrzentrale ist Alexkandar Dragovic gesetzt. Zuletzt war Kevin Danso der erste Nachrücker, doch auch ein Debüt von Freiburg-Legionär Philipp Lienhart hätte fraglos seinen Reiz.

Im defensiven Mittelfeld ist Baumgartlinger gesetzt. Favorit auf den Platz neben ihm ist Stefan Ilsanker, wobei Florian Grillitsch gegen Georgien seine Sache gut gemacht hat und eine weitere Bewährungsprobe durchaus eine Option scheint.

In der offensiven Dreierreihe davor ist Marko Arnautovic, der seine Grippe überwunden und am Mittwoch erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert hat, auf links ein Fixstarter. Kniffliger wird es, wenn es um die Besetzung der Zehn beziehungsweise am rechten Flügel geht.

Louis Schaub bekam gegen Georgien nach der Verletzung von David Alaba das Vertrauen geschenkt und bedankte sich mit einem Tor. Zudem rochierte er mit Florian Kainz, der ungewohnterweise auf rechts begann, wo natürlich auch Lazaro, sofern fit genug, eine Option ist. Gerade auf der Zehn scheint das eine oder andere Experiment möglich zu sein - zum Beispiel mit Youngster Hannes Wolf, falls er im Training überzeugen konnte, oder Michael Gregoritsch, dessen erste Startelf-Chance im Nationalteam noch aussteht.

Der Augsburg-Legionär ist natürlich auch ein Kandidat an vorderster Front, wobei vieles für Guido Burgstaller als Solo-Spitze spricht. Der Schalke-Legionär läuft immer noch seinem ersten Länderspiel-Tor hinterher.

Enthusiasmus der Nachrücker als Vorteil

Wie auch immer sich Kollers Personal-Mix gestalten wird: Österreich wird gegen Serbien stark ersatzgeschwächt auflaufen. Dies ist natürlich ein qualitativer Nachteil, keine Frage. In einem an sich bedeutungslosen Spiel könnte sich dieser jedoch minimieren, da es für zahlreiche ungeprüfte ÖFB-Kräfte darum geht, sich auf Nationalteam-Ebene zu empfehlen und für die ÖFB-Zukunft in Stellung zu bringen.

"Wir haben viele junge Spieler dabei, die sehr viel Enthusiasmus und Freunde haben, die sich präsentieren wollen. Es macht Spaß mit ihnen", berichtet Koller, dessen noch nicht bestimmter Nachfolger sich das Auftreten der ÖFB-Kicker gegen Serbien sicher auch zu Gemüte führen wird - spätestens als Video-Analyse.

Dass Koller lieber auf einen eingespielten Stamm setzt, liegt allerdings auch auf der Hand. Derzeit ist für die zahlreichen Nachrücker ein "Crash-Kurs" in Sachen Spielphilosophie gefragt.

"Es ist schwierig, neuen Spielern, die das erste Mal dabei sind, eine gewisse Idee mitzugeben. Wir versuchen sie im theoretischen Bereich im Hotel an der Taktiktafel einzustellen. Auf dem Trainingsplatz haben wir nur zwei Einheiten, bei denen wir diesen Spielern zu zeigen versuchen, wir möchten so oder so spielen. Die Hoffnung ist, dass der jeweilige Spieler die Spielintelligenz hat, das umsetzen zu können."

Koller erwartet Abstimmungsprobleme

Der Schweizer betont, dass es mit einer ungewohnten Elf wichtig sein wird, als Team aufzutreten, viel zu laufen, viel zu kämpfen, die Räume eng zu machen.

"Es wird sicher Abstimmungsprobleme geben", ist dem 56-Jährigen die fehlende Eingespieltheit bewusst. Dass es viele Verletzte gebe, könne man jedoch nicht ändern: "Es war eigentlich immer mein Credo: Über die, die nicht hier sind, müssen wir nicht sprechen. Wir versuchen den Spielern, die hier sind, die Energie zu geben, weil sie es sich mit guten Leistungen verdient haben."

Gegner Serbien kann mit einem Sieg das WM-Ticket lösen, was logischerweise für Zusatzmotivation sorgt. Laut Baumgartlinger müsse diese Ausgangsposition jedoch nicht zwingend ein Vorteil sein:

"Wir wissen, wie das ist, wir waren in der EM-Qualifikation in Schweden in dieser Situation. Da geht man nicht ins Spiel und denkt, das machen wir heute, sondern denkt sich: Schwieriger Gegner auswärts, da müssen wir erst einmal bestehen. Wir wissen, dass bei ihnen im Kopf etwas vorgeht, und das ist die Chance, das Spiel zu gewinnen."

Österreich löste diese Herausforderung in Stockholm damals mit einem 4:1-Sieg souverän. Gegen Serbien will man natürlich nicht ähnlich unter die Räder kommen wie die Schweden damals gegen die ÖFB-Elf.

Emotionales Spiel für Arnautovic

"Es kommt eine individuell stark besetzte Mannschaft auf uns zu mit sehr viel Erfahrung. Sie haben im Schnitt viele Länderspiele, das spürt man. Sie sind eine sehr abgeklärte Truppe, die nicht viele Chancen braucht, um Spiele zu gewinnen. Das haben wir auch in Serbien gesehen. Sie haben uns mit einem Drittel unserer Chancen geschlagen", warnt Baumgartlinger, der jedoch betont: "Wir haben auch gesehen, dass wir die Möglichkeit haben, spielerisch dagegen zu halten und uns Chancen zu erarbeiten. Es wird sehr viel an uns liegen."

Für Arnautovic ist dieses Kräftemessen natürlich ein "besonders emotionales Spiel". Väterlicherseits stammt seine Familie aus Serbien. "Ich liebe alle zwei Länder", sagt der West-Ham-Legionär, der im Vorfeld intensiv mit seinem Vater über den Kontrahanten gesprochen hat:

"In den letzten Jahren waren sie kein Team, obwohl sie sehr gute Fußballer hatten. Jetzt sind sie ein Team, in dem jeder für jeden arbeitet. Deswegen sind sie auch dort, wo sie stehen. Sie haben extrem viel Qualität."

Über Superstar Nemanja Matic meint der 28-Jährige: "Ich habe schon oft genug gegen ihn gespielt. Dieses Jahr, seit er zu Manchester United gewechselt ist, ist er einfach überragend. Er hat alles, was ein Fußballer auf seiner Position braucht und ist natürlich ein großer Spieler für Serbien."

Vorfreude trotz "Auswärtsspiels"

Wobei Arnautovic auch andere Kaliber wie Branislav Ivanovic, Aleksandar Kolarov, Dusan Tadic oder Aleksandar Mitrovic ins Treffen führt.

Serbiens Stars werden am Freitag vermutlich "Heimvorteil" genießen. Das Happel-Stadion wird bestens gefüllt sein, allerdings zu einem guten Teil mit serbischen Fans.

Koller nimmt dies bei seinem Abschied aus Wien in Kauf, freut sich vielmehr über die zu erwartende Atmosphäre: "Mir ist es lieber, wenn das Stadion voll ist. Ob es ein Auswärtsspiel oder Heimspiel wird, hat uns auf dem Platz nicht zu stören. Wichtig ist, dass Stimmung da sein wird, und das wird sicher der Fall sein. Es wird wichtig, dass wir uns dadurch nicht beeinflussen lassen."



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