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Schöttel: "Schaub ist bei Rapid angestanden"

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Als "unspektakulär gut" bezeichnet ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel das erste halbe Jahr der Zusammenarbeit mit Teamchef Franco Foda.

In der Kaderpolitik des Deutschen seien vor allem zwei Merkmale hervorzustreichen: "Es ist definitiv gelungen, das Ganze auf eine breitere Basis zu stellen, die Auswahl für den Teamchef ist größer geworden. Zudem sind ganz klar die Türen für Spieler aus der eigenen Liga wieder weiter geöffnet. Sie sehen, wenn die Leistung stimmt, können sie dabei sein. Das ist positiv."

Schöttel geht davon aus, dass dies ein bewusstes Signal von Foda an die Bundesliga-Kicker sei, das diese ihm jedoch zurückgeben würden: "Wenn ich Peter Zulj hernehme, hat der sich wahnsinnig entwickelt, Louis Schaub schießt viele Tore, wenn er spielt. Das ist Motivation für die Spieler im eigenen Land."

"Im Fall von Louis finde ich es richtig, dass er den Schritt weg von Rapid macht. Aus meiner Sicht ist er dort mit seiner Karriere angestanden. Ihm wird dieser Impuls ganz sicher gut tun."

Peter Schöttel

"Ich für mich würde meinen, dass David Alaba und Marko Arnautovic aufgrund ihrer Verdienste und ihres Standings vielleicht ein bisschen höher stehen als die anderen, aber nicht auf ungute Weise, sondern von allen akzeptiert."

Peter Schöttel

Schöttel befürwortet Schaub-Transfer nach Köln

Was jedoch nicht heißen soll, dass es plötzlich ein Nachteil ist, Legionär zu sein - ganz im Gegenteil, auch wenn diesmal elf Bundesliga-Spieler dem Aufgebot angehören.

Die Berufung ins Nationalteam kann für Akteure aus dem heimischen Oberhaus vielmehr den Hebel für den Sprung ins Ausland darstellen: "Sie sehen natürlich ihre Mitspieler, die in größeren Ligen spielen. Das ist ganz sicher ein Ansporn für sie, eventuell auch dorthin zu kommen."

So begrüßt Schöttel beispielsweise ausdrücklich den Transfer von Schaub, der Rapid verlässt und sich ab der kommenden Saison in der 2. deutschen Liga beim 1. FC Köln weiterentwickeln möchte:

"Im Fall von Louis finde ich es richtig, dass er den Schritt weg von Rapid macht. Aus meiner Sicht ist er dort mit seiner Karriere angestanden. Ihm wird dieser Impuls ganz sicher gut tun. Dass die Besten über kurz oder lang ins Ausland gehen, ist ein Prozess, der nicht aufzuhalten ist. Man sieht auch, wenn sie dann zum Nationalteam zurückkommen, mit welcher Freude sie dabei sind. Ich bin wirklich begeistert von der Qualität, die in jedem Training geboten wird."

Imponierende Ernsthaftigkeit der Spieler

"Begeistert" ist beinahe eine Untertreibung, der 51-Jährige gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er an das "hochprofessionelle" Auftreten der Teamspieler denkt, das er mitunter auch darauf zurückführt, dass der Kern des Kaders aus Legionären besteht, die seit Jahren Führungsrollen in guten Klubs einnehmen.

"Ich bin wirklich beeindruckt von der Intensität, mit der die Spieler trainieren, wie sie zum Teil noch jung, aber trotzdem bereits sehr reif sind. Mir imponiert das wirklich, denn ich habe selbst gespielt und habe selbst Mannschaften trainiert. Diese Ernsthaftigkeit, mit der sie in jedem Training am Platz sind, wie sie miteinander umgehen - also das ist weit weg davon, dass man sich schont, weil zwei Tage später ein Match ist, und deshalb einen Schritt weniger macht."

Diese Herangehensweise würde sich auch in den Spielen selbst bemerkbar machen. Die richtig guten Gegner würden zwar erst in diesem Lehrgang warten: "Trotz allem muss man sagen, auch wenn Luxemburg nicht so gut ist, musst du dort erst einmal 4:0 gewinnen. Das sind immer unangenehme Spiele, die motivationsmäßig schwierg sein können. Aber es ist gelungen, den Job hochprofessionell zu erledigen."

Die hohe Intensität mag auch am viel zitierten Konkurrenzkampf liegen. Im Hinblick auf die im Herbst beginnenden Pflichtspiele sind diverse Plätze in der Startelf noch nicht vergeben. Dies ist auch eine Folge dessen, dass ein Routinier wie Marc Janko nicht einberufen wird, oder langjährige Stützen wie Martin Harnik und Zlatko Junuzovic zurückgetreten sind.

Wirklich eine flache Hierarchie?

Rücktritte, die Schöttel bedauert: "Ich persönlich habe es schade gefunden, weil ich schon glaube, dass sie uns noch hätten helfen können. Aber es ist ihre Entscheidung. Jeder Rücktritt macht Platz für Junge, und die sind richtig gut in die Spuren, die hinterlassen wurden, getreten. Ein paar haben aufgehört, Führungsrollen werden jetzt von anderen übernommen, was aber ein selbstverständlicher Prozess ist."

Dass der Eindruck einer ziemlich flachen Hierarchie enstanden ist, unterschreibt der Wiener jedoch nur bedingt: "Ich für mich würde meinen, dass David Alaba und Marko Arnautovic aufgrund ihrer Verdienste und ihres Standings vielleicht ein bisschen höher stehen als die anderen, aber nicht auf ungute Weise, sondern von allen akzeptiert. Deswegen funktioniert das auch sehr gut, die Stimmung ist gut und auch die Abläufe funktionieren einfach sehr gut."

Arnautovic übernimmt schon länger Führungsaufgaben, in den vergangenen Wochen und Monaten ist sein Streben danach, mehr Verantwortung zu übernehmen, jedoch besonders spürbar: "Er weiß, dass er gefordert ist und erfüllt diese Rolle im Moment einfach sehr gut. Wir wünschen uns alle, dass er weiterhin in dieser Form spielt, in der er die letzten Spiele gespielt hat."

Ein Unterschied zu Kollers Personalpolitik

Während sich Arnautovic besagtem Konkurrenzkampf derzeit nicht wirklich aussetzen muss, sondern munter in Richtung "Hunderter" marschiert, ist die derzeitige Situation ohne ganz engen Stamm neben den flexibel angelegten Matchplänen wohl der größte Unterschied zu den vergangenen Jahren.

Wobei Schöttel die davor gepflegte Personalpolitik keineswegs verurteilen will: "Der Erfolg von Marcel Koller ist zum Teil dadurch zustandegekommen, dass er seine zwölf bis 14 Spieler hatte, auf die er gehalten hat, die auch im Verein nicht immer spielen mussten. In den guten Phasen war das ganz sicher der Schlüssel zum Erfolg. Das war eine Einheit, und die hat ihm das zurückgegeben. In der letzten Zeit war es dann so, dass Spieler verletzt waren oder nach Verletzungen nicht mehr in der Verfassung von vorher waren. Dann ist es zum Teil in eine andere Richtung gegangen. Aber jeder Trainer hat seinen Stil." 

Mit dem Stil von Foda kommt der Sportchef bestens zurecht. Was er mit der eingangs erwähnten "unspektakulär guten" Zusammenarbeit meint, ist leicht erklärt:

"Die Zusammenarbeit ist genauso, wie ich sie mir erwartet habe. Franco ist ein Profi, wir kennen einander lange, wissen, wie wir gegenseitig ticken, haben einen sehr ähnlichen Ansatz, was Fußball, Strategie und Organisation betrifft. Mit unspektakulär gut meine ich ganz einfach, dass er viel unterwegs ist, wir uns nicht wahnsinnig oft sehen, aber wenn wir uns sehen, haben wir natürlich viel zu besprechen. Es funktioniert gut."

Gespannt, wie Nationalteam gegen diese Gegner ausschaut

Besonders gefällt Schöttel die Arbeit des Teamchefs auf dem Platz: "Die Konsequenz und Gewissenhaftigkeit, in jedem Training das einzufordern, was er haben will, und das dann auch am Spielfeld wiederzufinden, macht er toll. Die Spieler ziehen voll mit. Dieses ernsthafte und gewissenhafte Arbeiten ist auch der Schlüssel zum Erfolg von Francos Mannschaften."

Russland, Deutschland und Brasilien sind nun ernsthafte Gradmesser für diese Arbeit. Schöttel: "Wir sind jetzt natürlich alle gespannt, wie wir gegen diese Gegner ausschauen. Wir sind jedoch alle guter Dinge, dass wir auch da eine gute Figur machen werden."

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