Pole-Position für Stöger
"Als Peter Schöttel neuer Sportdirektor wurde, habe ich ihm gratuliert. Wir kennen uns seit 30 Jahren. Er hat mich gleich gefragt, ob ich mir den Job vorstellen könnte", erzählte Peter Stöger 2017 und betonte, dass er wegen des Engagements in Köln sofort abgesagt habe.
Gleichzeitig meinte er nach dem Kontakt zur ÖFB-Führung: "Ich habe ihnen gesagt, dass das Amt eine großartige Aufgabe ist, dass sie für mich aber derzeit nicht in Frage kommt, weil ich in Köln schon eine habe."
Aktuell hat Stöger keine vergleichbar "großartige Aufgabe". Nach seinem Aus bei Ferencvaros im Dezember ist der Austria-Meistermacher von 2013 vereinslos.
Der Titel sei jedenfalls erwähnt, schließlich war es zumindest bei der Teamchef-Suche 2011 Teil des Anforderungs-Katalogs, dass der Kandidat bereits eine Meisterschaft gewonnen haben musste.
Auslands-Erfahrung
Stöger geht mutmaßlich aus der Pole-Position ins Rennen, schließlich gehört er zur Gruppe jener österreichischen Trainer, die in den vergangenen Jahren in der deutschen Bundesliga auf sich aufmerksam machten.
Ralph Hasenhüttl, Oliver Glasner und Adi Hütter zählen ebenso dazu, wenngleich sie eher der Vollständigkeit halber erwähnt seien. Wirklich realistisch erscheint dieses Trio alleine schon aus finanziellen Gründen nicht. Bei Hütter angesichts der sportlichen Probleme in Gladbach anzuklopfen, wäre aber womöglich einen Versuch wert.
Auslandserfahrung und Red-Bull-Basics bringt mit Gerhard Struber von den New York Red Bulls ein weiterer spannender Trainer-Legionär mit.
Dessen Nachnachfolger bei Barnsley, Markus Schopp, kennt wiederum den ÖFB bestens und wäre auch verfügbar.
Ruttensteiner denkbar?
Wir verzichten darauf, aktuell in der Bundesliga unter Vertrag stehende Trainer zur Wahl zu stellen - mit einer Ausnahme. Als "Dauer-Kandidat" vergangener Jahre ist Admira-Trainer Andreas Herzog irgendwie immer ein ÖFB-Thema.
Ob ein Ex-Bundesliga-Trainer wie der von Rapid beurlaubte Didi Kühbauer eine Variante ist? Sehr fraglich. Aber Schöttel, selbst Ex-Rapid-Trainer, und Kühbauer kennen sich zumindest aus jahrelanger Zusammenarbeit in Spielerzeiten.
ÖFB-Erfahrung schadet nicht. U21-Teamchef Werner Gregoritsch hat im vergangenen Jahrzehnt zur Genüge gesammelt. Dass die "Liebesbeziehung" zu Marcel Koller aufgewärmt wird, ist unwahrscheinlich, aber in seiner Amtszeit waren zumindest die Fans noch intensiver an Bord. Außerdem wäre er seit eineinhalb Jahren auf Jobsuche.
Willi Ruttensteiner ist mit der aktuellen Führungsspitze undenkbar. Inzwischen hat der frühere ÖFB-Sportdirektor in Israel auch Teamchef-Erfahrung gesammelt und gegen Österreich zumindest einen klaren Heimsieg gefeiert.
Von Kovac über Schmidt...
International kann man natürlich gerade am deutschen und Schweizer Markt in viele Richtungen denken. Aber das eine oder andere Gedankenspiel:
An Niko Kovac hat Schöttel schon 2017 gedacht. Der 50-Jährige kennt Fußball-Österreich aus seiner Salzburger Zeit, ist verfügbar und kennt auch den Teamchef-Job aus Kroatien. Billiger ist der frühere Bayern-Coach seit 2017 aber bestimmt nicht geworden.
Ex-Salzburg-Erfolgstrainer Roger Schmidt kennt Land und Leute ebenso und verlässt PSV Eindhoven am Saisonende. Ob er finanzierbar wäre?
Wie Schmidt ist auch Joachim Löw ehemaliger Meistermacher in Österreich, 2002 führte er den FC Tirol zum Titel. Dass er in der Folge deutscher Langzeit-Teamchef und Weltmeister-Trainer wurde, wäre zwar eine Qualifikation für den ÖFB-Job, spricht aber zumindest am ersten Blick nicht dafür, dass er selbigen auch anstrebt.
Routinier oder Lust auf ein Sprungbrett?
Will man einen Routinier, könnte man beispielsweise an Ex-Dortmund-Coach Lucien Favre denken.
Möchte man einen Coach, der den Job als Sprungbrett wahrnimmt, kommt einem etwa der frühere deutsche Premier-League-Export Daniel Farke (Norwich) in den Sinn, der gerade sein Russland-Engagement bei Krasnodar abgebrochen hat.
2017 dachte Schöttel jedenfalls an vergleichbare Namen wie Weinzierl oder Weiler. Wie weit blickt er diesmal?