Nur keine Hektik
Mit "solchen Situationen" ist natürlich der gehörige Druck nach den Auftakt-Pleiten gegen Polen und in Israel gemeint - und Foda hat sich spürbar etwas überlegt, wie er damit umgeht.
"Mein Fokus gilt der Mannschaft. Darauf muss ich mich konzentrieren. Das ist das, was ich beeinflussen kann. Die Medien werde ich nie beeinflussen können."
"Marcel hat Glück, dass ich als Spieler ähnlich war. Deswegen versuche ich, die Spieler zu verstehen. Emotionalität gehört dazu. Aber jeder Spieler muss wissen: Der Trainer trifft die Entscheidungen. Jeder Spieler muss das akzeptieren."
Einerseits schon vor dem Lehrgang - denn auf Zurufe, die umfassendere Änderungen des Personals forderten, reagierte der 52-Jährige nicht. Andererseits bezüglich seines Auftretens während des Lehrgangs.
Wie es in ihm drinnen aussieht, weiß nur er selbst. Aber zumindest in seinen öffentlichen Auftritten zeigt sich Foda noch relaxter, als er es ohnehin schon über weite Teile seiner bisherigen Amtszeit tat.
Der Schluss liegt nahe, dass der Trainer in einer schwierigen Situation erst gar keine Hektik aufkommen lassen möchte und jetzt erst recht den Ruhepol gibt.
Foda: "Die Medien werde ich nie beeinflussen können"
"Es geht ja auch nicht um meine Person, insofern hat mich das auch nicht belastet", meint Foda im Hinblick auf seine nach einer Siegesserie zu Beginn der Amtszeit recht flott gefährdeter wirkenden Jobsicherheit.
Dies sei mehr ein Medien-Thema: "Und das ist ja okay, das ist normal. Aber man muss sich ja nicht mit dem beschäftigen, was die Medien schreiben. Das Wichtigste ist: Mein Fokus gilt der Mannschaft. Darauf muss ich mich konzentrieren. Das ist das, was ich beeinflussen kann. Die Medien werde ich nie beeinflussen können."
Aber via Medien kann der Teamchef sehr wohl manche Dinge beeinflussen. Die "Einladung", die Ruhe zu verlieren, gab es auch im bisherigen Verlauf des Lehrgangs.
Das beste Beispiel dafür ist die Causa Marcel Sabitzer und dessen, nennen wir es mal, unorthodoxes Shakehands bei seiner Auswechslung gegen Slowenien.
Foda war ähnlich wie Sabitzer
Dass dieses Thema groß wurde, konnte auch Foda natürlich nicht verhindern - das entspricht nicht nur der modernen Medien-Realität, sondern wäre vor 20 Jahren wohl nicht anders gewesen.
Dass es kein tagelanger Dauerbrenner wurde, lag aber wohl auch daran, wie es der ÖFB-Coach moderierte. "Für mich war das kein großes Problem. Marcel ist direkt nach dem Spiel zu mir gekommen, wir haben kurz darüber gesprochen und damit war das Thema für mich erledigt. Also kurz und knackig", meint Foda, der in Skopje bereits wieder darüber schmunzeln kann:
"Marcel hat Glück, dass ich als Spieler ähnlich war. Deswegen versuche ich, die Spieler zu verstehen. Emotionalität gehört dazu. Aber jeder Spieler muss wissen: Der Trainer trifft die Entscheidungen. Jeder Spieler muss das akzeptieren."
Man darf davon ausgehen, dass Foda dies dem Leipzig-Legionär intern durchaus eindringlich klargemacht hat, denn Respekt ist dem Disziplin-Fanatiker wichtig. Dass wegen dieser Szene der Charakter Sabitzers in Frage gestellt wird, passt dem früheren Sturm-Coach jedoch gar nicht:
"Nein, er hat schon einen guten Charakter. Wenn ein Spieler ausgewechselt wird, ist er nicht zufrieden. Es gibt dann Spieler, die diese Emotion zeigen, und andere, die eher ruhig und besonnen sind. Trotz allem ist es immer wichtig, dass man respektvoll miteinander umgeht. Er hat ja abgeklatscht, aber es ist ein bisschen dynamischer ausgefallen als üblich. Aber ansonsten ist es für mich jetzt nicht so ein großes Problem wie vielleicht für die Medien."
Slowenien Schnee von gestern
Dass der Sieg gegen Slowenien Foda auch entspannt nach Nordmazedonien reisen ließ, verwundert nicht. Entspannung ist jedoch nicht mit mangelndem Fokus gleichzusetzen, schließlich würde eine Niederlage in Skopje den jüngsten Erfolg schnell verblassen lassen und bedeuten, dass man gleich auf drei Mannschaften mindestens mit einem Rückstand von vier Punkten in den Herbst geht.
"Slowenien ist schon wieder Schnee von gestern", stellt der Teamchef daher klar, "wichtig ist, und das habe ich zu den Jungs auch direkt nach dem Spiel gesagt, dass wir in Nordmazedonien nachlegen. Da müssen wir genauso auftreten, mit der gleichen Leidenschaft und Begeisterung."
Für beide Mannschaften sei es ein sehr wichtiges Spiel: "Man muss ja nur die Tabelle lesen." Entsprechend gibt Foda die gewohnten Parolen aus, man muss sie nicht alle vor jedem Spiel wiederholen.
<<<Ergebnisse und Tabelle der EM-Qualifikations-Gruppe G>>>
Besonderes Augenmerk legt er nach den Erfahrungen der ersten drei Qualifikations-Spiele jedoch auf das Thema Effizienz. Auch in Klagenfurt habe man in der ersten Halbzeit zu viele riesige Torchancen liegen gelassen.
Mit positivem Spirit zum Erfolg
"Wir müssen einfach vor dem Tor noch entschlossener werden, noch gieriger und noch konzentrierter agieren, damit wir die Torchancen, die wir in jedem Spiel vorfinden, auch ausnützen. Wenn du Fußball-Spiele gewinnen willst, musst du Tore erzielen."
Alles in allem setzt Foda aber wie schon die ganze Woche auch in Skopje auf positiven Spirit und darauf, dass seine Spieler das ihnen nach dem schwachen Auftakt geschenkte Vertrauen weiter zurückzahlen.
"Ich bin überzeugt, dass wir wieder eine engagierte Leistung zeigen werden. Wir werden alles daran setzen, zu gewinnen, das wäre wichtig für die Tabelle, für uns alle. Man muss immer positiv denken."
Wichtig wäre für Foda wohl auch, dass er sich nach diesem Match nicht erneut gegen populistische Forderungen stellen muss. Dann hätte sich seine Ruhe wirklich ausgezahlt.