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Taktik-Analyse: Diese Fehler machte Österreich

LAOLA1 Foto: ©

Leider kein Neustart.

Beim 2:1-Sieg zum Start der WM-Qualifikation gegen Georgien fanden jene taktischen Probleme ihre Fortsetzung, die Österreich schon bei der EURO zu schaffen machten.

Diesmal war der Gegner aber nicht im Stande, die Schwächen für einen vollen Erfolg zu nutzen. Stattdessen reichte dem ÖFB-Team ein einziger Offensiv-Spielzug, um die wichtigen drei Punkte einzufahren.

Österreichs Offensiv-Schmäh

Julian Baumgartlinger und David Alaba positionierten sich im Spielaufbau relativ tief. Der Bayern-Spieler ließ sich oft sogar direkt zwischen die Innenverteidiger fallen – etwas, das Marcel Koller normalerweise überhaupt nicht gefällt.

Diesmal schien es der Teamchef jedoch explizit angeordnet zu haben. Alaba unterstütze die Abwehr im Spielaufbau und diktierte mit seinen weiten Vertikalpässen die Partie. Im Zwischenlinienraum fand er mit seinen Zuspielen Marko Arnautovic, Zlatko Junuzovic oder direkt Mittelstürmer Marc Janko.

Dieses Direktspiel führte nicht nur zu guten Kombinationen in Strafraumnähe, sondern auch zu einem starken Linksfokus (siehe Tweet) im österreichischen Spiel. Bemerkenswert dabei: Trotzdem wirkte Linksverteidiger Markus Suttner im Spielaufbau nur wenig eingebunden, ihm schien keine spezielle Rolle zugedacht worden zu sein.

Das zweite Tor zeigte perfekt vor, wie sich Koller seinen Offensiv-Plan vorgestellt hatte. Nach dem weiten Vertikalball auf Janko legte dieser perfekt ab für Junuzovic, dessen Pass wiederum Arnautovic zum Assist für den Basel-Stürmer nutzte. Den Treffer siehst du hier im VIDEO:

 

Georgische Umstellung trägt Früchte

Mit der 2:0-Führung im Rücken hätte Österreich den Sieg eigentlich sicher nach Hause spielen müssen – falsch gedacht! Stattdessen deckte Georgien-Coach Vladimir Weiss mit einer Umstellung zur Pause die taktischen Probleme des ÖFB-Teams schonungslos auf.

Teilweise erinnerte die Leistung der Koller-Elf an das EM-Spiel gegen Ungarn. Auch damals zeigte Österreich zwei grobe taktische Fehler: Einerseits die fehlende Kompaktheit in der Defensive, andererseits die Schwierigkeiten im Spielaufbau, sobald der Gegner eng am Mann steht.

Beides wusste Georgien auszunutzen, nachdem Weiss zur Pause von einem biederen 4-2-3-1-System auf ein offensiveres 4-1-4-1 umstellte.

Das Loch vor der Abwehr

Indem Sechser Guram Kashia weiter nach vorne rückte, konnte sein Team die weiten Abstände zwischen den österreichischen Mannschaftsteilen besser ausnützen. Ein gutes Beispiel dafür lieferte diese Szene vom Beginn der zweiten Hälfte.

Der Raum vor der ÖFB-Abwehr (im Bild rot markiert) ist völlig unbesetzt und lädt den Gegner damit geradezu ein, viele Tor-Chancen herauszuspielen. Solche Möglichkeiten boten sich den Georgiern immer wieder.

Österreich gelang es mit Fortdauer der Partie leider nicht, diese Lücken zu schließen. Beim Pressing stürmten die vier Offensiv-Spieler nach vorne, ohne das die defensiveren Mannschaftsteile nachrückten. Genau diesen Fehler sprach Koller nach der EURO mehrmals an. Trotzdem gelang es ihm nicht, ihn auszumerzen.

Spielaufbau funktioniert nicht mehr

Ein anderes Problem setzte sich ebenfalls fort. In der zweiten Hälfte attackierten die Georgier weiter vorne als noch vor der Pause. Dabei nutzten sie dieselbe simple Strategie, die schon Ungarn anwendete.

Wie das Bild zeigt, stand die Weiss-Elf im Pressing nah am Mann anstatt die freien Räume abzudecken. Damit wurde der österreichische Spielaufbau lahmgelegt. Jene direkten Vertikalpässe, die vor der Pause für Gefahr sorgten, waren nicht mehr so häufig zu sehen.

Solche Mannorientierungen im Fore-Checking können mit einstudierten Laufwegen umspielt werden. In der angesprochenen Situation hätte sich beispielsweise Zlatko Junuzovic fallen lassen können, um die freien Räume zu nutzen.

Ein Schuss vor den Bug

Genau jene taktischen Fehler, die das ÖFB-Team bei der EURO machte, beging man nun also erneut. Da hilft es wenig, wenn die Spieler betonen, sie wollen nicht mehr andauernd mit der verpatzten Endrunde konfrontiert werden.

Gegen Georgien reichte es trotz der Schwächen dank einer ordentlichen Portion Glück zum 2:1-Sieg. Gleichzeitig war dieses Spiel jedoch ein Schuss vor den Bug.

Im nächsten Spiel dürfen Koller und sein Team die bekannten Fehler nicht noch einmal begehen.


Hier die Stimmen der ÖFB-Kicker direkt aus Tiflis:


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