"Mit kleinen kosmetischen Maßnahmen ist das Stadion absolut zweitligatauglich"
In der RLW konnte man sich anschließend konsolidieren, belegte in den Folgejahren stets Plätze im gesicherten oder oberen Mittelfeld. Im Jahr 2013 wagte man schließlich den Schritt, die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft zu verknüpfen: Aus dem SC Bregenz wurde wieder Schwarz-Weiß Bregenz.
In der ersten Saison unter dem neuen, alten Namen folgte sogleich ein sportlicher Tiefschlag. Man erreichte nur Rang 15 in der Regionalliga und musste den Gang in die Vorarlbergliga antreten. "Was soll man sagen? Sportlich hat es einfach nicht funktioniert", resümiert Predrag Zivanovic.
Eliteliga als neue Chance
Es folgten zwei Ab- und direkte Wiederaufstiege - es schien so, als sei der Plafond erreicht. Im Osten Fußballösterreichs bekam man davon wenig mit. Dabei gab es auch ein Novum zu verzeichnen: im Jahr 2012 gelang es den Bregenzern als bisher einzigem Verein mit den Jugendteams der U13, U15 sowie der U17 Vorarlberger Meister zu werden.
Im Jahr 2019 erfuhr die Regionalliga West eine kleine Revolution. Die Teams aus Vorarlberg, Tirol und Salzburg spielen seither einen Grunddurchgang im jeweiligen Bundesland, danach folgt eine überregionale Phase mit den jeweils zwei besten Teams aus jedem der drei Bundesländer.
Durch Rang zwei in der Vorarlbergliga-Saison 2018/19 gelang der Sprung in die neu gegründete "Eliteliga Vorarlberg". Zivanovic spricht vom "Aufstieg im Jubiläumsjahr". Schließlich wurde der Vorläuferklub im Jahr 1919 gegründet, der "neue" Verein beruft sich auf dessen Tradition.
Mit Biss zum positiven Trend
Seither konnte man sich in der Eliteliga festsetzen. Im Vorjahr belegte man im Grunddurchgang zwar nur Rang neun, dies hatte jedoch gute Gründe, wie Zivanovic erklärt. "Mit dem Trainerwechsel zu Roman Ellensohn (im Sommer 2021, Anm.) haben wir gewusst, dass es ein schwieriger Herbst werden würde", blickt er auf einen Sommer zurück, der im Zeichen des Umbruchs stand.
"Unabhängig von den sportlichen Resultaten haben wir gewusst, dass wir bis zum Winter durchbeißen müssen. Ab Oktober hat sich dann ein positiver Trend eingestellt", so Zivanovic. Man habe die Wintervorbereitung und das Frühjahr bewusst genutzt, um sich auf den Sommer dieses Jahres vorzubereiten.
"Wir haben gewusst: Wenn wir im Sommer nicht wieder einen Umbruch haben, können wir diese Qualität auch ausnutzen. Im Endeffekt konnten wir dann über 90 Prozent des Kaders halten", zeigt sich der Sportdirektor erfreut.
Hinzu kamen namhaften Verstärkungen wie Lukas Katnik (Dornbirn), Carlos Berlinger (Austria Lustenau) und Veljko Vukasinovic (FC Schaffhausen).
"Müssen dem Druck gewachsen sein"
Wie soll es für den ambitionierten Ex-Bundesligisten nun weitergehen? "Wir machen unsere Arbeit und möchten natürlich in die Playoffs kommen", bleibt Zivanovic vorsichtig. "Dass man jetzt von Begriffen wie 'Profimannschaft' und so weiter spricht, da kann ich aber nicht zustimmen", nimmt er Spekulationen aus dem Vereinsumfeld den Wind aus den Segeln.
"Es wurde halt so auf uns zugetragen, dass wir der absolute Favorit sind. Wir sehen das so aber nicht", hält der frühere Goalie fest. "Nichtsdestotrotz: Wenn man in so einer Position ist als SW Bregenz, muss man so einem Druck gewachsen sein", weiß er.
Abgeneigt sei man einem weiteren Emporkommen jedenfalls nicht, wie er erklärt. "Sollten wir es sportlich wirklich schaffen, werden wir auf jeden Fall den Lizenzantrag für die 2. Liga stellen und möchten auch effektiv aufsteigen", gibt er die Marschroute vor.
Davor gilt es jedoch noch ein gutes Stück Arbeit zu verrichten. Man wolle in Absprache mit Stadt und Land die weiteren, nötigen Schritte gehen, so Zivanovic. "Wir haben in den internen Gesprächen auch geschaut, was der Verein hinsichtlich der Infrastruktur, der Struktur um den Vorstand oder den Nachwuchs vielleicht auch ein bisschen versäumt hat", sagt er. "Da sind wir der Meinung, dass wir in der Corona-Zeit bereits sehr viele Sachen aufräumen konnten", hält er fest.
Am Ende sei wichtig, "in diesen und weiteren essenziellen Bereichen das Fundament für den ganzen Verein gelegt zu haben", gibt der sportliche Mastermind einen Ausblick.
Infrastruktur: Nur Kosmetik dank Bundesliga-Vergangenheit
Der Verein hat seine Heimstätte damals wie heute im Bodensee-Stadion. Was vor knapp 20 Jahren noch die Tauglichkeitskriterien der Bundesliga erfüllte, tut es freilich heute nicht mehr. Doch es bringt eine wertvolle infrastrukturelle Basis mit.
"Unter dem Strich kann ich Stand heute sagen: Mit kleinen kosmetischen Maßnahmen ist das Stadion absolut zweitligatauglich. Wir werden also, was die Infrastruktur angeht, keine Probleme bekommen", freut sich Zivanovic. Was es noch braucht, benennt der 41-Jährige auch. "Wir sind alle Themen durchgegangen. Da geht es um Dinge wie Flutlicht oder Sanitäranlagen, um deren Größe und Kapazität", gibt er Einblick.
Unsicherheitsfaktor Energiekrise
Das über allen Klubs, speziell ab der dritten Leistungsstufe, schwelende Thema ist die allseits für rauchende Köpfe sorgende Energiekrise. Diese macht bekanntlich auch vor dem Sport nicht Halt. "Es hat seitens unseres Stromanbieters im Mai eine Erhöhung der Strompreise gegeben. Dieser ist aber, wenn man die letzten Tage hernimmt, sehr stabil. Wir haben da im Moment noch keine Auswirkungen", erklärt Zivanovic. Die Energiesituation ändert sich im Moment täglich, sodass alles nur eine Momentaufnahme ist.
Das weiß man auch in Bregenz. "Aktuell könnten wir aber nicht sagen: 'Oje, was machen wir jetzt, wie gehen wir weiter vor?' Unsere Sicherheit ist aktuell unser Stromanbieter, da gibt es im Moment nichts zu bemängeln, wo wir Angst haben müssten." Die Zukunft ist ungewiss. "Was in ein oder zwei Wochen passiert, kann niemand sagen. Man braucht ja nur schauen, was in Wien passiert ist. Das kann sehr schnell gehen", weiß er um die aktuell valide Lage.
Vorarlberger Quartett in der Bundesliga?
Der Fokus liegt jedoch auf dem Sportlichen. Und dort ist man im Moment drauf und dran, an alte Erfolge anzuknüpfen. Geht der Aufwärtstrend bei den Schwarz-Weißen so weiter, könnte neben Altach, Austria Lustenau und Dornbirn bald ein vierter Verein aus dem westlichsten Bundesland in den Kreis des Profifußballs vorstoßen.
"Schöne Grüße in den Osten", schickt Zivanovic zum Abschluss des Gesprächs. Vielleicht kann er sie bald persönlich vorbeibringen.