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"AMS-Camp": Zwischen Ungewissheit und Aufbruch

"AMS-Camp": Zwischen Ungewissheit und Aufbruch Foto: © younion_daseinsgewerkschaft

Das "Zurück ins Spiel-Camp” der younion für vertragslose Spieler in Streinbrunn: Strahlender Sonnenschein und der stete Wind, der hier einfach dazugehört, begrüßen die Kicker an diesem Vormittag.

Rene Poms, der im März beim kroatischen Erstligisten NK Osijek gehen musste (hier im Interview>>>), und Ex-WAC-Coach Slobodan Grubor bitten zum Training.

Auf den Weg über den Parkplatz zum Trainingsplatz machen sich in diesem Jahr einmal mehr prominente Namen. Darunter die Ex-Rapidler Deni Alar und Stephan Auer, Oliver Filip (zweimal Meister in der 2. Liga), Christoph Halper (zuletzt Lafnitz) und Julian Turi (zuletzt Ried).

Ex-Osijek-Coach Rene Poms coacht die vertragslosen Kicker in diesem Jahr
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Premiere für (fast) alle

Im Training, in dessen Mittelpunkt hauptsächlich Inhalte wie Technik, Koordination und Ausdauer stehen, wird rasch sichtbar, dass jeder Einzelne hier um seine Zukunft kämpft.

Geschenkt wird sich nichts, wenngleich das Verhältnis unter den Kickern durchaus freundschaftlich ist. Kein Wunder, bilden sie doch einmal mehr eine Schicksalsgemeinschaft.

Für fast alle Anwesenden ist es ihre Premiere als arbeitsloser Kicker. Einzig Goalie Oktay Kazan (zuletzt Vienna) stand schon einmal für sechs Monate ohne Arbeitgeber da.

"Die Jungs ziehen alle voll mit, da lässt sich kein Einziger hängen, die Einstellung ist top”, schildert Trainer Poms.

Trotz der schwierigen Situation sei die Stimmung in seiner Truppe gut, betont der Steirer.

“Ich bin jetzt auch nicht mehr so jung und kann nicht wie ein 18-Jähriger um das kollektivvertragliche Entgelt spielen.”

Oliver Filip

“Jeder von den Jungs hat das Zeug, bei einem Klub unterzukommen.”

Rene Poms

Doppelter Zweitliga-Champion auf Klubsuche

Doch die Ungewissheit ist bei allen Teilnehmern zu spüren, das wird am Mittagstisch deutlich.

An diesem sitzt auch eine Vertreterin von KADA, einem Unternehmen für Laufbahnberatung, welches das Camp aktiv unterstützt und den Kickern berufliche Alternativen aufzeigt.

Denn, und das ist auch klar, niemand gibt sich hier der Illusion hin, dass mit Abschluss des Camps Ende Juli alle Kicker mit einem Vertrag dastehen.

Eine Option, mit der sich (noch) nicht alle "AMS-Kicker" eingehend beschäftigen. Oliver Filip gehört zu jenen, die dies tun.

Die Wahrscheinlichkeit, wieder einen Verein zu finden, hält er persönlich zwar für größer, dennoch ist ihm bewusst, dass es auch anders kommen kann. Filip ist jetzt 25 Jahre alt und steht so mitten im Erwachsenenleben.

"Ich bin jetzt auch nicht mehr so jung und kann nicht wie ein 18-Jähriger um das kollektivvertragliche Entgelt spielen", sagt der 25-Jährige. Sein Ziel sei es, zumindest wieder in der 2. Liga anzudocken.

Noch sei nichts Konkretes dabei gewesen, "man wird sehen, wohin es geht", meint er nüchtern. Sollte es nicht mehr für einen Profivertrag reichen, könne er sich vorstellen, eine neue Ausbildung zu starten.

Auch Ex-Rapidler Deni Alar rückte heuer ins Camp ein, nachdem sein Vertrag bei der Vienna auslief
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Abstieg mit Steyr als Knackpunkt

Der Flügelspieler ist neben Deni Alar der bisher prominenteste Einrücker ins Camp. Dass es einmal einen wie ihn treffen würde, war vor wenigen Jahren nicht abzusehen. Filip war ein aufgehender Stern im heimischen Fußball, wechselte 2017 als amtierender Youth-League-Sieger mit Red Bull Salzburg zu Sturm Graz und wurde dort sogar Cupsieger.

Doch eine Verletzung gleich zum Saisonstart verhinderte seinen Durchbruch. Dennoch folgten weitere Erfolge: In den Jahren danach durfte er zweimal den Meistertitel in der 2. Liga stemmen (mit Wattens und Blau-Weiß Linz), ehe es ihn zu Vorwärts Steyr zog.

Dort lernte er erstmals die weniger schönen Seiten des Profikicks kennen, stieg am Ende dieser Saison ab. "Leider hat heuer einiges nicht gepasst, vielleicht wollte man in Steyr den Profibetrieb zu sehr", resümiert er.

“Wir hatten eigentlich eine gute Truppe, aber es hat rundherum manches nicht gepasst”, erklärt der Ex-"Blackie". Auch der erneute Umbruch im Sommer sei rückblickend nicht ideal gewesen.

Auch für Julian Turi, zuletzt bei Ried, reichte es bisher nicht zu einem neuen Vertrag. Für den Abwehr-Youngster ist die Situation besonders bitter: Er gehörte nach dem Herbst noch zu den Gewinnern bei Ried. Doch als Christian Heinle, der voll auf den 21-Jährigen setzte, gehen musste, sah auch Turi kein Land mehr, der Abstieg besiegelte sein Schicksal.

Auer vor neuem Engagement?

Besonders herausfordernd ist die Situation für Valerian Hüttner. Der 22-Jährige fungierte in dieser Saison als Ersatzkeeper bei Vorwärts Steyr und ist damit neben dem bereits erwähnten Filip und Silvio Apollonio einer von derzeit drei Camp-Teilnehmern aus den Reihen des Zweitliga-Absteigers.

Er ist sich seiner Lage durchaus bewusst, kann sich auch ein Leben als Halb-Profi vorstellen. Ein Engagement in "Liga zwei, drei oder vier" hält er für realistisch.

Bei Stephan Auer hingegen stehen die Zeichen womöglich schon wieder auf Abschied aus dem Camp. Der 32-Jährige war bei den Einheiten, bei denen LAOLA1 vor Ort war, nicht anzutreffen. Ob er dies noch einmal sein wird, wird sich zeigen.

Denn die Abwesenheit des früheren Rapid- und Admira-Akteurs hatte gute Gründe: Auer traf sich mit seinem Manager, es gehe um seine Zukunft, war zu vernehmen. Ihm dürfte ein neues Angebot vorliegen.

Es überwiegt (noch) die Hoffnung

In den kommenden Wochen könnten noch weitere Kicker ins Camp einrücken, sie alle kämpfen um ihre Zukunft.

Die Stimmung schwingt auf einer Amplitude zwischen sorgenvoller Ungewissheit und Hoffnung, ja fast Aufbruchstimmung hin und her.

Kein Wunder, dass das Spektrum an Emotionen derart breitgefächert ist, handelt es sich doch um jene Situation, in die kein Spieler je kommen will und bietet gleichzeitig eine Chance auf einen Neuanfang.

Am Ende aber überwiegt, zumindest derzeit noch, die Hoffnung. Die Hoffnung darauf, weiter das tun zu können, was man liebt und seine Zukunft zumindest kurzfristig sichern zu können. Es geht nicht zuletzt darum, den eigenen Lebenstraum nicht platzen sehen zu müssen.

"Jeder von den Jungs hat das Zeug, bei einem Klub unterzukommen", glaubt Rene Poms an seine Truppe.


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