Kein Neuling in der Politik
Romario de Souza Faria, der 1994 mit Brasilien die Weltmeisterschaft in den USA gewann, ist kein politischer Quereinsteiger. 2010 wählten ihn die "Cariocas" zum Abgeordneten des Bundesstaates Rio de Janeiro, vier Jahre später kandidierte er erfolgreich für den Senat.
Anfangs noch ein Anhänger der brasilianischen Sozialdemokratie (PSDB), wechselte er 2017 zur Zentrumspartei PODEMOS und wurde Chef von deren Ableger in Rio. Hervorgetan hat sich der nur 1,67 Meter große Ex-Torjäger bisher vor allem als energischer Kritiker der Reichen und Mächtigen.
Korruption und Verschwendung öffentlicher Gelder, vor allem im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2014 und den Olympischen Spielen 2016, Gewalt, Kriminalität und die grassierende Armut in den Favelas sind die Themen, die "Baixinho" (der Kurze) besetzt.
Viele Probleme in Rio
Rio de Janeiro ist der Bundesstaat mit der höchsten Bevölkerungsdichte und der - nach Sao Paulo - zweithöchsten Wirtschaftsleistung. Seit den Sommerspielen vor zwei Jahren scheinen die sozialen Probleme jedoch zu explodieren.
2017 wurde die höchste Mordrate seit fast zehn Jahren registriert. "Leider gibt es jeden Tag mehr LKW-Diebstähle, bewaffnete Raubüberfälle, und die Leute fühlen sich hilflos", erklärte Romario.
Nun wird sogar der Ruf immer lauter, die Armee solle für Recht und Ordnung sorgen. Romario will indes die Polizei verstärkt auf die Straßen schicken. "Die Gewalt nimmt überhand und wir müssen handeln."
Es droht eine Stichwahl
Sein größter Gegner um den Gouverneursposten ist ein ehemaliger Bürgermeister der Stadt Rio de Janeiro. Eduardo Paes, der für die Konservativen Democratas (DEM) im Rennen ist, lag in den Umfragen noch im August hinter Romario, überholte den Ex-Sportler dann aber.
Die jüngste, am Mittwoch publizierte Umfrage des Instituts Ibope verortete ihn bei 26 Prozent, während Romario als sicherer Zweiter auf 19 Prozent kam.
Schafft kein Bewerber im ersten Wahlgang am Sonntag eine absolute Mehrheit, gibt es eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen. Stattfinden würde der zweite Durchgang am 28. Oktober, für den Sieg dann eine einfache Mehrheit reichen.
Laut Ibope wäre Romario der Favorit, sollte er die Stichwahl erreichen. Im föderal aufgebauten politischen System Brasiliens hat der Gouverneur in etwa die Machtfülle von Landeshauptleuten in Österreich.
Unterstützung eines Superstars
Im Fußball hat sich Romario bereits zahlreiche Meriten verdient, ehe er seine Schuhe 2008 an den Nagel hängte. Der heute 52-Jährige kickte unter anderem für Barcelona, Vasco Da Gama, PSV Eindhoven, Valencia und Flamengo, in den USA und Australien, war Meister in Spanien und den Niederlanden.
1994, im Jahr des WM-Gewinns, wurde er zum Weltfußballer des Jahres gewählt. Seine 55 Treffer bedeuten den vierten Platz in der "Selecao"-Rekordliste hinter Pele (77), Ronaldo (62) und Neymar (57).
Von Neymar, der in Frankreich bei Paris Saint-Germain engagiert ist, bekam Romario nun auch dringend notwendige Hilfe im Wahlkampf-Finish. "Ich bin hier, um zu sagen, dass ich dich unterstütze und alle, die mit dir gehen", richtete der Offensivspieler in einer Videobotschaft aus.
Wenn der 26-Jährige nicht in Frankreich ist, logiert er hauptsächlich in einer Luxusvilla in Mangaratiba, einem kleinen Badeort in Rio de Janeiro.